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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 124
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als Gesandten An Karl schreibt er: „Ungern trennte ich mich von der ausübenden
Rechtswissenschaft und eben daher gewöhnte ich mich so schwer an meinen dermali
gen Wirkungskreis . , , Außer dem Angenehmen und Wohltätigen der juristischen
Praxis gewährt sie auch die besten Bedingungen. Denn keine Stelle ist sicherer,
verantwortungs- und verdrußfreier als die Stelle eines Richters. In dieser kann man
seiner Überzeugung und der inneren Stimme seines Herzens ganz folgen. Der Gesandte
aber muß aus schwarz weiß machen, wenn es sein Hof gebeut."24

Egid Joseph Karl von Fahnenberg gehört zu den vielen Breisgauern, die nach der
Niederlage Napoleons bei Leipzig neue Hoffnung schöpfen, daß der Breisgau doch
wieder zu Österreich zurückkommen werde. Er ist zuversichtlich:

„Vorderösterreich wird aufleben, Breisgau wird zu seinem uralten Regentenstamm
zurückkehren; die badischen Gesetzmäkler, unersättlichen Blutigel und Adelsverder-
ber werden verschwinden. Nur ihr verfluchtes Andenken wird gleich der Babyloni-
sehen Gefangenschaft auf die Nachwelt übergehen. Uber den Tod des berüchtigten
Brauer habe ich mich herzlich gefreut. Auf seine schleunige Höllenfahrt habe ich mit
meiner Familie eine Flasche alten Erlauer getrunken."25 Dieser zornige Ausfall gegen
den badischen Geheimrat Friedrich Brauer ist umso ungerechter^ als es gerade
das Verdienst dieses Mannes war, mit dem vierten badischen Konstitutionsedikt den
adeligen Grundherren alle diejenigen Rechte zu belassen, die noch mit der Souveränität
des Staates vereinbar waren. In diesem Punkt mußte sich Brauer gegen seinen
Gegenspieler Reitzenstein durchsetzen, der dem Adel alle Rechte nehmen wollte.26
Doch Metternich und der Wiener Kongreß wollen keine Rückkehr des Breisgaus zu
Österreich, wie es sich Fahnenberg in seiner vorzeitigen Euphorie vorgestellt hat.

Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1815 wird es um Fahnenberg einsam. Er hat
viele Enttäuschungen zu verwinden. Der größte Schlag dürfte gewesen sein, daß
seine Arbeit über die „Verdienste des österreichischen Kaisers", von der er sich so
viel versprochen hat, ungedruckt blieb. Es war eben sein Verhängnis, daß die Kritik
an der inneren Struktur des Deutschen Bundes im Wien Metternichs von vorn herein
unerwünscht war, mag sie auch noch so berechtigt gewesen sein.

Fahnenbergs Gesundheitszustand verschlechterte sich so sehr, daß er 1826 das
Haus nicht mehr verlassen kann und seine ihn treu pflegende Tochter Therese am
Ende die Briefe an den Sohn Karl nach seinem Diktat schreiben muß. Egid Joseph
Karl stirbt am 8. Juni 1827 in Wien. Eines bleibt dem großen österreichischen Patrioten
wenigstens erspart: Die Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg bei Kö~
niggrätz und das Ausscheiden Österreichs aus Deutschland.

Anmerkungen

3 C von Würzbach (Hg.), Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich" Bd, 1, 1856, S. 67.

2 Die Herrschaft Burkheim mit Ober- und Niederrotweil, Jechtingen und Oberbergen, ein österreichisches
Lehen, das 1736 der Freiburger Bürgermeister Karl Heinrich Hornus von Bernkastel erworben
hatte, war bei dessen Tod 1739 an seinen Schwiegersohn Franz Ferdinand von Fahnenberg gefallen.

3 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF) L 4,2 Depositum v. Fahnenberg Archiv III Kasten 20 Nr. 2. Brief an
Karl v. Fahnenberg vom 11. 10. 1806.

4 Manuskript „Die Verdienste usw," StadtAF L 4 Archiv III Kasten 10 Nr. 2: Egid Joseph Karl von
Fahrenberg, Beschreibung der Verdienste der österreichischen Kaiser (Ms. o, D,). Dort III. Teil IL
Abschnitt,

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