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i- Ottenheim — Pfallenbühel, Walstadt,
Dieses Namensregister hoffe ich noch aus den vor mir liegenden Berainen, Gültbüchern
etc. der Domainenverwaltung, Stiftschafnei und unsrigen Gemeinden zu vermehren
und durch mündliche Nachrichten so wie nähere Bezeichnung der Oertlich-
keiten zu erläutern,
Nun da ich das Alterthum abgehandelt habe, einiges aus unsern Zeiten, um auch
in diesem Punkte Deinen Wünschen zu entsprechen.
Lieber den Handel Lahrs bin ich gesonnen mir so genaue Notitzen zu verschaffen
als möglich und Dir es nebst einer kleinen Geschichte desselben seiner Zeit vorzulegen
. Das Unternehmen ist schwierig, weil keine Vorarbeiten da sind, die Kaufleuthe
in Handelssachen, besonders, wenn es eigene Geschaefte betrifft, sehr mistrauend
und vorsichtig sind, und daher nur behutsam aus Gesprächen etc. das Materiale zusammengelesen
werden muß; doch hat die Sache für mich viel Intresse.
Aus unserer Tagesgeschichte nur eine Anekdote: Vor etwa 5 Wochen fiel das einzige
Kind des Ferdinand v. Lotzbeck4, ein Knabe von 6—8 Jahren, in die Schutter
und wurde von dem Wasser unter einem Gerberbaum weg fortgerissen. Im völligen
Untersinken gewahrten ihn noch 2 alte äußerst arme Weiber, die auf einem über die
Schutter liegenden Brette sich ihre Noth klagten. Sie ergriffen den Knaben, und
brachten ihn wieder zu sich. Denke Dir die Angst und Freude der Eltern bei dieser
Nachricht. Die Frau von Lotzbeck sandte jeder der Frauen sogleich 11 fl, ihr Mann
aber führte seinen Sohn in die erbärmlichen Schlupfwinkel der Weiber, wo er mit seinem
Vater ihnen für seine Rettung dankte, v. Lotzbeck ließ sogleich die beeden
Frauen neu kleiden, sorgte der einen für eine gesündere bequemere Wohnung und
ließ jene der anderen Frau neu einrichten. Dann ermahnte er sie, sich sorgsam zu
pflegen, nur zu ihrem Vergnügen (vorher mußten die Frauen selbst ihr Holz im Walde
holen, um Lohn waschen) zu arbeiten und wöchentlich bei ihm 3 fl und eine Bouteille
Wein zu holen. Sollten sie mehr Geld oder sonst etwas brauchen, so würden sie es
immer bei ihm finden. Lebewohl, Dein Ferdinand
Solltest Du die Münzen nicht brauchen können^ so schicke solche zurück. Jedenfalls
gieb nichts weg, bis ich Antwort von dem Pfarrer habe,
Signatur: StadtAF, K 1/27/24 Nr. 91. Original. — Zitiert bei STRACK (wie Anm. 22)
S. 454f., 456f.
1 Ernst Julius Leichten (1791—1830), Archivrat, erlitt 1825 einen Nervenzusammenbruch, der zum
Selbstmordversuch führte, Rieke (wie Anm. 1) S. 45 f.
2 Christoph Gottlieb Vigera (1752—1832). H. Neu, Badisches Pfarrerbuch Bd. 2, 1939, S. 627.
3 Konnte nicht ermittelt werden.
4 Ferdinand v, Lotzbeck (1792—1883), Tabakfabrikant in Lahr; vgl. Geschichte der Stadt Lahr, Bd. 2,
1991, Register.
Stein an Schreiber; Lahr, 15. Mai 1825
Lieber Heinrich!
Verzeihe, daß ich Dir so lange meinen Dank für Freiburgs Topographie1, die mir
aus Deiner Hand doppelt werth ist, schuldig blieb, allein ich wollte solche vorerst
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