Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0088
müssen. Der Brief, den sie darüber hätten, nütze ihnen aber nicht viel, soll er resigniert
hinzugefügt haben. Zur völligen Verwirrung existiert diese Darstellung aber
nur in einer gegnerischen Quelle, den Wildtaler Gerichtsprotokollen.68 Ohne weitere
Hinweise ist hier eine Scheidung von Dichtung und Wahrheit nicht möglich.69

Nachdem sich am 27. Oktober die tätlichen Auseinandersetzungen fortgesetzt hatten
, signalisierte auch Schenk v. Castell, vermutlich angeregt von seinem Mitvormund
Reinach, seine Bereitschaft, die rechtlichen Verhandlungen wieder aufzunehmen
. Was er von den Ereignissen vom Sonntag zu berichten wußte, rückte die
Gundelfmger Bauern in die Nähe von Aufrührern.70 Seiner Darstellung zufolge
hatte die Gemeinde früher als üblich die Kirche besucht. Zwölf Bürger seien in den
Herzogenwald geschickt worden, während sich fünfzig weitere Männer, darunter 20
bis 30 Personen aus dem benachbarten Vörstetten, mit Gabeln und Beilen bewehrt
in der Umgebung versteckt gehalten hätten. Michael Dietrich habe zum Frieden aufgerufen
, als sich die Wildtaler zur Wehr stellten, dann aber, obwohl dem Aufruf
Folge geleistet worden war, unvermutet auf diese eingeschlagen. Schenk selbst habe
man (verbal) mit dem Tode bedroht, dem Vernehmen nach sei in Gundelfingen auch
die Sturmglocke geschlagen worden. Auch am Montag seien die Gundelfmger wieder
mit über 80 Mann mit Spießen, Prügeln und Äxten bewaffnet in den Wald gezogen.

Es überrascht nicht, daß in der Gundelfmger Stellungnahme die Mehrzahl der Anklagepunkte
zurückgewiesen wurde* Natürlich hatten nur wenige und ohne Vorsatz
sich gegen die Angreifer nach dem Recht auf Notwehr (vim vi repetere licet) verteidigt
. Auch die übrigen Anklagepunkte wurden, wenn nicht abgestritten, damit gerechtfertigt
. Wenn Wildtal sie ihrer Possession beraube, so wolten wir sie in ihren
Heusern und wo wir sie antreffen, sie auch zu Todt schlagen. Auch die Sturmglocke
sei in der Tat geschlagen worden auf die Botschaft hin, mehrere junge Burschen seien
im Wald totgeschlagen worden, worüber im Flecken ein allgemeines Mordgeschrey
ausgebrochen war.

Unterdessen hatte sich Schenk schon unterm 28. Oktober 1628 an die vorderösterreichische
Regierung gewandt. Von dort erreichte das Oberamt ein scharfes Schreiben
des Regierungsrates Ulrich Bartholomäus Gasser, in dem noch einmal eindringlich
auf den Rechtsweg verwiesen wurde. Bei weiteren Turbationen könne man
jederzeit auf beihandhabende und wolzuläßliche Mittel zurückgreifen.

Der nun anhebende, durch einen umfangreichen Schriftwechsel ausführlich dokumentierte
Rechtsstreit hatte zwei Punkte zu klären: Wer hatte die Schuld an den vorgegangenen
Gewalttätigkeiten zu verantworten, vor allem aber, „wem gehörte der
Wald" (Blickle)? Das Oberamt Emmendingen brachte die Sache zurecht in Verbindung
mit der „Ochsenpfiindung" in der sich die Wildtaler Seite noch immer nicht zu
einem rechtlichen Ausgleich bereit erklärt hatte. Gegenüber dem markgräflichen
Hofrat schlug Emmendingen vor, zunächst mit Wechselschreiben den Streit einige
Wochen hinzuziehen, einmal, weil im Ort Gundelfingen immer noch die Pest grassiere
und keine näheren Auskünfte eingeholt werden könnten, zum anderen, weil die
Bauern zur Zeit ihren Eckerit ungestört genießen könnten. Die Strategie scheint sich
bewährt zu haben; pünktlich mit dem Ende der Eckeritsaison bricht im Dezember
auch der Schriftwechsel mit Vorderösterreich ab.

Die Ruhe aber trog. Schenk und Reinach hatten während des Jahres 1629 ihren An-

86


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0088