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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0146
Amtsstadt und die Taten eines Wunderheilers im Hohenlohischen schildert oder wie
er über den erschütternden Fall einer Kindsmörderin aus seiner Lahrer Zeit berichtet,
mit dem er sich zu befassen hatte. Solche und andere Informationen machen vor
allem den Wert des Briefwechsels aus. Werden diese in der Regel doch nur durch
private Korrespondenzen — in dieser lebendig geschilderten Form jedenfalls — übermittelt
; in amtlichen Akten würde man sie so vergeblich suchen.

Die politisch-militärischen Ereignisse in Freiburg 1814, von denen Ferdinand Stein
in jenem Brief berichtet, mit dem die Korrespondenz einsetzt, hat Schreiber ausführlich
in seiner „Selbstbiographie" festgehalten,23 in der er auch des Beginns seiner
Freundschaft mit Ferdinand Stein gedachte,24 der ihn in jenem Jahr während einer
schweren epidemischen Erkrankung „durch Vorlesen aus Jeans Pauls Schulmeister
Quintus Fixlein zur heitersten Laune zu stimmen wußte".25 Diese Hilfsbereitschaft
hat sich Stein auch in späteren Jahren und bis zuletzt bewahrt, als er Schreiber, wie
es die Briefe des Ministerialsekretärs in der Katholischen Kirchensektion Kuen26 an
Stein belegen, in dessen Auseinandersetzung mit der Erzbischöflichen Kirchenbehörde
zu unterstützen suchte. Schreiber hat dies dem Freund durch einen in warmen
Worten gehaltenen Nachruf auf den 1835 jung Verstorbenen27 zu danken gesucht.

Briefwechsel
1

Stein an Schreiber; Freiburg, 26. Mai 1814

Heute überraschtest Du mich wirklich durch Deinen Brief, noch mehr aber durch
dessen Inhalt. Ich konnte mich noch immer nicht von der abschreckenden Vorstellung
, die ich mit einem Seminarium1 verband, lossagen und fürchtete deswegen für
Dich: nun aber bin ich beruhigter; eine naturhistorische Bibliothek und botanische
Excursionen würzen Deinen Aufenthalt und füllen doch manche deiner Stunden erheiternd
aus. Dennoch habe ich einen Wunsch, der, wenn er erfüllt würde, uns die
Aussicht auf ein schönes Zusammenleben eröffnete. In dem Freiburger Wochenblatte
vom 21. Mai wird nämlich zur Bewerbung um Lehrstellen an Mittelschulen eingeladen
, Die Staatsprüfungen werden in Freiburg und Mannheim vom Bten Juni an abgehalten
und umfassen sämtliche an den Gymnasien vorgeschriebene Fächer. Examinatoren
dahier sind Schmitt2 und Feiner3, Könntest Du Dich nicht melden; Du
erhieltest wohl Erlaubniß, auf einige Zeit hierher zu kommen? Ich bitte, entschließe
Dich hier als Mann und erwäge die Vortheile, welche sich für Dich aus einer solchen
Prüfung jedenfalls ergeben können.4 Ob gegenwärtig eine Stelle an der hiesigen
Mittelschule erledigt ist, weiß ich nicht; wohl aber, daß auf der hiesigen Universität
bald Lehrer in allen Zweigen werden gebraucht werden.

Nun wäre ich meinerseits fertig; daher auch zu Deinem Wunsche nach Neuigkei
ten. Gestern früh spukte hier noch der dicke König5; heute ist nur von der Rückgabe
des Breisgaus an Oestreich die Rede, morgen rücken die ersten östreichischen
Truppen ein; Ferdinand-Husaren, Rosenberg™ und Klebeck-Dragoner, bald folgt das
Hauptquartier Schwarzenbergs.6 Die Armee, die bei uns bleiben soll, wird gegen
80000 Mann betragen, jedoch etappenmäßig verpflegt werden. Die Backöfen sind

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