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litik, die im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt gesehen
werden muß. Bevölkerungsrückgang, massive Veränderungen in der Sozial- und
Wirtschaftsstruktur sowie eine modifizierte Verfassung sind Ausdruck eines Wandels.
Die Umorientierung vom Fernhandel auf regionale Märkte und handwerkliche Produktion
endete in einem frühmerkantilistischen Wirtschaftssystem.76 Ihre finanzielle
Krise versuchte die Stadt nicht zuletzt auf Kosten der Umlandgemeinden zu überwinden
. Die Erfassung und Fixierung der Waldbestände, die jetzt nur noch für den eigenen
Bedarf ausgebeutet wurden, waren der Ansatz zu einem Sanierungskonzept.
Eine Einschränkung ihrer Nutzungsrechte hatte unmittelbare Folgen für die betroffenen
Gemeinden. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts klangen die Auswirkungen der
spätmittelalterlichen Agrarkrise ab. Die Bevölkerungsentwicklung erholte sich allmählich
von den Einbrüchen, welche der „Schwarze Tod" hinterlassen hatte.77 Ein
steigender Fleischkonsum korrespondierte mit einem Rückgang des arbeits™ und personenintensiveren
Getreidebaus. Der Bedarf wurde aus der intensiver betriebenen
Viehwirtschaft sowie Fischfang und Jagd gedeckt. Der Vieheintrieb in den Wald
konnte nicht beliebig gesteigert werden, ohne seine Kultur langfristig zu ruinieren.78
Die Renovation von 1626 stellt zu einer Reihe von Waldstücken in der Gundelfinger
Allmende im Mooswald fest, daß sie zum Theil zu Matten gemacht worden sind.79
Die Jagd entwickelte sich zunehmend zu einem herrschaftlichen Privileg, das mit der
bäuerlichen Bewirtschaftung kollidierte.80 Die Orientierung der landwirtschaftlichen
Produktion auf Erzeugnisse, die sich auf den regionalen Märkten besser verkaufen
ließen, ging auf Kosten von Wald- und Weidefläche. Neben den Rohstoffen Hanf und
Flachs zählte der Wein zu den begehrten Gewächsen. Die Anlage von Rebkulturen
erlangte im 15, Jahrhundert ihre größte Ausdehnung, nicht selten zu Lasten des Waldes
, wie sich zeigen läßt.81 Denzlingen hatte um 1430 seinen durch Überweidung
bereits ruinierten Eichenwald mit Reben bepflanzt. Gundelfingen folgte diesem Beispiel
1462 mit der Rodung und Anlage des heutigen Rebberges.82 Nutznießer, vielleicht
auch Initiatoren des Weinbaus waren die Waldkircher Chorherren. Sie besaßen
zwei Drittel bzw. den gesamten Weinzehnten in den beiden Orten.
Die Ressource Wald wurde knapp. Gundelfingen und Zähringen, die seit der Mitte
des 15* Jahrhundert so hartnäckig mit der Stadt Freiburg um die Nutzung im Mooswald
stritten, hatten dafür gute Gründe: Ihre Wälder am Westabhang des Schwarzwaldes
konnten ebenfalls nicht mehr uneingeschränkt genutzt werde». Der herrschaftliche
Forst wurde aus dem Gemeindewald ausgegrenzt und selbst für letzteren
galten ähnliche Schutzbestimmungen, wie sie die frühesten Freiburger Instruktionen
enthielten. Die detaillierten Bestimmungen der 1478 für die Nutzung im Wildtal ausgestellten
Urkunde unterstreichen die Bedeutung des Eckerits als eines ökonomischen
Faktors, dessen Verknappung in vorangegangenen Jahren offenbar immer wieder
Anlaß zu Streit gegeben hatte. In der Tatsache, daß der Gerichtsherr über die
Einhaltung des Vergleichs zu wachen hatte, ist ein Ansatz zur später für die gesamte
Grundherrschaft beanspruchten Forsthoheit zu erkennen. Die Vorschriften zum
Schutz des Eichenbestandes wie die Regelungen des Eckerits blieben bestehen, nur
übte jetzt der Ortsherr diese kraft eigenen Rechts aus.
Die naheliegende Vermutung, daß die Beschwerden der Bauern mit einer schlechten
Ernte und damit Einkommenssituation korrelieren, läßt sich im konkreten Einzel-
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