Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 80
(PDF, 30 MB)
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tung der Unterthanen» und andere Umstände mehr erfordern, wie aus nachfolgenden
Exempeln mit mehrerm zu ersehen seyn wird."30

Tod als Endpunkt und Ubergang zugleich markiert im Leben jeder Generation einen
tiefen, wenn nicht den tiefsten Einschnitt, der auch und gerade heutzutage, trotz
Zähmens31 und Verdrängens, nichts von seiner Unerbittlichkeit und Endgültigkeit
verloren hat. Weder der Absolutheit der Ansicht Aries', der Tod im Mittelalter32
und der frühen Neuzeit33 sei vor dem Hintergrund religiöser und sozialer Eingebun-
denheit für den einzelnen Menschen beherrschbar, ja erlernbar im Sinne der ars mo-
riendi gewesen34, noch der Meinung Borsts, jener Tod sei gerade wegen der durch
die Kirche genährten Höllenangst als besonders grausam empfunden worden35, vermag
sich daher der Verfasser anzuschließen, sondern viel eher der Feststellung Bauers
von der historischen „Grunderfehrung der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen"
auch im Tode36. Darüberhinaus wird der Tod zu allen Zeiten, für Gläubige wie Ungläubige
, ein verstandesbewehrtes Herangehen vereiteln, weil es ja immer der eigene
Tod ist, dessen Endgültigkeit so erschreckend ist wie sie unverständlich bleibt. Dieses
Wissen um die Vergänglichkeit vor Augen, bemühte sich der mittelalterliche
Mensch um die Nähe der Märtyrer und Heiligen auch im und nach dem Tode, um
in die Fürbitte der Gläubigen einbezogen zu werden. Die daraus erwachsende Bestattung
ad sanctos, ad martyros, apud ecclesiam, sub stillicidio sollte Entstehung und
Bild frühmittelalterlicher Friedhöfe und Grablegen wesentlich prägen37. Auch nach
Herausbildung des Platzes um das Gotteshaus als Kirchhof blieben das Innere der
Kirche und dort die Altarnähe bevorzugte Ruhestätte des Klerus, aber auch einflußreicher
und begüterter Standespersonen, Wirkte so der Platz für die Nachkommen
und das Andenken des Verstorbenen allein schon statuserhaltend, wenn nicht gar
statusfördernd, so sollten sich im Zeitalter höfischer Prachtentfaltung im Absolutismus38
besonders prunkvolle zeremoniale Muster der Leichenbegängnisse ausformen
, die in den süddeutschen, weitgehend katholisch geprägten Ländern überdies
einen fruchtbaren Boden vorfanden39. Zumal das Funeralzeremoniell des katho-
lisch-barocken Osterreich war „öffentlich, demonstrativ, extrovertiert und theatralisch
" entsprechend der am Hofe zelebrierten spanischen Hofetiquette40. Dabei
führte die weitgehende Ähnlichkeit resp. Gleichsetzung sakraler (liturgischer) und
weltlicher (zeremonieller) Riten im geschlossenen System des christlichen Mittelalters
zu einer bis in die neueste Zeit hinein feststellbaren Verwebung christlicher und
weltlicher Inhalte. Daß im Tode nicht alle gleich waren, verdeutlichen zahlreiche
zeitgenössische Klagen über „die unnöthige Verschwendung und der überflüßige
Staat, der bey den Begräbnissen vieler vornehmen, oder doch wohlhabenden Leute
angewendet wird [...]. Manche Adeliche werden fest Fürstlich begraben, und einige
von bürgerlichen Stande mehr als Adelich beygesetzt."41 Verbote eines allzu aufwendigen
Totenkultes42, besonders der beliebten nächtlichen Beisetzungen43, von
Seiten der jeweiligen Regierungen44 schon der Begrenzung des volkswirtschaftlichen
Schadens wegen, verfehlten zumeist ihre Wirkung. Sie mündeten schließlich im
19. Jahrhundert in nach Klassen abgestuften Beisetzungsfeierlichkeiten45, die einen
differenzierten, in einem kontrollierten Rahmen sich bewegenden Trauermodus erlaubten
.

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