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ren, teilweise entmannt worden seien (ex parte eunuchizatis)40, kaum durch die
Flucht retten können»
Tatsächlich wissen wir, daß die dem alten Bertold aberkannte Grafschaft im Breisgau
vom Salierkönig dem Straßburger Bischof übertragen worden war.41 Dort also,
wo auch der Basler Bischof zahlreiche Kirchen besaß, setzte sich der junge Bertold
durch. Wenn von geschändeten Kirchen und der Entmannung von Bauern die Rede
ist, kann man sich ein Bild davon machen, wie es in der Freiburger Bucht zugegangen
sein wird, wo Basler und Zähringer Leute nebeneinander wohnten und wo der Straßburger
Bischof die Grafschaftsrechte erhalten hatte.
Nachdem der im Jahr 1079 zum Herzog von Schwaben eingesetzte Friedrich seine
feste Burg Staufen erbaut hatte,42 suchte Bertold an Stelle des bedrohten nordostschwäbischen
Herrschaftssitzes seines Vaters einen neuen. Zuerst bemühte er sich
vergeblich darum im westlichen Bereich des Bodensees, im Thurgau und Hegau, war
dann aber im Breisgau erfolgreich. Daß von nun an schrittweise eine Reihe von Siedlungen
und Kirchen in den Blick treten, die Zähringer Burg, das von Weilheim nach
St. Peter verlegte Hauskloster, der Freiburger Markt bzw. die Freiburger Stadt mit
der Burg Freiburg auf dem Schloßberg, spricht nachdrücklich dafür, Der Anknüp-
fungs- und Ausgangspunkt dieser Herrschaftsverdichtung am Schwarzwaldrand zwischen
Dreisam und Glotter war zunächst fraglos der Zähringer Burgberg, von dessen
uralter Geschichte damals vielleicht noch (besiedelte?) Bauten oder auch Ruinen, sicher
aber mündlich weitererzählte Geschichten kündeten, wie sie später in den Zähringersagen
noch faßbar sind.43 Der Aufbau eines Zähringersitzes — neuerdings
spricht man gerne von „zentralen Orten" oder gar von „Zentren"44 — setzte mit der
Burgherrschaft ein, worauf die Einrichtung eines Marktes und die Stadtgründung
folgten. Wenn berichtet wird, der Basler Bischof habe damals seine Stadt durch eine
Mauer geschützt,45 also befestigt, muß wohl damit gerechnet werden, daß auch das
Herzogsgeschlecht für die Wehrhaftigkeit seiner Sitze, des Zähringer Burgbergs wie
der „Zähringerburg Freiburg" und der Stadtsiedlung, Sorge getragen haben.46
Nun sind Zeiten der Wirren und Kriege schon immer zur Bereicherung mißbraucht
und zu diesem Zweck nicht selten Usurpationen vorgenommen worden, die dann um
der Wiederherstellung des Friedens willen schließlich toleriert wurden» Und es gibt
Gründe dafür anzunehmen, auch bei der Eroberung des Breisgaus durch Bertold II.
seien ähnliche Machenschaften nicht ausgeblieben.47 Trifft es aber zu, daß kriegerische
Auseinandersetzungen der Errichtung der „Zähringer" Burgherrschaft eher förderlich
denn abträglich gewesen sind, diese damals begonnen und in organisatorischer
Hinsicht aufgebaut wurde, dann fügt sich in einen solchen Vorgang auch die
Organisation der kirchlichen Verhältnisse ein,
III.3 Die Gründung der Reutebachkirche
zur Zeit der Wirren des Investiturstreites in Schwaben
Daß Kirchen ihres Schutzes wegen den Burgen nicht allzu ferne sein sollten, leuchtet
ein. Daß jedoch die Reutebachkirche geradezu ein Teil der Burgherrschaft und dazu
sogar Pfarrkirche gewesen oder doch geworden ist, setzt, wenn schon nicht eine neue
Gründung, so doch einen politischen Akt voraus. War diese Kirche eine zähringische
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