http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1993/0213
rühmlichen Vergangenheit, die weder auf die katholische Kirche und ihre Seelsorger, noch auf
die Horbener Männer ein gutes Licht wirft. Mit viel Gespür geht die Historikerin den Veränderungen
im religiösen und sittlichen Bereich nach und schildert anschaulich, wie die Gleichgültigkeit
gegenüber männlichen Übergriffen schließlich neuen sittlichen Maßstäben weicht.
Hut ab vor einer Pfarrgemeinde, die das Erscheinen dieser Veröffentlichung nicht behindert
hat.
Von Theologen werden ebenfalls mehrere Kapitel bestritten. Suso Frank widmet sich der
Pfarrkirche St. Agatha, deren Baugeschichte und Ausstattung. Nebenbei entnimmt er den umfangreichen
Akten, daß einige Horbener 1780 ein widerspenstiges und aufwiegelndes Betragen
gezeigt hätten, als sie für den Bau „Handlangerdienste" leisten sollten. Andererseits griffen
sie bei der um 1900 notwendig gewordenen Erneuerung tief in ihre Taschen, damit der Innenraum
wunschgemäß barock ausgestaltet werden konnte. Ungewöhnlichen Fragen, wie sie Kinder
in ihrer Unschuld stellen, geht Annemarie Ohler nach. Sie führt den Leser und Besucher
durch dieses Gotteshaus, entschlüsselt Bilder und Symbole auf verblüffende Art und Weise
und zeigt, daß es heute noch einen „Himmel auf Erden" gibt. Über den Wandel in der Pfarr-
seelsorge macht sich Erzb. Offizial Norbert Ruf Gedanken, plädiert für eine kooperative Seel-
sorge unter der Ägide eines Priesters, trotz Priestermangels. Der Landwirt und ehemalige Ratschreiber
von Horben, Franz Zimmermann, hält nicht nur die zahlreichen Wegkreuze in Wort
und Bild fest, er bemüht sich auch um eine lückenlose Zusammenstellung und Lokalisierung
der Gehöfte in den verschiedenen Ortsteilen vom Bohrer bis zum Gerstenhalm. Zahlreiche
Abbildungen runden das von einer aktiven Pfarrgemeinde gestaltete Bändchen ab.
Ursula Huggle
Dieter Sommer, Kreuzwege in Freiburgs Umgebung. Meisterdruck-Verlag, Reute 1992»
51 S,, 38 Färb- und 40 Schwarzweilkbb., 1 Übersichtskarte.
Bei Wanderungen durch die Umgebung Freiburgs begann der Autor, „alle außerhalb von Kirchen
aufgestellten Kreuzwege" (in den Kreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen
und Freiburg-Stadt) zu erfassen und zu beschreiben. Ein reich illustriertes Heft legt nun Zeugnis
von dessen Erkundungsarbeit ab. In Kapiteln über Entstehung der Kreuzwege, biblisches
Zeugnis zu den Stationsbildern und legendäre Berichte gibt D. Sommer einen Überblick über
Verständnis und theologische Deutung der Kreuzweg-Stationen und zugehöriger Andachtsformen
. — Den Hauptteil der Darstellungen nimmt die Beschreibung der einzelnen Kreuzwege
ein, die nach ihren Standorten im Weinberg, Schwarzwald, Dreisamtal, auf Friedhöfen, in
Freiburg. Staufen und Herbolzheim gruppiert wurden. Reste eines Kreuzwegs im Kirchhof
von St. Michael zu Niederrotweil und in Neuenburg könnten noch hinzugefügt werden. Von
besonderem dokumentarischem Wert ist das Gespräch über die Entstehung der neuzeitlichen
Kreuzweg Stationen, die vom Ibentäler Frauenbrunnen zur Lindenbergkapelle auf die Höhe
hinaufgeleiten. Bildhauer Sepp Jakob in Gundelfingen, der ehemalige verdiente Chef-Werk-
meister der Freiburger Münsterbauhütte, hatte D. Sommer zu einem Besuch in sein Atelier
eingelassen und dabei die freiplastischen Stationsbilder aus Kalkstein als seinen persönlichen
Kreuzweg interpretiert. Im Schlußkapitel wird Romano Guardinis Kreuzwegandacht dazu benützt
, die Stationsdarstellungen als Leidensweg Jesu und Schule des Lebens und Leidens zu
erklären. — Das als Anregung für Religionspädagogen, Pilgergruppen und Interessierte an
religiösen Kleindenkmälern gedachte Heft vermag auch der religiösen Volkskunde für Freiburg
und Umgebung als Informationsquelle zu dienen. Im Einzelfall könnten archivalische
Nachforschungen noch Ergänzungen bringen. Zahlreiche Zeichnungen und fotografische Abbildungen
erhöhen den Wert des mit Begeisterung geschriebenen Heftes. (Zu beziehen beim
Religionspädagogischen Institut in 79104 Freiburg i. Br., Habsburgerstraße 107).
Hermann Brommer
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