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chen Textspuren Brüche und andere Veränderungen chronologisch festmachen und
unter Hinzunahme weiterer Quellen aus der Zeit erklären. Schließlich können auch
rechtliche Zustände innerhalb einer Grundherrschaft herausgefiltert werden, wodurch
eine Gesamtschau über die Wirtschaft und die angrenzenden Bereiche vervollständigt
wird.
b) Günterstal und der Günterstaler Berain von 1344
Daneben existieren Untersuchungen, die sich unter verschiedenen Gesichtspunkten
auf ein spezielles Urbar beziehen.43 Von besonderer Bedeutung für eine Arbeit über
den Günterstaler Berain von 1344 sind dabei Veröffentlichungen, die sich mit dem
Tennenbacher Güterverzeichnis befassen.44 Grund dafür ist die enge Beziehung zwischen
den Klöstern Tennenbach und Günterstal und die naheliegende Vermutung, daß
das Tennenbacher Güterbuch als Vorbild für den Günterstaler Berain gedient hat.43
Zu Günterstal selbst oder dem Berain von 1344 wurden in der Forschung bisher
nur wenige Aussagen gemacht. Zur Lage und Geschichte der Zisterzienserinnen in
Günterstal äußerte sich zuerst Joseph Bader, der sich bei seiner Darstellung um Quellennähe
bemüht.46 Neueren Datums ist der Aufsatz Ernst Drehers/7 der zwar in erster
Linie eine Momentaufnahme des Klosters gegen Ende des 18. Jahrhunderts enthält
, aber auch Besitzgeschichte und Einkünfte des Klosters offenlegt. Dabei geht er
bis in die Anfange zurück. In die früheste Klostergeschichte fuhrt auch Kraus,48 der
den angeblichen Gründungsakt kritisch hinterfragt und nach historischen Anhaltspunkten
für die Schenkung des sagenhaften Klostergründers Günter von Kyburg
sucht. Fünf Wappenskulpturen des Klosters beschreibt Fritz Ziegler, deren Besonder-
heiten die persönlichen, meist von Äbtissinnen stammenden Zugaben sind.49 Mehr
den ökonomischen Belangen des Klosters zugewandt ist ein Beitrag Webers, der sich
gegen die allzu positive Darstellung der wirtschaftlichen Lage der Zisterzienserinnen
während des Interregnums (1250—1274) durch Bader wendet. Er begründet seine Kritik
mit einer Urkunde, die den Verkauf von Grund und Boden an das Kloster Tennenbach
beinhaltet. Dieser Verkauf war nötig geworden, um eine Geldschuld der Nonnen
von Günterstal zu begleichen.50
Von der schriftlichen Überlieferung des Klosters ist, abgesehen von der oben erwähnten
Urkunde, nur das Necrologium ediert worden.51 Ein Teil der ungedruckten
Quellen befindet sich im Stadtarchiv Freiburg;52 den größten Teil der schriftlichen
Überlieferung, besonders die mittelalterlichen Bestände, beherbergt das Badische
Generallandesarchiv in Karlsruhe, wo auch der Berain von 1344 aufbewahrt wird.53
Diesem ist bislang keine eigenständige Behandlung zuteil geworden, obwohl er in der
Literatur nicht ganz unbeachtet blieb: Kleiber54 und Schillinger55 greifen darauf
ebenso zurück wie Schäfer bei seiner Untersuchung über „Die ältesten Zinsrödel im
Badischen Generallandesarchiv"56 und die verschiedenen Veröffentlichungen zum
Tennenbacher Güterbuch, die das Günterstaler Beispiel zum Vergleich heranziehen
.57 Auch für die Arbeiten am Historischen Südwestdeutschen Sprachatlas fand
der Günterstaler Berain von 1344 Verwendung.58
Angesichts der Bedeutung und der Sonderstellung des Tennenbacher Güterbuchs
unter den Urbaren ist es allerdings verwunderlich, wie wenig Beachtung insgesamt
seiner „Nachahmung", dem Günterstaler Berain, bislang geschenkt wurde. Dieser
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