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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0053
liches Glasfenster im Freiburger Münster aus der Mitte des 14. Jahrhunderts zählt zu
den frühesten Zeugnissen. Ebenfalls gestiftet von Johannes Snewelin, zeigt das sogenannte
Snewelinfenster (6. Fenster von Osten im südlichen Obergaden) mehrere
Bergbaudarstellungen, und die Widmungsinschrift der Bergleute unter dem Fenster
lautet dementsprechend: DIS GÜLTEN DIE FRONER ZE DEM SCHOWINS-
LANT, (Das neuhochdeutsch anmutende ~n~ in Schowinslant ist vermutlich erst bei
einer Renovierung zwischen dem 16, und 18. Jahrhundert durch einen unbekannten
Fensterrestaurator eingeschoben worden.)14

Für die Typbestimmung unter semantischem Aspekt stellt M. Horst den Namen
Schauinsland zu einer Gruppe von Ortssatznamen, die wie er die Lage des bezeichneten
Ortes kennzeichnen und oft ein Verb des Sehens enthalten —je nach der jeweils
gesprochenen Mundart beispielsweise kieken, schauen, lugen, gucken, sehenJ5
Während jedoch manche dieser Namen relativ häufig auftreten, bezeichnet der Name
Schauinsland heute nur einen einzigen Träger, den Hausberg Freiburgs!16

Der weitaus verbreitetste Name in dieser Gruppe ist Luginsland.11 Er wurde allerdings
nicht nur für landschaftliche Erhebungen verwandt, sondern besonders auch
für Türme, die einen weiten Blick in das umliegende Land ermöglichten — und zwar
weniger zum Zwecke der Landschaftsbesichtigung, sondern vielmehr in ihrer militärischen
Funktion als Warttum gegen herannahende Feinde. So führt Horst allein zehn
Türme in den Stadtmauern meist ober- und mitteldeutscher Städte wie Basel, Nürnberg
, Augsburg, Ulm, München, Worms, Rothenburg, Dinkelsbühl, Krems und
Dornbach bei Wien mit dem Namen Lug ins Land auf. Hier wird neben der Lagebeschreibung
der zweite Aspekt des Namens Luginsland deutlich, die Bezeichnung der
militärischen Bedeutung. Außerdem hießen oder heißen so ein Bollwerk in Straßburg
, ein Berg in Klosterneuburg, ein Haus in Köln, eine Flur in Müllheim/Baden,
eine Burg zwischen Pechau und Semriach. Vermutlich wurde die große Verbreitung
des Namens dadurch unterstützt, daß er auch als Appellativ gebräuchlich war. (Dem
Namen Luginsland wurde übrigens 1928 der Ausdruck Lüg-ins-Land nachgebildet
für den Turm der Presseausstellung in Köln, in Anspielung auf lügenhafte Zeitungsberichte
.)

Zum gleichen Typ wie die oberdeutschen Namen Schauinsland und Luginsland gehören
ihre niederdeutschen Entsprechungen Kiek in de Elve™ oder Kiek in de
Peene19. Die so benannten Burgen wurden Anfang des 14. Jahrhunderts am Ufer
der Elbe bzw, der Peene erbaut als Zwingburgen gegen Aufständische und andere
Feinde, aber schon bald wieder zerstört. Ebenso wie Luginsland können also auch
diese Burgen ihre Namen nicht nur von der Lage am Fluß erhalten haben, sondern
zugleich von der militärischen Funktion des Spähens, des Ausschauens nach
Feinden.

Aufgrund der Ähnlichkeit der Namensbauweisen könnte man nun eine Ähnlichkeit
auch der Bedeutung vermuten: Gehört auch der Schauinsland zu den Namen, die
nicht nur die Lage des bezeichneten Ortes angaben, sondern auf eine ehemals militärische
Funktion hindeuten? Ist auch die — wortgeographisch eher überraschende -
Verwendung des mittelhochdeutschen Verbs schouwen anstatt des Mundartwortes lugen
in dieser Richtung zu interpretieren? Nach Boesch20 stehe der Mundart lugen
zwar näher, doch sei das Wort schouwen/schauen dem älteren Alemannischen noch

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