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ster Wundbehandlungen vornahm und vom Kloster im Bedarfsfalle auch Arzneimittel
zur Verfügung gestellt wurden. Das Kloster selbst hatte eine vertragliche Abmachung
mit dem Freiburger Arzt, Professor Schmieder, für den es ein jährliches „Wartgeld",
und zwar ein Schwein unter zwei Zentnern und je 12 Sester Weizen und Roggen, bezahlte
.32 Im Gemeindedienst standen der Bannwart Thoma und der Lehrer Steigert,
der daneben noch als Weber arbeitete. Sie erhielten ebenso wie der Nachtwächter und
der Rebmann ihre Entlohnung durch das Kloster.33
Als „Ortswirth" nennt das Verzeichnis Mathias Schneider, der mit seiner Frau acht
Kinder aufzuziehen hatte. Im Jahre 1794 wollte der ebenfalls kinderreiche „Hintersaß
" Heinrich Knepper noch eine Bierschenke einrichten.34 In seinem Bericht an
das Landespräsidium erwähnt der Klosteramtmann, daß die Bevölkerung des Ortes
zahlenmäßig klein sei und zudem meist aus Taglöhnern bestehe. Der Bewerber könne
daher nicht mit nennenswerten Einkünften rechnen und würde auch den vorhandenen
Wirt schädigen. Die beantragte Genehmigung zum Bierausschank wurde daher nicht
erteilt.
Zwischen der heutigen Kybfelsen- und Dorfstraße stand eine dem Kloster gehörende
Ziegelhütte, die ebenfalls verpachtet wurde. Sie scheint 1795 nicht in Betrieb
gewesen zu sein. Es liegt aber ein Pachtvertrag von 1798—1804 mit dem Freiburger
Baumeister Dominikus Hirschspiel vor.35 Nach dem Vertrag konnte er „alle Gattungen
. . . Zieglermaterialien in seinen Kosten nach Gefallen brennen, auch sohin versilbern
. . ." Der Pächter ist gehalten, „Sorge zu tragen, daß durch die Zu- und Abfuhren
, auch durch das Wasser kein Feld verdorben werde". Hieraus ist zu schließen,
daß der erforderliche Lehm von Günterstäler Grundstücken entnommen werden
sollte.
Es ist nicht festzustellen, wie die Bewohner ihren bescheidenen Bedarf an notwendigen
Waren deckten, denn im Einwohnerverzeichnis ist kein Kaufmann aufgeführt.
Sicher haben sie die Einkaufsmöglichkeiten in den Freiburger Geschäften genutzt.
Besonders die dortigen Märkte dürften für die Landleute erhebliche Anziehungskraft
gehabt haben. Holzwaren aus dem Schwarzwald wie Löffel, Sensenstiele, aber auch
Späne für die Beleuchtung boten wandernde Händler an. Das gleiche galt sicher auch
für die Eisenwaren aus Tirol wie Sensen, Schaufeln, Äxte und Hämmer.
Obwohl das ganze Tal landwirtschaftlich genutzt wurde, hat der Pfarrer in dem
Verzeichnis nur drei Dorfbewohner als Bauern bezeichnet.36 Bei seiner Ortskenntnis
wird man annehmen können, daß Jacob Suner, Joseph Sumser und Jacob Sumser die
Besitzer der größeren Höfe waren. Von den zwei Sumserhöfen ist einer bis 1817 in
andere Hände übergegangen. In dem ersten erhaltenen Brandversicherungs-Buch von
1817 ist nur noch ein Sumserhof, der dem Paulus Sumser gehörte, eingetragen.37
Dessen Sohn Johann ist 1843 Besitzer dieses Anwesens.38 Interessant ist der Eintrag
in der gleichaltrigen Einschätzungstabelle,39 wonach dieses Gebäude ca. 100 Jahre
alt sei, also um 1740 erbaut worden ist. In dieser Tabelle werden erstmals auch Lagebezeichnungen
verwendet. Das Haus Nr. 31 stand „Am Rieberg". Das Feuerversicherungs
-Buch von 1864 nennt nochmals Johann Sumser als Besitzer40 mit dem Vermerk
: jetzt Markus Martin. Aus erhaltenen Akten ist zu entnehmen, daß der
Genannte, der damals noch ledig war, am 28. April 1864 das geschlossene Hofgut
„der Verlassenschaft der Johann Sumser Ehefrau gehörend" zum Preise von 6390 fl
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