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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0206
Herbert Jüttemann, Schwarzwälder Flötenuhren. Kostbarkeiten aus der frühen Uhrenindustrie
des Schwarzwaldes in historischer und volkskundlicher Sicht und ihre Technik. Wald-
kircher Verlag, Waldkirch 1991, 164 S., 16 Färb tafeln, 210 Zeichnungen und Schwarzweiß-
Bildern.

Daß der Autor nicht nur ein Liebhaber der Flötenuhren, sondern auch ein kompetenter Techniker
ist, merkt der Leser schon an den ersten Seiten des vorgelegten Buchs. Diplomingenieur
Herbert Jüttemann lernte auf vielen Wanderungen den Schwarzwald kennen und beschäftigte
sich dabei zunehmend mit der Erfindungsgabe und den technischen Produkten des Wäldervolks
. Abhandlungen über die Schwarzwalduhr, Bauernsägen, Schwarzwaldmühlen, Phonographen
, Grammophone, mechanische Musikinstrumente und jetzt die Flötenuhren sind
Früchte dieser technikgeschichtlichen Auseinandersetzungen. — Nach einer Einfuhrung mit
Definitionen der Flötenuhr und deren Bauelementen wird die Funktionsweise der Uhrspielwerke
erläutert. Die Geschichte der Flötenuhr zeigt, daß sie zwar keine ursprüngliche Erfindung
der Schwarzwälder ist, daß aber in unserer Waldgegend die Grübler eine eigene Form
schufen, mit Uhrwerk unten und darüberliegendem Flöten werk. Der Handantrieb mechanischer
Musikwerke wurde durch Gewichtszug und Wandaufhängung ersetzt. Vor allem die
Chronisten der frühen Uhrmacherei im Wald, die Pfarrer Franz Steyrer und Markus Fidelius
Jäck, berichteten über die Entstehung der ersten Flötenuhren um 1770. Es setzte ein Reifungsprozeß
ein, an dem sich auch „Musikkünstler" unter den Klosterinsassen und Verwaltungsbeamte
beteiligten. Erst als solche „Eingeweihte der Tonkunst Pleyels, Haydns und Mozarts
Compositionen für Spiel werke der Uhrmacher übersetzten, wurde endlich in diese Wälder-
Automaten jener Geist der Lieblichkeit und Schmelz der Harmonie eingehaucht, der die wohlhabenden
Europäer verleitete, ein Wälderspielwerk als ein zur Vollständigkeit eines reichen
Ameublements gehöriges Stück anzusehen'4 und zu kaufen. Der Siegeszug der Schwarzwälder
Flötenuhren setzte ein. In der Zeit zwischen 1780 und 1870 ergänzten die Tüftler nicht nur
den Glockenschlag durch Flötenmelodien, sie schmückten die Schilder und Gehäuse auch mit
bunten Bildern, reichen Verzierungen, zwitschernden Vögeln oder Hörner blasenden Musikanten
. Es entstanden liebenswerte Kostbarkeiten der Schwarzwälder Volkskunst.

An dem besprochenen Buch hervorzuheben ist, daß die Flötenuhren zwar in ihren historischen
, schwarzwälderischen Eigenarten und Formen vorgestellt, daß sie darüber hinaus aber
auch in ihrer Technik genau untersucht werden. Eine faszinierende mechanische Welt eröffnet
sich, die erkennen läßt, was die Schwarzwälder Sinnierer in ihren langen Wintermonaten ausgedacht
, probiert, ins Werk gesetzt, was sie bei ihren Wanderungen durch Europa gesehen,
als Anregungen mit heimgebracht oder mit Hilfe beratender, mathematikkundiger Klosterleute
zustande gebracht haben. Eine wertvolle Ergänzung im Anhang sind eine Liste der bedeutenderen
Spieluhrenmacher des Schwarzwalds und Notenbeispiele verwendeter Flötenstücke.
Für Liebhaber, Restauratoren oder Hersteller Schwarzwälder mechanischer Musikinstrumente
ist das Flötenuhr-Buch eine Fundgrube. Die Kostbarkeit solcher altväterlicher „Kunstwerke"
wird in unserer elektronischen Wegwerfzeit wieder deutlich erkennbar. Hermann Brommer

Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 7: Spezialakten der badischen Ortschaften
229, bearb. von REINHOLD Rupp (Veröffentlichungen der Staatlichen Archiwerwal-
tung Baden-Württemberg Bd. 39/7) Verlag W. Kohlhammer Stuttgart 1992. 643 S.

Mit dem vorliegenden dritten Teilband zum Bestand 229 — Spezialakten der badischen Ortschaften
— wird die Reihe der Beständeübersicht des Generallandesarchivs fortgesetzt. Die
umfangreiche Übersicht gibt Einblick in den 1100 Regalmeter umfassenden Bestand, der mit
seinen fast 120 000 Faszikeln der größte und am meisten benutzte des Archivs ist. Der Bestand
229 hat unter Benutzern des Generallandesarchivs als Fluch und Segen einen fast legendären
Ruf. Fluch insbesondere für Archiv, Archivare und wissenschaftliche Benutzer, da er ein Pa-

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