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den und Pfarreien im Südtiroler Provinzgebiet anerkannt werden, die sich in einer
umfangreichen Bautätigkeit und dem Wunsch, auch in Lana eine Ordenskommende
zu gründen, ausdrückte.
Als Erinnerungsbild und Szene fallt im Gemäldebestand v. Kagenecks besonders
die Darstellung des von ihm am 10. Dezember 1717 vor Kaiser Karl VI. geleisteten
Lehenseides auf, Dieses im Grünen Zimmer (Ordenszimmer) vorhandene Bild ist die
einzige erhaltene Darstellung eines offiziellen Rechtsaktes vor dem kaiserlichen
Thron aus alten Reichszeiten und damit eine einmalige Rarität in der deutschen
Rechtsgeschichte.49 Die Inschriften halten genau fest, wer bei dieser Zeremonie in
der Wiener Hofburg anwesend war. Daß der Südtiroler Landkomtur für diese wichtige
Gesandtschaft zum Kaiser als Vertreter des Hochmeisters Franz Ludwig auserkoren
wurde, wirft außerdem auf die im selben Jahr erfolgte Berufung v. Kagenecks
nach Dillingen ein helles Licht.
Die Lengmooser Wandbilder sind wohl alle erst in den Dreißigerjahren des 18.
Jahrhunderts entstanden. Darauf läßt die am 3. Juni 1734 in Mannheim gestellte und
am 18. Juli 1734 quittierte Rechnung des „J. Baumann mpp mahler" schließen. In seinem
„Conto, was ich an (fünf) gemalten Tapeten für Ihro Excellenz kaiserlichen Geheimen
Rat und kurpfalzischen Staatsminister Freiherrn von Kagenegg gemacht
habe',' berechnete I Baumann 151 Ellen im Quadrat an Leinwand und 151 Gulden 30
Kreuzer. Diese Rechnung ist in den Freiburger Nachlaßakten50 zu finden. Damit erhellt
sich, daß die „Tapeten',' die als Erinnerungsbilder wohl zunächst in den Mannheimer
Wohnräumen des Landkomturs zu dienen hatten, ursprünglich kaum für die
Ausstattung der erst 1740 fertiggestellten Kommende Lengmoos bestimmt waren.
Denn bei der Erbschaftsregelung des Jahres 1740 und Auflösung seines Mannheimer
Wohnsitzes trachtete v, Kageneck danach, klare Verhältnisse zu schaffen. Was dem
Deutschen Orden zufallen sollte, wollte er noch vor seinem Tod geregelt wissen. Deshalb
muß ich nochmals daran erinnern, daß v. Kagenecks Statthalter in Südtirol, Graf
Anton Ingenuin v. Recordin, wohl in dieser Absicht nach Mannheim gerufen worden
war und dort für den Empfang des Landkomturkreuzes am 8. Januar 1740 eigenhändig
quittierte. Könnte das die Gelegenheit gewesen sein, die buntfarbigen „Tapeten"
mit den Szenen aus dem Leben des Landkomturs v. Kageneck von den Wänden abzunehmen
, zur Ausstattung des gerade fertiggestellten Hauptbaus der Kommende Lengmoos
zu stiften und mit nach Südtirol überbringen zu lassen?
Der Maler der Lengmooser „Tapeten"
Im Frühjahr 1993 fand R Cornelius Buchheim im 2. Stock seiner Kommende „hinter
zwei großen Kästen noch eine etwas kleinere „gemalte Tapete, auf einen Rahmen aufgespannt
, darstellend die Schlußszene von Pyramus und Thisbe", die ursprünglich im
Rosa Zimmer die Wand neben dem Ofen geschmückt haben muß. Dort wurde vor
etwa 130 Jahren eine Türe eingesetzt und das Stoffbild zur Seite gehängt. Mit diesem
Gemäldefund gewann der restaurierende Custos des Lengmooser Deutschhauses
wichtige Anhaltspunkte für die Konservierung der anderen Baumannschen Gemälde
in den vier Komturei-Räumen.
Der Hof- und Theatermaler Joseph Anton Baumann51 signierte mit „J. Bau-
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