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des Burgplatzes auf dem Zähringer Burgberg, wo das feste Haus zwar immer wieder
zerstört und doch am gleichen Ort wieder aufgebaut wurde. Woran liegt das? Gab
es gleichzeitig oder nacheinander mehrere Zähringer Kirchen? Und: weshalb sind die
drei genannten überhaupt als „Zähringer Kirchen" anzusprechen?
Waren sie tatsächlich solche, dann hat unser Fragen bereits eine historische Dimension
angenommen. Sind doch zwei der Kirchen verschwunden. Aber wann? Und
wann sind sie entstanden? Dieses Fragen gilt — ganz dem Metier unserer Jubilare
entsprechend — einer vergangenen Zeit. Wir fragen nach der Zähringer Kirche „in
der Zähringerzeit", als die Herzöge vor neunhundert Jahren auf dem Burgberg über
ein Jahrhundert lang hausten, als in sechs Generationen fünf Bertolde und ein Konrad
auf die Geschichte Alemanniens und des Reiches Einfluß nahmen und in der Geschichte
der Kirchen- und Klosterreform von sich reden machten.2 Ist die „Zähringerzeit
" somit ein historischer Begriff, so kann dies von der „Zähringer Kirche"
nicht ohne weiteres gesagt werden. Steht doch nicht einmal fest, ob mit ihr die Kirche
im Dorf oder die zur Burg gehörige oder gar jene Kirche gemeint ist, in der sich die
Tradition der Zähringer am stärksten verdichtet hat. So gesehen gab es womöglich
mehrere Zähringer Kirchen, vielleicht sogar eine solche, die als Inbegriff der „Zarin-
gia" gelten könnte. „Zaringia" ist ein quellengemäßer Begriff, dem Thomas Zotz in
seiner Freiburger Antrittvorlesung nachgegangen ist.3 Fragen wir also, welche Vorstellung
man in der Zähringerzeit mit dem Namen Zähringen verbunden hat. War das
Dorf, eine Siedlung, oder eine Befestigung, die Burg gemeint, der damals gewiß
weithin sichtbare Sitz der Herrschaft, oder gar eine abstrakte Größe, den Inbegriff
dessen, was Siedlung, Burg, Geschlecht und Herrschaft zusammen bedeuteten?
„Auf der Suche nach der Zähringer Kirche in der Zähringerzeit" gilt es mithin zu
bedenken, daß die Bezugsgröße „Zähringen" in der Zähringerzeit eine jeweils verschiedene
sein konnte, das Dorf, die Burg oder die Herrschaft als solche. Zu fragen
ist, ob dies auch für die „Kirche" zutrifft. Aber war nicht die Zähringer Kirche in
der Zähringerzeit die Kirche des zähringischen Hausklosters St. Peter auf dem
Schwarzwald oder das Freiburger Münster? Gewiß: der vielgerühmte romanische
Münsterbau der Zeit um 12004 hat wohl alle übrigen von den Zähringern und von
den ihnen zuzuordnenden abhängigen und unabhängigen, weltlichen und geistlichen
Leuten, Mönchen, Bürgern und Dienstleuten erbauten Kirchen an Größe und Ausstattung
überragt. Konkurrieren konnten wohl nur das Zürcher Großmünster oder
vielleicht die Berner Münsterkirche. Von den Kunsthistorikern wird die Freiburger
Bürgerkirche mit den oberrheinischen Bischofskirchen, mit dem Basler und Straßburger
Münster verglichen.
Da es „die" Zähringer Kirche schlechthin offenbar nicht gab, bietet es sich an,
nach „Zähringer Kirchen" Ausschau zu halten, nach solchen zwar, die unter herrschaftlicher
Anteilnahme der Zähringer entstanden sind und dem Anspruch des Herzogsgeschlechtes
entsprochen, wenn ihn nicht demonstriert haben. Die historische
Komponente des so in den Blick tretenden Ensembles von Kirchen ist schon deshalb
interessant, weil es einen Werdegang in einem räumlichen Zueinander aufzuzeigen
scheint. Damit sind freilich andere, nicht zum zentralen Herrschaftssitz der Zähringer
gehörende Kirchen — etwa die Kirchen in Freiburg im Üchtland oder Burgdorf,
in Villingen oder Weilheim oder auch in Hirsau, wo Bertold I. sein Grab gefunden,
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