http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0121
Portrait des Freiherrn Egid Joseph Carl v. Fahnenberg (Lithographie).
(StadtAF L4 v. Fahnenberg Archiv III Kasten 4 Nr. 3)
Karl, den ältesten, der ihm in der Begabung am nächsten steht. Mit ihm legt er sogar
vor jedem Semester den Vorlesungsplan fest. Er, der über jede Ausgabe Buch führt,
ist auch bei seinen Söhnen in Geldsachen sehr genau. Bei ihrer Rückkehr von Göttingen
aus dem Semester müssen sie abrechnen. Dabei beanstandet er einmal: „Mit den
Reisekosten und mit dem Ansatz des Abendessens bin ich nicht zufrieden, weil viel
zu teuer." Er droht, sie von Göttingen wieder abzuberufen, und ermahnt sie: „Ich
empfehle Fleiß, Liebe zu den Wissenschaften und strenge Sittlichkeit."7 Als sich
herausstellt, daß der zweite Sohn Egid Karl in Göttingen statt zu studieren Spielschulden
macht, ist helles Entsetzen in der Familie: „Der junge, leichtsinnige, in üble
Gesellschaft geratene Mensch muß unter strenge Aufsicht und Zucht gebracht werden
."8 Der Vater gibt ihn jetzt in eine forstliche Ausbildung und bemüht sich bei
der vorderösterreichischen Regierung — allerdings vergeblich — um das Forstamt
Stockach. Mit mehr Erfolg wendet er sich später an den König von Württemberg, von
dem der Sohn Egid nicht nur das Forstamt Tuttlingen, sondern auch den Rang eines
Kammerherrn zugeprochen bekommt. Der älteste, in Freiburg geborene Sohn kommt
dagegen mühelos beim badischen Großherzog als Leiter des Postwesens (Oberpostdirektor
) und Kammerherr unter. Und schließlich „geruht" der Zar von Rußland, den
vierten Sohn Friedrich bei seiner Gesandtschaft in Stuttgart anzustellen. Nur mit dem
dritten Sohn Anton Maria, Rittmeister in einem österreichischen Regiment, ist der
Vater lange Zeit unzufrieden. Zu lange hat ihm Anton Maria vor seiner Aufnahme
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