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herr. Allerdings war er damit auch in den Schutzverband des Lehensherrn aufgenommen
, der die ungestörte Nutznießung des Lehens — also die Herrschaft über die Stadt
Endingen — garantierte. Dadurch war die üsenbergische Herrschaft über Endingen
für Hesso und eventuell männliche Nachkommen gesichert. Beim Erlöschen der
Linie im Mannesstamm, was schließlich 1379 eintrat, fiel die Stadt allerdings den
Habsburgern in die Hände. Da sich aber offenbar der Lehensauftrag nur auf die Stadt
Endingen bezog, konnte Hessos Tochter Anna über das Umland mit den üsenbergi-
schen Dörfern frei verfügen. 1392 verkaufte sie diese Besitzungen an den Markgrafen
Hesso von Hachberg, was für die Stadt gravierende Folgen hatte. Endingen war als
vorderösterreichische Stadt von ihrem ehemaligen Umland praktisch abgeschnitten.
Die Ereignisse um den Anschluß der Städte Freiburg, Kenzingen und Endingen,
der als Einheit betrachtet werden muß, zeigen, daß die Habsburger nicht mit offenen
Armen im Breisgau empfengen worden waren, Kenzingen widersetzte sich jahrelang,
unterstützt, vermutlich sogar angetrieben von der Stadt Freiburg, den österreichischen
Änschlußbemühungen und sah seine Interessen durch die Markgrafen von
Hachberg besser vertreten. Erst die Erstürmung des Wasserschlosses zum Wiger bei
Emmendingen 1367 brachte die entscheidende Wende. Freiburg stand mit den verbündeten
Städten plötzlich allein. Die militärische Niederlage der Breisgaustädte war
* *
die Folge. Jetzt konnten die Herzöge von Osterreich — die sich bis dahin aus der Auseinandersetzung
heraushielten, das Bündnis ihrer Pfandschaften Neuenburg und
Breisach aber zuließen — als einzig mögliche Alternative hervortreten. Mit Glück,
taktischem Geschick und finanziellen Versprechungen konsolidierte sich die Herr-
schaft Österreichs im Breisgau. Erst nach dem Anschluß Freiburgs 1368 konnten die
Herzöge 1369/70 die Stadt Kenzingen in ihre Hände bekommen.118
Die eigentlichen Verlierer der ereignisreichen Jahre 1367/68 waren nicht der Graf
von Freiburg oder die Breisgau Städte, sondern vor allem die Markgrafen von Hachberg
. Diese hatten durch ihren Frontenwechsel auf die Seite der Grafen Stadt und
Herrschaft Kenzingen und Kürnberg endgültig und etwaige Hoffnung auf die Freiburger
Stadtherrschaft von vornherein verloren. Es bleibt Spekulation, aber ohne den
Frontenwechsel der Markgrafen wäre die Geschichte des Breisgaus wohl anders verlaufen
. Als Herren von Stadt und Herrschaft Kenzingen und Kürnberg, vielleicht sogar
als Stadtherren Freiburgs wären die Hachberger und in späteren Jahrhunderten
die Markgrafen von Baden als deren Nachfolger die dominierende Macht im Breisgau
geworden. So sind die 1360er Jahre auch für die badische Geschichte von großer Bedeutung
.119
Anmerkungen
* Prof. Dr. Berent Schwineköper, der am 8. März 1993 im 81. Lebensjahr verstarb, hat seit 1983 meine
wissenschaftlichen Arbeiten und meinen beruflichen Werdegang mit großem Interesse verfolgt. Er hat
durch sein Vorbild und seine Ratschläge meine berufliche Zielsetzung maßgeblich beeinflußt. Er
selbst bezeichnete mich einmal als seinen letzten Schüler, Ich werde ihn als Person und wissenschaftlichen
Mentor stets in bester Erinnerung behalten,
i Vgl, zur Geschichte der Habsburger im Breisgau; fL S. Bader, Der deutsche Südwesten in seiner
territorialstaatlichen Entwicklung. 1950, S, 76f.; H, E, Feine, Die Territorialbildung der Habsburger
im deutschen Südwesten vornehmlich im späten Mittelalter, in: ZRG GerniAbt. 67, 1950, S. 177—308,
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