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In der Sitzung, in welcher ich das Protokoll führte, sagte Zahn, daß der Brief des
Erzbischofs ein Zeugnis darüber sei, welche beklagenswerthe Rückschritte wir in der
wahren religiösen Aufklärung machen müßten, wenn dieser Herr großen Einfluß erlangen
sollte. Von Schreiber sprach er nur das rühmlichste,
Signatur: StadtAF, K 1/27/2, S, 313 Nr. 286. Abschrift.
1 Dr, Vinzenz Zahn (1778—1844), geistlicher Ministerialrat in der Katholischen Kirchensektion. Badische
Biographien 2, 1875, S. 532.
2 Friedrich Nebenius (1784 1857), Staatsrat im Ministerium des Innern. Badische Biographien 2, 1875,
S.99ff.
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Kuen an Stein; Karlsruhe, 22. Mai 1833
Die Entschließung des Staatsministeriums in der Angelegenheit des Prof. Schreiber
ist Ihnen wohl eben so bekannt, als dessen an den Erzbischof abgegebene Erklärung.
Letzterer gab dieselbe mit dem Bemerken hieher? daß Schreiber statt der ihm befohlenen
zufriedenstellenden Erklärung eine Abhandlung übergeben habe; er sei aber
nicht da, diese theoretischen Abhandlungen zu lesen (wie gemein, wie roh!)» Er
müsse also darauf bestehen, eine Erklärung zu erhalten, die ihn beruhigen könne.
(Wahrscheinlich will der Hochwürdigste demüthige Abbitte und Widerruf.) Dieses
Schreiben des Erzbischofs wurde mit der anher gegebenen Erklärung Schreibers dem
Ministerium des Innern ohne Vortrag zur beliebigen Verfügung zugestellt. Sobald von
da etwas zurückkommt, werde ich nicht ermangeln, es Ihnen mitzutheilen*1
Signatur: StadtAF, K 1/27/2, S. 323 Nr. 292. Abschrift.
1 In einem undatierten Schreiben (1834) an Stein teilt Kuen mit, daß in Schreibers Angelegenheit bislang
„keine Zeile an die Kirchensection" gekommen sei; Ministerialrat Zahn halte die Sache für beendet.
„Jedenfalls ist die von Ihnen angedeutete Besorgniß. als sei etwas Nachtheiliges beschlossen worden,
ungegründet." StadtAF, K 1/27/2 S. 345 Nr. 323 (Abschrift).
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Pfarrer N.1 an Stein; ohne Ort, 1. Jan. 1833
Es ist seit sechs Monaten eine merkliche Veränderung in meinen Ansichten vorgegangen
. Ich stimme vollkommen Ihren Ansichten in Betreff des Cölibats bei. auch theile
ich die Ansichten des vortrefflichen Morallehrers Schreiben Die Curia soll nur auch
noch diesen Gelehrten verfolgen, daß er, des Haders müde, am Ende seine Professur
niederlegt und sein Heil weiter sucht; was ist dann die Theologische Fakultät noch?
Welcker und Rotteck, Schultze. Reichlin etc. sind beseitiget, ich will es noch erleben,
daß außer den Landeskindern wenig Fremde mehr die Albertina besuchen werden.
Ich bin ganz traurig. Man will an dem alten Hause immer stützen und heben, aber
— was wird geschehen? Wie jetzt die Aristokraten oben sind, und die Finsternisse
eine Weile den Sieg über das Licht — das ist über die Liberalen, welche die ganze
Welt möchten leben und glauben lassen, was sie vermag — davon getragen haben,
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