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in das Regiment auf der Tasche gelegen. Doch aller Verdruß ist vergessen, als Anton
Maria 1814 bei den Verfolgungskämpfen gegen Napoleon in Frankreich für seine Tapferkeit
vom König von Preußen mit dem „Pour le merite" ausgezeichnet wird. Besonders
angetan ist der Vater schließlich von Antons späterer Heirat. Der Sohn heiratet
nämlich eine Tochter aus der reichsgräflichen Familie von Seilern.
Der Vater selbst führt ein streng diszipliniertes Leben. Während seiner Tätigkeit
am Reichskammergericht tritt er mit mehreren Veröffentlichungen hervor.8 Im Mittelpunkt
seiner Arbeiten steht die Entwicklung der Reichsverfassung vom Mittelalter
bis zum Ende des Reiches. Seine Arbeitskraft ist erstaunlich, denn in der Zeitspanne
von 1790—1796 erscheinen sechs Werke im Druck, davon das erste „Entwurf einer
Geschichte des Reichskammergerichts unter dem Vicar" in zwei Bänden. Doch die
Krönung seiner literarischen Arbeiten sollte die Abhandlung „Die Verdienste der
österreichischen Kaiser um Deutschland" werden. Daran arbeitet er während seines
Ruhestands in Wien jahrelang. Als die Arbeit im Januar 1824 fertig ist, schreibt er
an Karl: „Mein literarisches Product, das, wenn mich nicht alles trügt, die gelungenste
aller meiner Geistesarbeiten ist, ist schon der Censur-Hofstelle übergeben. Ich
habe allen Fleiß darauf verwendet, alles weggefeilt, was darin anstößig seyn könnte
. . . Nun steht zu erwarten, ob das admittitur darauf erfolgen wird oder nicht. Von
diesem Werk kann ich mit Vergil sagen: 'Tantae molis erat romanam condere urbem'
(so vieler Mühsal bedurfte die Gründung Roms). Ob meine Ansichten Beyfall finden,
kann nur die Zeit lehren. Sobald die beschwerliche Geburt erfolgt, erhaltest du ein
Exemplar, um es aufzubewahren, was dein Vater in seinem Alter noch leisten
konnte"9
In der Osterreichischen Nationalencyclopädie10 wird darauf hingewiesen, daß
Egid Joseph Karl von Fahnenberg in seinem Nachlaß einige „bedeutende, des
Druckes werthe Aufsätze im Manuskript, darunter ein Werk 'Über die Verdienste
Österreichs um Deutschland'" hinterlassen hat. Unter dem Titel „Beschreibung der
Verdienste der österreichischen Kaiser" befindet sich letztgenannte Abhandlung tatsächlich
im Fahnenberg-Depositum des Stadtarchivs Freiburg. Zwar weist das Manuskript
weder Verfasser- noch Datumsangabe auf, doch ist es durch Schriftvergleich
eindeutig zuzuordnen.11
In der historischen Bewertung der einzelnen habsburgischen Regenten ist diese Abhandlung
freilich eine Einbahnstraße. Irgendwelche Verdienste lassen sich immer finden
. Wenn es an politischen oder militärischen Meriten fehlt, genügt auch einmal die
Vermehrung des Bücherbestandes in der kaiserlichen Hofbibliothek oder die Gründung
einer Akademie wie etwa bei Karl VI. Der heutige Leser wird Fahnenbergs
Urteil schon in der Einleitung zu einseitig finden, wenn es dort etwa heißt: „Alle
österreichischen Prinzen hatten, wie ich zeigen werde, einen und den nämlichen Regierungsplan
auf demdeutschenKaiser-Thron vor Augen. Nach diesem haben sie alle
ihre Handlungen abgemessen. In diesem Plan lag nicht Streben nach unbeschränkter
Oberherrschaft, nicht Erweiterung des Gebiets der österreichischen Erblande auf
Deutschlands Kosten ... sondern allein Deutschlands Beglückung ..Er wird sich
etwa fragen, wo denn die doch unbestreitbare Hausmachtpolitik der Habsburger
bleibt. Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, auf den gesamten Inhalt der
Abhandlung näher einzugehen. Wie gering die Aussicht auf das „admittitur"12 war,
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