http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1994/0186
Das Werk steht in besten Traditionen bewährter Handbücher: Erschließung gewaltiger Quellenmassen
, der nicht weniger umfangreichen wissenschaftlichen Literatur (bis hin zum Jahr
1991!) und wichtiger Hilfsmittel (z. ß. statistische Werke); Bändigung erdrückender Stoffmassen
; Aufweis von Forschungslücken (z. B. zu wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Säkularisation
für Baden, 52; soziale Kosten des Modernisierungsschubes, 496); differenzierte Bewertungen
(z. B. der napoleonischen Zeit: kurzfristig negativ, langfristig durchaus positiv,
495); Wechsel von weit gespannten Uber blicken (z, B. Allgemeine Tendenzen auf dem Weg
zum Industriestaat, 622ff.)> Schlaglichtern (mit den Rangerhöhungen 1803 und 1809 legte die
badische Dynastie ihre frühere Sparsamkeit ab, 49), sorgfältig gezeichneten Portraits (König
Friedrich, 242), abwägenden Urteilen (Höhepunkt des Kulturkampfes in Baden; 172—175) und
Vergleichen mit anderen deutschen Staaten (hinsichtlich des Frauenstudiums spielte Baden
eine Vorreiterrolle, 763). Nicht selbstverständlich ist, daß das historische Geschehen immer
wieder auf naturräumliche Gegebenheiten bezogen wird, daß auch Bankwesen, Presse und
Gebäudebrandversicherung, Literatur und Theater, Malerei und Architektur berücksichtigt
sind. Hervorzuheben sind ferner die gepflegte, verständliche Sprache und der sorgfältige
Druck.
Auch wer sich „nur" mit der Geschichte eines Landesteiles beschäftigt, findet unschätzbare
Hilfe. Er kann das Geschehen eines Ortes in weite Zusammenhänge einbetten; auch über das
Register stößt man immer wieder auf überraschende Einzelheiten zu diesem oder jenem Ort.
Als große Stadt, Vorort des Dreisamkreises, Sitz einer Universität sowie eines Erzbischofc in
bewegter Zeit wird Freiburg häufig erwähnt. Seit 1833 erschien hier das „Badische Kirchenblatt
" für Katholiken und Protestanten mit einer gemischtkonfessionellen Redaktion (101). Die
Freiburger Universität zählte im Sommersemester 1871 gerade 212 Studenten, wies um die
Jahrhundertwende aber zahlreiche bedeutende Gelehrte auf (213f.).
Der „Start" mit Band 3 gibt eine gewisse Gewähr dafür, daß die Zeit bis 1800 wirklich in
„nur" zwei Bänden dargestellt wird. Gewisse Wiederholungen (z. B. zu den Hochschulen)
waren wohl kaum zu vermeiden. Mißlich ist dagegen, daß ein fünfter Band außer dem Gesamtregister
auch inhaltliche Ergänzungen bringen soll. Wer sich für eine bestimmte Zeit interessiert
, muß also zwei Bände kaufen (was eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutet)
und ständig nachschlagen, ob sich im fünften Band zu einem bestimmten Sachverhalt vielleicht
Karten, Diagramme, Tabellen finden. Wenig benutzerfreundlich sind Rückverweise der
Art „wie A/2" auf Quellen und Literatur, die den einzelnen Abschnitten vorangestellt sind,
Kaum liegt der monumentale Historische Atlas von Baden-Württemberg vor, da beweist die
Kommission für geschichtliche Landeskunde ihre Vitalität mit dem nicht weniger ehrgeizigen
Unternehmen des Handbuchs. Im Dienste der Leser sehen sich kompetente und fleißige Autoren
unter ein hartes Joch gespannt, Angesichts des gelungenen Auftaktes darf man auf die
folgenden Bände gespannt sein, Norbert Ohler
Der Landkreis Lörrach. Bd, L Bearb. von der Abteilung Landesbeschreibung des Staats»
archivs Freiburg i. Br. Hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung
mit dem Landkreis Lörrach (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg).
Verlag Thorbecke, Sigmaringen 1993, XXVIII, 963 S. Dazu, in eigener Tasche: Karten 1—11,
Statistischer Anhang A 1 bis A 5.
Unentbehrlich für den an der Landeskunde Interessierten und von Wissenschaftlern mehr benutzt
, als Nachweise in Veröffentlichungen zeigen: Die Amtlichen Kreisbeschreibungen gehören
längst zum Werkzeug von Verwaltung, Schule und Wissenschaft, verbinden sie doch
eine problematisierende Bestandsaufnahme mit vielfältigen Rückblicken in die Vergangenheit,
Der Band behält die bewährte Gliederung bei: Im ersten Teil (S. 1—518) werden natürliche
und geschichtliche Grundlagen dargelegt, ergänzt um Abschnitte zu Kunstgeschichte, Bevöl-
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