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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0086
injurien nicht bleiben werde, erbaten die Untertanen insbesondere darüber eine amtliche
Instruktion, ob wir morgen des Junckeren Schwein mit Gewalt auss unserem
Walt treiben sollen, oder so er Gewalt ahnlegt, ob wir Gewalt leiden oder wider zurück
treiben sollen.

Die markgräfliche Verwaltung war entschlossen, ihre seit 1624 eingeschlagene
harte Linie gegen die Wildtaler Obrigkeit beizubehalten. Keine der beiden Parteien
wollte sich nachgiebig zeigen, weshalb die früher übliche Praxis, Beschwerden mit
dem Angebot einer nachbarlichen Beilegung an die Gegenseite weiterzuleiten, auch
unterblieb. Die agierenden Bauern beriefen sich immer wieder darauf, mit ausdrücklichem
Wissen und Befehl ihrer jeweiligen Obrigkeit zu handeln, sozusagen als deren
verlängerter Arm. Jeder Seite war bewußt, daß die beanspruchten Rechte um jeden
Preis ausgeübt werden mußten, wollte man sie nicht für immer verlieren. Entsprechend
lautete die Anweisung, die das Oberamt den wiederum vor dem Tor wartenden
Bauern mit auf den Weg gab: Sollen das Eckerit, wie von alters Herkommen nutzen,
die Wildthalischen mit Beschaidenheit abtreiben, dem J. undt den Bauren mit gueten
Wortten begegnen und da der], Gewalt, welches man doch nicht hoffen wolle, geben
sollte, solches berichten.

Der unterzeichnende Landschreiber Mahler hatte die Eigendynamik des Konflikts
und die Entschlossenheit der Bauern aber unterschätzt. Aus dem fünf Tage später an
das Amt eingesandten Bericht des Gundelfinger Vogts wird deutlich, daß es bei den
verbalen Drohungen und schweren Beschimpfungen, auch seitens der Frau des Junkers
, nicht geblieben war.63 Zwar konnten zwei Gundelfinger Hirten die fremden
Schweine vertreiben, aber die Wilthaler sind balt mit dem hellen Haufen kommen .. .
und [haben] sich verlautten lassen, sie wolten einmal das Eckerich mit Gewalt erhalten
; und das haben sie im Brauch, wan unser viel droben sind, so sind sie gar demütig
und geben gutte Wortt, wan der unsrigen aber wenig, so sind sie trutzig und machen
sich gar unnütz.

Gundelfingen hatte diesen Drohgebärden Rechnung getragen und am folgenden
Sonntag etliche junge Bursch hinaufgeschickt. Sie sahen sich wiederum von ihren
katholischen Nachbarn aufs schwerste beschimpft und bedroht. Noch blieb es bei der
Ankündigung von Gewalt; der Drohung, den gesamten Wald anzuzünden, hatten die
Wildtaler Nachdruck verliehen, indem wirklich sofort eine große Buche in Brand gesteckt
worden war. Die nutzlosen Anmärsche (zu Fuß 11/2 bis 2 Stunden), Beschimpfungen
und Bedrohungen und dennoch zusehen zu müssen, wie die Gegenseite
der Nutznießer war — die Schmerzgrenze bei den Gundelfinger Bauern war erreicht.
Noch einmal baten sie eindringlich ihre Obrigkeit um Hilfe, Schutz und Schirm wider
ihre Gegenseite, damit nicht etwan ander groß Unheil darauß entspringen thue,
dan zu besorgen, wir werden heutt oder morgen ein ander in die Haar kommen. Ob
und welche Weisungen die markgräfliche Verwaltung ihren Untertanen mit auf den
Weg gab, bleibt offen; sie dürften sich aber im Rahmen der vorigen bewegt haben.

In den folgenden Tagen spitzte sich die Situation weiter zu. Am 23. Oktober wurden
die Gundelfinger Hirten unter Schmähworten und Schlägen aus dem Wald gejagt.
Am 24. mußte Martin Flescher, der aus dem Oberen Wald Holz holen wollte, mit
seinem Fuhrwerk wieder umkehren. Die Wildtaler Bauern hatten ihn bei seiner Anfahrt
durch den Ort abgefangen und gedroht, ihm die Ochsen auszuspannen und zu

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