http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0058
In seiner Heidelberger Zeit entstanden die ersten Gedichte. Im Liberproverbiorum
Salomonis, gedruckt 1565 in Dillingen bei Sebaldus Mayer, ließ er zwei Eclogae -
die erste datiert 1558 — abdrucken. In diese Zeit fallt auch seine Bekanntschaft mit
Petrus Lotichius Secundus, der ihm — an gleicher Stelle gedruckt — eine Elegia widmete
. Es ist nicht auszuschließen, daß Schopper bereits in Heidelberg Beziehungen
zu seinem späteren Verleger und Förderer Sigismund Feyerabend aufnahm. Dieser
wurde 1528 in Heidelberg geboren. Er absolvierte seine Lehre als Formschneider bei
seinem Vater, arbeitete dann in Augsburg und kehrte wieder nach Heidelberg zurück,
wo er bis zu seiner Verheiratung 1559 blieb. Ab 1559 ist er dann in Frankfurt zu finden
, wo er zusammen mit Margarethe Güllferich-Han und dem Buchdrucker Georg
Rab 1562 die Frankfurter Companei begründete. Nach kurzer Zeit war er der einflußreichste
Verleger Frankfurts. Er starb 1590,9
Im Laufe des Jahres 1559 muß Schopper Heidelberg verlassen und sich nach Köln
begeben haben, wo er am 5. Dezember 1559 in die Matrikel der Universität eingeschrieben
wurde.10 Im Jahre 1560 ließ er in Köln Gedichte unter dem Titel Eligia-
rum Liber drucken.11 Wann Schopper Köln verließ und nach Frankfurt ging, ist unbekannt
. Nach Angabe der ADB soll er 1562 auf Betreiben Feyerabends die
lateinische Bearbeitung des Reinike Fuchs begonnen haben. Diese Arbeit sei unterbrochen
worden, weil er zu den Soldaten ging („von den Soldaten weggenommen
wurde4')12 und in Ungarn gegen die Türken kämpfen mußte.
Der türkische Sultan Sulaiman IL hatte im Krieg 1540—1547 den größten Teil Ungarns
besetzt. In der Zeit vom 13. bis zum 19. Juni 1547 wurde zwischen Habsburg
und der Türkei ein Waffenstillstand auf fünf Jahre vereinbart. Hierin verpflichtete
sich Habsburg zur Zahlung von 30 000 Dukaten jährlich an die Türken, wobei jedoch
Kleinkriege ausdrücklich möglich bleiben sollten. Am 29. März 1553 wurde in einem
neuerlichen Waffenstillstand die Zahlung an die Türken auf 15 000 Dukaten reduziert
. Die Kämpfe flackerten jedoch 1557/58 bis 1562 immer wieder auf. Vor allem
im Frühjahr 1562 kam es zu mehreren Gefechten und zu einer vergeblichen Belagerung
von Szatmär. In Istanbul konnte Kaiser Ferdinand 1562 einen Waffenstillstand
auf acht Jahre gegen einen Tribut von jährlich 30 000 Dukaten erreichen. Der ganze
mittlere Teil des Königreiches Ungarn geriet in die Gewalt der Türken. In Siebenbürgen
regierte als türkischer Vasall Johann Siegmund Zapolya, der unter dem Schutze
Sulaimans nach Ferdinands Tod die Gelegenheit zu einem Liberfell auf die an der
Nordgrenze gelegene Festung Szatmär nutzte. Der 1564 zur Regierung gekommene
Kaiser Maximilian IL mußte nun ebenso zu den Waffen greifen. Der Krieg begann
jedoch erst im Sommer 1566 und dauerte bis 1568. Auch im Laufe der folgenden
Jahre kam es immer wieder zu Kämpfen.13
Hartmann Schopper hatte sich 1562 wohl in jugendlichem Leichtsinn zur Teilnahme
am Krieg entschlossen. Er zog in Begleitung Maximilians und vieler Fürsten
Deutschlands nach Osterreich. An den Kämpfen nahm er aber wahrscheinlich nicht
teil. Im Vorwort zum 3. Buch des Reinike Fuchs berichtet er, daß er schwer erkrankte,
an Fieber litt und nichts essen konnte, daß seine Stimme vor lauter Austrocknung
durch das Fieber versagte und er trotz seiner Schwäche nicht schlafen konnte. Zudem
habe er nicht einmal ein Lager gehabt, sondern habe im Schmutz liegen müssen. Von
allen Gelahrten sei er verlassen und zusätzlich von den Soldaten verspottet worden.
56
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0058