http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0055
noch ausstehende Bauuntersuchung des Turminneren ergeben, ob die hier angetroffenen
Balkennester original oder gestört sind, da sie an der Oberfläche modern mit
Betonmörtel verschmiert sind, Weil bisher keine weiteren datierbaren Hölzer ermittelt
werden konnten, kommt damit der kunsthistorischen Argumentation eine weitere
Bedeutung zu: denn würde diese dem dendrochronologisch ermittelten Wert widersprechen
, so müßte der Schluß vom Alter des hölzernen Bauteils auf das Alter des
Gebäudes insgesamt unterbleiben.52
Im Gegensatz zu dem ebenfalls dendrochronologisch gewonnenen Datum für das
Martinstor, das wegen mehrerer übereinstimmender Proben als gesichert gilt, deuten
sich am Beispiel des Schwabentores bisher noch erste Grenzen dieser naturwissenschaftlichen
Datierungsmethode an.53 Da die übrigen bekannten Befunde zusammen
mit der Lage, Dimension und Art der datierten Hölzer jene zunächst ausschließlich
für die Balken gültige Jahreszahl hinreichend bestätigen, kann trotz der angesprochenen
Einschränkung auch der Baubeginn am Schwabentor auf die Zeit um 1265 festgelegt
werden.
Für die Geschichte der Freiburger Stadtbefestigung stellt dieses Datum ein weiteres
Detail unseres Wissens speziell über den südlichen Abschnitt des inneren Mauerrings
dar, wie es hier zum Schluß in aller Kürze etwa so skizziert werden könnte: Die in
Resten noch heute erhaltene innere Stadtmauer, auf deren Planung sich wohl schon
die im Marktprivileg Konrads von Zähringen von 1120 enthaltene Bestimmung über
den erbenlosen Nachlaß54 beziehen läßt, wurde schon bald nach diesem Rechtsakt
— jedenfalls noch unter Herzog Konrad (| 1152) — begonnen und in einem vergleichsweiseeinheitlichen
Bauvorgang ausgeführt. Da die wehrhaften Turmtore zum
Teil erst Generationen später die Zugänge zur Gründungsstadt verstärken, ist an ihrer
Stelle mit einfacheren Vorgängerbauten zu rechnen, die man sich am ehesten als einfache
Bogendurchgänge in der Stadtmauer vorstellen wird.55 Noch unter Bertold V.
(| 1218) wird mit dem Martinstor mindestens einer dieser Eingangsbereiche massiv
ausgebaut, wobei der Torturm neben den wehrtechnischen Aufgaben sicher auch repräsentative
Funktionen erfüllt. Auftakt zu diesem Ausbau ist also nach den bisherigen
Erkenntnissen wohl das um 1201 begonnene Martinstor, das den südlichen Zugang
zur Marktstraße bewehrt. Bis zum Bau des Schwabentorturmes am zweiten
Südausgang der Stadt um 1265 vergehen zwei weitere Generationen, wobei in diesen
Zeitraum die Erbauung zumindest des Lehenertores zu setzen ist, das 1277 urkundlich
erwähnt wird.56 Ob dabei das Schwabentor den Schlußpunkt jenes Befestigungsausbaus
darstellt oder ob andere Tore des inneren Mauerrings noch später entstanden
, muß offen bleiben; dagegen kann man davon ausgehen, daß diese Arbeiten
an den Toren der inneren Stadtmauer noch im Gange waren, während bereits in der
Neuburg, der nördlichen Vorstadt der zähringischen Marktanlage, erste Befestigungswerke
im Ansatz *.. erkennbar werden51.
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