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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 17
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dann ein neues, gestampftes Pflaster aufgebracht, und auch in Unterlinden zeigt das
älteste Pflaster mehrere Reparaturen und Aufhöhungen, weil Fuhrwerke und Tierhufe
mit der Zeit Schäden im Straßenbelag verursacht hatten. Uber diesen Pflasterschichten
folgte eine dicke» lockere Aufplanierung von sandig-lehmigem Kies, deren zugehörige
Straßenoberfläche nirgends erhalten war. Sie trug unmittelbar den neuzeitlichen
Kiesunterbau für Pflaster oder Teerschicht, entstammt selbst aber noch dem
Mittelalten Im Bereich Gauchstraße/Unteflinden waren nämlich alle angrenzenden
Gebäude jünger als diese Straßenaufhöhung — beginnend mit einem Steinhaus der
Zeit um 1200 (Abb. 4, dort Nr. 6) und dem Torturm des Predigertors, um 1270/80
(Abb. 8), deren Baugruben bereits in diese dicke Planierschicht eingetieft worden
waren24. An den angrenzenden Gebäuden des 13. bis 19. Jahrhunderts war deutlich,
daß das zugehörige Straßenniveau bereits ungefähr dem heutigen Niveau entsprochen
haben muß und deshalb nicht im mittelalterlichen Zustand erhalten blieb. Wichtig ist
nun die Beobachtung, daß die mehr als 1,1 m dicke Aufhöhung einem einzigen Arbeitsgang
entstammt: Sie besteht zwar aus mehreren unterschiedlichen Planierschichten
, aber zwischen diesen Schichten existierte keine genutzte Oberfläche: Bis in jüngste
Zeit gab es ja keine Möglichkeit, große Mengen von gleichförmigem, normiertem
Baukies zu gewinnen, mit großen Fahrzeugen zu transportieren und rasch einzubauen
: Geländeabtrag und Geländeaufhöhungen waren bis in die Neuzeit hinein
Handarbeit, die größten verfügbaren Transportmittel waren Pferde- und Ochsenkarren
— auch bei zügiger Arbeit mit zahlreichen Arbeitskräften waren Unterschiede in
Konsistenz und Festigkeit von Planiermaterial unvermeidbar, und eben diese unbeabsichtigten
Strukturen treten in archäologischen Beobachtungen deutlich hervor. Ob
sich die ablesbaren Arbeitsabschnitte auf Vor- und Nachmittag, auf einzelne Tage
oder Wochen verteilen, oder ob sie nur die Anlieferung des Materials aus verschiedenen
Erdgruben belegen, ist nur selten zu entscheiden. Für die Frage, wer diese Arbeiten
geleistet hat, wie dies finanziert und organisiert wurde, sind solche Detailbefunde
von einiger Bedeutung25. Insgesamt gehören sie einfach zum Gesamtbild einer großen
städtischen (oder kirchlichen) Baumaßnahme des Mittelalters.

Daß der Verlauf der Freiburger Innenstadt-Straßen bis in die Frühzeit der Stadt zurückgeht
, hatte bereits 1985 ein „Kellerplan" gezeigt26: Alle alten Keller respektieren
die (bis 1945) erhaltenen Straßenfluchten — die wenigen Veränderungen im Straßennetz
sind leicht benennbar. Archäologisch wird nun deutlich, daß nicht nur die
Baufluchten, sondern auch der eigentliche Straßenbau in diese Frühzeit zurückreichen
: in der Gauchstraße sind erstes und zweites Straßenniveau, aber sogar noch die
folgende, mächtige Niveauaufhöhung älter als die ältesten ergrabenen Häuser der
Zeit um 1200; an Unterlinden haben sich geringe Veränderungen im Bereich des Tores
abgezeichnet An der Grünwälderstraße, wo der Schichtenaufbau der Straße in
einer Baugrube dokumentiert werden konnte, wurde in ähnlicher Weise deutlich, daß
ein Steinhaus von ca. 1140/50 jünger war als der erste, älteste Straßenbelag27.

Wann die Straßen auf das heutige Niveau angehoben wurden, läßt sich zunächst
durch zahlreiche Keramikfunde in den Planierschichten bestimmen, die einen „termi-
nus post quem", im günstigsten Fall einen „terminus ad quem'6 bieten. Entsprechende
Funde aus benachbarten Häusern, die bereits mit dem höheren Straßenniveau rechnen
, geben einen „terminus ante quem". Keramik läßt sich allerdings nur in relativ

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