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sie zu Beginn der Revolution habe zurückkehren wollen. So gab es schwere Auseinandersetzungen
, in die sich das Ritterschaftsdirektorium vermittelnd einzugreifen bemühte
.
In diesem kritischen Augenblick kam der älteste Sohn Friedrich Wilhelm zum ersten
Mal nach 17 Jahren Militärdienst aus Braunschweig auf Urlaub, wobei er zunächst
den Vater in Rust und dann die Mutter in Straßburg besuchte. Als er dann wieder
nach Rust zurückkam, hatte er Auftrag von seiner Mutter, dem Vater folgende
Mitteilung zu machen: Caroline wolle wieder nach Rust ziehen und fordere gleichzeitig
Abrechnung. Darüber brach nun ein allgemeiner Streit aus. Friedrich räumte zwar
sofort das Schloß, beschwerte sich aber beim Reichshofrat in Wien über „den ungeheuerartigen
Sohn, den Bevollmächtigten einer so bösen Frau." Weil sich Friedrich
aber direkt nach Wien an die obersten Instanzen gewandt hatte, fühlte sich das Direktorium
der Ritterschaft übergangen und forderte ihn auf, seiner Frau die geschuldeten
Summen zu zahlen. Aber Friedrich bekam in allem Recht. Es traf tatsächlich ein kaiserliches
Rescript ein, das Friedrich Wilhelm zur schuldigen Ehrfurcht und Respekt
vor seinem Vater ermahnte. Ein Notar aus Lahr bekam den Auftrag, sich nach Rust
zu begeben und dem Gerügten daselbst das Schreiben zu verlesen. Er sei sehr höflich
dabei behandelt worden, vermerkt der Notar befriedigt in seinem Bericht über diese
seltsame Szene. Der Sohn, der offenbar in aller Unschuld zum Sündenbock geworden
war, indem er sich in völliger Unkenntnis der Verhältnisse in die elterlichen Auseinandersetzungen
hatte verwickeln lassen, zog sich schleunigst zurück. Die Freunde
und Nachbarn begannen einen neuen Vermittlungsversuch, und binnen kurzem waren
der Streit zwischen Vater und Sohn, zwischen dem Ehepaar und zwischen Friedrich
und dem Direktorium aus der Welt geschafft. Da eine Verrechnung über die letzten
Jahre sehr schwierig gewesen wäre und die Rechtslage überdies keineswegs eindeutig
war, wurde einfach ein Strich gezogen und im Januar 1798 ein neuer Vertrag geschlossen
. Danach schied Caroline aus der Verwaltung des Vermögens völlig aus, sie
mußte Rust verlassen und bekam eine lebenslängliche Pension von 300 fl, ebenso jedes
der 5 überlebenden Kinder. Alle Welt scheint zufrieden gewesen zu sein; Caroline
zog nach Diersburg und schrieb im März ihrem Sohn, er möge dem Vater ihre
Empfehlung bestellen und auch ihren Dank für die Aussöhnung.
Die Kinder dieses starrköpfigen Ehepaares müssen in jenen Jahren viel ausgestanden
haben. Zwischen den beiden Teilen hin und her gerissen, haben sie wenig von
elterlicher Liebe zu spüren bekommen. Auf die Idee, daß elf Kinder eine Erhaltung
des Familienlebens erfordert hätten, scheinen weder Friedrich noch Caroline je gekommen
zu sein.
Nicht weniger als elf Kinder waren nämlich aus dieser Ehe hervorgegangen, die
alle in Rust geboren wurden, nämlich:
1. Wilhelmine Auguste Louise, geboren 1766 und bereits im folgenden Jahre verstorben
. Ihre Patentante war die bekannte Memoirenschreiberin Baronin Oberkirch geb.
Waldner v. Freundstein.
2. Friedrich Wilhelm, geboren am 1. Juni 1767 und gestorben am 4. März 1829. Er
wurde nach seinem Vater Stammherr auf Rust und ist der Ahnherr aller Böcklins.
3. Caroline Christine Augusta, geboren am 28. Februar 1769. Mit 9 Jahren wurde
sie von ihrer Mutter in ein Institut nach Mömpelgard gebracht, um französisch zu
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