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nicht der Gabel des Rebenbannwarts aus Gundelfingen zum Opfer fiel, In Freiburg
hatten sich der Junker Schenk v. Castell und Gundelfinger Bauern aufs übelste beschimpft
. Die vorderösterreichische Regierung reagierte auf derartige Anzeichen von
Unruhe unter der Bevölkerung weit sensibler als etwa die Markgrafschaft, die seit
1525 keine Aufstände mehr erlebt hatte. Im Amt Waldkirch waren dagegen die Bauern
seit Jahrzehnten unruhig, und das war kein Einzelfall.103 Andererseits wurden
diese Stereotypen benutzt, um den Gegner des Rechtsbruchs zu bezichtigen und ihn
wieder zur Aufnahme des in der Reichsverfassung dafür vorgesehenen Verfahrens zu
bewegen. Aufgeschreckt von den Gewalttätigkeiten erklärten sich beide Seiten zu
Vergleichsverhandlungen bereit. Die hereinbrechenden Kriegswirren beendeten das
Verfahren vorzeitig für viele Jahre. Die Zeit aber arbeitete gegen die Gundelfinger
Bauern und den Markgrafen,
Anmerkungen
1 Zum Forschungsstand P. Buckle; Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300 1800 (Enzyklopädie
deutscher Geschichte 1) 1988 (Bibliographie); dort S. 5 Zitat des Textes. In seiner Auseinandersetzung
mit Blickles Kommunalismusthese hat Volker Press auf die Verankerung der Widerstandsformen
in der ständischen Struktur des sich ausformenden Territorialstaates wiederholt hingewiesen; vgL V.
Press, Kommunalismus oder Territorialismus? Bemerkungen zur Ausbildung des frühmodernen
Staates in Mitteleuropa, in: Die Bildung des frühmodernen Staates (Forum Politik 6), hg. v. H. Timmermann
, 1989, S. 109—135; V. Press, Stadt- und Dorfgemeinden im territorial staatlichen Gefüge
des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, in: Landgemeinde und Stadtgemeinde in Mitteleuropa
(HZ Beih. N. F. 13), hg. v. P Blickle, 1991, S. 425 454, hier S. 441 ff.
2 Die Frage nach horizontalen oder vertikalen Solidaritäten beschreibt nur die Kehrseite derselben Medaille
; vgl. Heide Wunder, Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1988, S. 24.
3 Zu Gundelfingen vgl. J. Bossert, Wie ich meinen Mitbürgern und Schülern die Geschichte ihres
Heimatortes Gundelfingen mit Umgebung erzähle, 1910 (Neudruck 1990); Artikel „Gundelfingen" in:
Freiburg im Breisgau. Amtliche Kreisbeschreibung, hg. v. der Staad. Archivverwaltung Baden-Württemberg
, 1972, Bd. 11/1, S. 373 392, hier S. 379 ff; Artikel „Wildtal", in: ebd. Bd. 11/2, S. 1155 11.74,
hier S. 1162 ff; K. A, Habbe, Ausbau- und Rodungssiedlungen. Beispiel Wildtal 1774, in: Historischer
Atlas von Baden-Württemberg, hg. v. der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden
-Württemberg, 9. Lieferung, 1982, IV, 14, Erläuterungen, S. 21—28.
* P. Albert, Zähringen, die Burg und ihre Besitzer, in: ZGGF 28, 1913, S. 1 88, hier S, 16 ff; W.
Stülpnagel, Zur Geschichte der Veste Zähringen und ihrer Umgebung, in: Sch 76, 1958, S. 19 32;
Ders,, Herrschaft und Staat, in: Freiburg im Breisgau (wie Anm. 3) Bd. 1/1, S. 220 256, hier
S.229f; H. Orr, Die Burg Zähringen und ihre Geschichte, in: Die Zähringer, hg. v. K. Schmiü,
3 Bde., 1986—1990, hier Bd. 1, S. 5—16.
5 W Stülpnagel, Wildtal. Ein breisgau-ritterschaftlicher Ort, in: Sch 82, 1964, S. 58—72; E. NOTHBl-
sen, Die Vororte, in: Freiburg im Breisgau (wie Anm. 3) Bd. 1/2, S, 1034 1085, hier S. 1081 ff.
6 T. Scott, Relations between Freiburg and the surrounding countryside in the Age of South-West
German agrarian unrest before the Peasants' War, circa 1450 1525, Diss. phil., Cambridge 1973, S. 50
(Exemplar ira StadtAF); H. Brandl, Der Stadtwald von Freiburg (Veröffentlichungen aus dem Archiv
der Stadt Freiburg 12) 1970, S. 35.
7 StadtAF B 3/11, S. 19; zur rechtlichen Problematik vgl. Scott (wie Anm. 6) S. 185 und 373 ff,
8 Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, hg. v. der Badischen Historischen Kommission,
4 Bde., Innsbruck 1900 1915, hier Nr. 6272; zum ganzen Vorgang vgL T. Scott, Freiburg and the
Breisgau: Town-Country Relations in the Age of Reformation and the Peasants* War, Oxford 1986,
S. 106; Albeet (wie Anm. 4) S. 38.
9 StadtAF C 1 Waidgang 4 (Vörstetten), Ludwig (Schnewlin) von Landeck an den Rat Freiburg, 1451
Quasimodogeniti (2, Mai). Nach der „Instruktion" von 1435 ließ Freiburg die Weide jeweils ab dem
ersten Maisonntag zu. Die Vörstetter Gemeinde hatte ihre Weidesaison offenbar schon früher eröffnet.
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