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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0202
einem Exkurs wird die „Entwicklung der gelehrten Bildung in Köln von den Anfängen bis zur
Gründung der Universität" beschrieben, es wird über Lehrer und Freunde Glareans in Köln
berichtet und auch der Reuchlin-Pfefferkorn-Streit und die Dunkelmännerbriefe werden nicht
ausgelassen. Selbstverständlich wird auch die Entwicklung der Universitäten Basel und Freiburg
nicht ausgespart und letztendlich Glareans Werk besprochen — insgesamt ein gewaltiges
Vorhaben.

Der Autor war sich der Schwierigkeiten, die seinem Vorhaben entgegenstanden, durchaus
bewußt (S. 27). Auch wußte er, daß „zur fundierten Auseinandersetzung mit dem Poeten und
Philologen Glarean die genaue Kenntnis der lateinischen Stilmittel seiner Epoche " erforderlich
ist. „Sinngemäß verhält es sich mit den Ergebnissen seiner naturwissenschaftlichen Forschungen
, der Geographie und Mathematik, aber vor allem auch der Musik" (S. 27). Weiterhin
„Zur Gewinnung eines Uberblicks über die von Erasmus vertretene Position in
theologischen und pädagogischen Grundfragen war die Beschäftigung mit seinen Werken unabdingbar
, die häufiger auch in zweisprachiger Form ediert worden sind" (S. 30). Und: „Glareans
musiktheoretischer Ansatz ist ausführlich in seinem Hauptwerk: Dodekachordon niedergelegt
, und daher ist die Beschäftigung mit diesem einzigen bedeutenden Grundlagenwerk zum
Verständnis seiner Theorie unabdingbar" (S. 31). Wer hätte dies gedacht!

Zur Biographie Glareans werden die Quellen im Gegensatz zur Ankündigung des Verfassers
nicht herangezogen. Statt dessen stützt sich der Autor auf die bisherige Literatur. Diese wird
inklusive aller Ungenauigkeiten und Fehler ungeprüft übernommen, Unstimmigkeiten werden
nicht geklärt und neue Fehler hinzugefugt. Der Verfasser erwähnt nicht, daß z. B. Fritzsche
u. a. durch die späte Drucklegung des Dodekachordon dazu kam, die zeitlichen Angaben Glareans
bezüglich seiner Ausbildung bei Rubellus für falsch zu halten. Ein Versuch, die Diskrepanz
der Angaben in der Literatur durch einen Vergleich sämtlicher sich hierauf beziehender
Quellen aufzulösen, wird nicht unternommen. Die von Glarean überarbeitete Fassung der
Descriptio Helvetiae erschien übrigens nicht 1533 (S. 117), sondern 1554, In Rottweil soll „die
strenge und züchtige Unterweisung in der Burse" bei Glarean „nicht den Wunsch verstärkt"
haben, „den Berufeines Geistlichen zu ergreifen". Woher der Verfasser diese Meinung nimmt,
gibt er leider nicht an. Für die Rottweiler Zeit Glareans sind bisher keinerlei Quellen aufgefunden
worden, Auch eine Rottweiler Burse ist unbekannt. Den Entschluß, das Pfarramt in Mollis
nicht anzunehmen, teilt Glarean seinem Freund Zwingli erst in einem Brief aus Köln mit. Ein
Blick in die Kölner Matrikel hätte im übrigen gezeigt, daß Heinrich Loriti sich bereits 1508
(nicht 1511) Glareanusnannte. Myconius, Glareans Studienkollege in Rottweil, war verheiratet,
was auch in dieser Zeit eine Priesterweihe ausschloß. Die Kölner Zeit Glareans beurteilt der
Verfasser abschließend so: „Beachtung verdient dabei die Tatsache, daß Glarean sein persönliches
Schicksal während der Studienzeit in Köln der Vergangenheit zurechnete" (S. 244).

Hinsichtlich der persönlichen Beziehungen Glareans zu seinem Zeitgenossen kommt der
Autor auf Zwingli und Tschudi zu sprechen: „Beiden ist Glarean in besonderer Weise zugetan,
und hieraus entsteht ein interessantes Spannungsverhältnis, das es aufzuzeigen gilt" (S. 15).
Glarean war beiden zugetan, jedoch zu verschiedener Zeit. Erst nach dem Tode Zwingiis und
längst beendeter Freundschaft begann sein Briefwechsel mit Tschudi. Das Spannungsverhältnis
entstand daher nicht, und folgerichtig vermeidet es der Autor, nochmals hierauf zurückzukommen
. Aus der Beendigung der Freundschaft mit Zwingli ist übrigens nicht zu schließen,
daß Glarean die Briefe Zwingiis vernichtet hat. Schließlich sind auch die Briefe Tschudis an
Glarean nicht erhalten.

Die Scholastik ist nicht „die Methode des Erkennens und Denkens in einer Zeit, die sich
vom antiken Weltbild nicht lösen konnte" (S. 44). Das Anselm vom Canterbury zugeschriebene
„Gredo ut intelligam" stammt ursprünglich von Augustinus und bedeutet keineswegs „die für
die Scholastik typische Harmonie von Glauben und gesicherter Erkenntnis " (S. 46). Der Be-

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