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Ich veranstaltete, daß einstweilen alles so bleibt, wie es ist, und nur auf andern Punkten
der Schutt weggeräumt werde. Die Backsteine und Scherben sind roemisch, ist
es der Brennofen auch, oder sind erstere älter? Dieß zu entscheiden, überlasse ich
Dir, Komm daher zu mir; ruhe auf eine Deiner würdigen Weise im Verfolgen der
Spuren unserer Alten aus, und schenke zugleich Deinem Freunde glückliche Tage,
Prof. Weisgerber2 soll, wie ich höre, auch hieher kommen, und so könntet Ihr zusammen
fahren. Vielleicht schließt meine Mutter sich an und ich schrieb ihr schon
deswegen. Nun, laß Deine Urkunden ruhen, und laß mich recht bald die Gewährung
eines meiner schönsten Wünsche hören. Lebe recht wohl, Dein Ferdinand
Signatur: StadtAF, K 1/27/24 Nr. 93. Original.
1 Vorlage: unsern alten Roemem.
2 Franz Weißgerber. 1825 Professor am Gymnasium in Freiburg, später in Konstanz, Offenburg und
Rastatt. Handbuch für Baden (wie Nr. 19, Anm. 6) S. 123. 263. Schreiber blieb mit ihm in brieflichem
Kontakt; vgl. StadtAF, K 1/27/2, S. 116f. Nr. 73 (Weißgerber an Schreiber; Paris, 2. IL 1824), S. 190f.
Nr. 259 (Weißgerber an Schreiber; Konstanz, 6. 12. 1832) und öfter. Weißgerbers Nachlaßakte er
starb 1869 in Freiburg StadtAF, H 13190.
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Stein an Schreiber; Lahr, 4. Mai 1828
Liebster Heinrich!
Gestern abend kehrte ich von meiner Carlsruher Expedition durch das Murgthal und
über Baden zurück. Wie einige Ministerial-Räthe mich versicherten, ist man geneigt,
meinen Wünschen bei erster Gelegenheit zu entsprechen und, da dem Kreisdirektorium
in Freiburg Veränderungen bevorstehen sollen und Kern1 mit vollem Gehalt
sich pensioniren lassen möchte, so könnte es sein, daß mich ein guter Genius nach
Freiburg führte.
Mit Dümge2 sprach ich oft und viel.3 Seine Hünen-ueberreste bestehen aus
einem Stücke Hirnschaale und Scherben verschiedener irdener Geschirre von der
Farbe und Form, wie Du deren eine Menge hast. Sie sind höchstens 2—3 Zoll groß,
schwarz oder erdfarbig. Ich vergaß, weil sie mir zu wenig intressant schienen, solche
mitzunehmen.
Wegen Benutzung der Archiv- und Dümges eigenen Acten muß ich etwas weiter
ausholen. Durch die schlechten Streiche von Fohwinkel4 und Consorten wurde die
Regierung sehr mißtrauisch gemacht und dadurch die freie Aktenbenützung erschwert
, v. Hillern5 vergrößert dieß noch durch seine Ängstlichkeit und sucht durch
Verwahrung gegen alle Verantwortlichkeit sich gegen die liberaleren Grundsätze des
Directors Bauer6 zu schützen. Aus ähnlichen Rücksichten brachte Hillern es dahin,
daß dem + Molter7 Referate übertragen wurden, welche eigentlich Dümge zugehört
hätten, Dieser, hierüber ärgerlich, sucht nun so viel Geschäfte wie möglich dem H,
zuzuschieben, um diesen und die Regierung von seiner Schwäche zu überzeugen und
den eignen Werth wieder zu gelten. Daher sein Rath, Du solltest bei dem Ministerium
des Innern um Acteneinsicht einkommen. Diese würde dann entweder unbedingt er-
theilt oder nicht. Im ersten Falle erhieltest Du alle Acten, im zweiten nur theilweise,
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