http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0203
griff „Lebensform", von Borst (Lebensformen im Mittelalter) als „historische Gebilde, zugeschnitten
auf das Fassungsvermögen der Epoche, in der sie entstehen ,,,'\ beschrieben, verkommt
hier zu einer „Gemeinschaft, in der das Leben besonderen Gebräuchen, Traditionen,
Zeremonien und auch Riten unterliegt" (S. 12).
Die Besprechung der Werke Glareans fallt vergleichsweise knapp aus. Auch hier beschränkt
sich der Verfasser auf die Zusammenfassung der bekannten Literatur. Die auf Birtner zurückgehende
Einschätzung von Glareans Dodekachordon ist so nicht mehr zu halten. Glareans rhetorische
Bedenken, was mit ihm geschehen werde, da er dem Kanon der traditionellen acht
Modi vier neue hinzugefügt habe, läßt keinesfalls den Schluß zu, „daß es eine praktische Notwendigkeit
für die Formulierung einer neuen Tonlehre eigentlich nicht gab" (S. 262).
Zu neuen Erkenntnissen fuhrt diese Arbeit nicht. Die angegebene Literatur wird vom Verfasser
ausgiebig genutzt. Wichtige neuere Werke, so z. B. die Kölner Universitätsgeschichte
von Erich Meuthen (1988), werden jedoch nicht herangezogen. Eine bessere Einschätzung der
Dichterkrönung Glareans hätte sich auf Grund der Kenntnis des Aufsatzes von Alois Schmidt:
Poeta et orator a Caesare laureatus in: Histor, Jahrbuch 1989 ergeben. Ein „Institut", das den
akademischen Grad eines Poeta laureatus verlieh, gab es nicht (S. 281). Das „Epos vom Heldenkampf
. „im Jahrb. des Histor. Vereins Glarus 1949 wurde im übrigen vom Emil Franz
Josef Müller und nur unter Mitarbeit von Konrad Müller und Franz Keller herausgegeben.
Die Leistung Glareans beurteilt der Verfasser unterschiedlich: „Auch Glarean fehlte die den
Humanisten oft zugesprochene Modernität des Denkens, Vor allem in seinen wissenschaftlichen
Publikationen, denen er über weite Strecken die Erkenntnisse des Aristoteles zugrunde
legte, war er noch vollends im geozentrischen Weltbild Ptolemäus verhaftet" (S. 185). .. .
„War Glarean deswegen als antiquierter Denker einzustufen ? Sicherlich war gerade das nicht
der Fall. .. . Andererseits waren aber konservative Tendenzen in seinem Charakter zu erkennen
, die den geistigen Wandel behutsam und keineswegs revolutionär gestalten wollten"
(S. 229). Er war daher „ein Gegner eines Tumultarischen (sie!)" (S. 206). „Glarean erkannte
später wohl zu Recht, daß ihm eine überdurchschnittliche politische (sie!) Begabung nicht gegeben
war Deshalb verlagerte er seine Aktivitäten später von der Dichtkunst zur schriftstellerischen
Arbeit , .. " (S. 267). „Mit seinem Verständnis von Wissenschaft befindet sich Glarean
gegen Ende des 16. Jahrhunderts nicht mehr auf der Höhe der Zeit" (S. 17). Wie sollte er auch,
da er 1563 starb. Glarean unter dem Gesichtspunkt des Rationalismus und der Aufklärung
beurteilen zu wollen (S. 277), ist historisch unzulässig.
Da vor allem im ersten Teil der Arbeit mehr oder weniger nach jedem Satz ein Zeilenumbruch
erfolgt, wird nicht nur das Druckbild unruhig, sondern es verstärkt sich auch der Eindruck
einer zusammenhanglosen Aneinanderreihung von Fakten. Störend sind die sprachlichen
Mängel: „Das Denken des Scholastikers mutet dem heutigen Betrachter der Dinge
schwerfällig an " (S, 42).
Die Arbeit wurde von der Universität Augsburg 1991 als Dissertation angenommen.
Franz-Dieter Sauerborn
Meinrad Schaab (Hg.): Oberrheinische Aspekte des Zeitalters der Französischen Revolution
(Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
. Reihe B: Forschungen, 117. Band) W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1990. 289 S.
Fünf unterschiedlich starke und zu verschiedenen Anlässen entstandene Arbeiten sind in dem
vorliegenden Sammelband vereinigt, die als gemeinsamen Bezug elsässische, badische und
schweizerische Aspekte der Französischen Revolution untersuchen. Drei kurze Referate, gehalten
auf der Jahrestagung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
in Oberkirch (1988) bilden den Auftakt und stecken zugleich den Rahmen Straßburg-
Baden-Basel ab. Marcel Thomann untersucht den Einfluß oberrheinischer Zirkel, der Societe
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