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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 130
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0132
fers spiegelt jedoch auch die soziale Not wider, in der sich viele Bedienstete des
ehemaligen Klosters befanden, die wie er auf ein lebenslanges Auskommen gehofft
hatten und nun nach der Auflösung um ihre Existenz fürchten mußten. Aus diesem
Grund wollte er die Apotheke für 945 Gulden mit einem ausschließlichen Privileg
für das „Münstertal44 erwerben. Als einzige Zugabe bat er um einen Hausplatz mit
einem Stück Feld für einen botanischen Garten und um das nötige Bauholz. In seinem
Schreiben betonte er immer wieder, daß er das Kind eines herrschaftlichen Dieners
sei, das Zeugnis eines rechtschaffenen Mannes habe und ein geschickter Apotheker
sei, der jetzt mit seinen 40 Jahren sechs Jahre dem Kloster gedient habe. Seinem Ansinnen
, ihn durch die Erlaubnis zum Kauf der Apotheke zu entschädigen, stand das
Oberamt keineswegs ablehnend gegenüber, doch noch vor Beendigung der Verhandlungen
verstarb Zwiebelhofer im Jahr 1804. Die Apotheke wurde nach St. Landelin
verlegt und im Jahre 1806 an Ferdinand Lang aus Freiburg verkauft. Das Gebäude
der Apotheke aber wurde zusammen mit den übrigen Klosterbaulichkeiten vergeben.
Dem eigentlichen Klosterkomplex schloß sich die Meierei an, deren Wohnhaus sich
nach oben erwähntem Gutachten in sehr gutem Zustand befand.12 Zu ihr gehörten
außerdem Rindviehstallungen, ein Schopf am Haus, Pferdeställe and Schweinepferche
, letztere in teilweise unbenutzbarem Zustand, der ihren Abriß rechtfertigte.
Hinzu kamen Haus und Waschküche im Schweinehof, das Orangeriehaus und das
Holzmagazin. Die obere Sägemühle wurde als sehr schadhaft bezeichnet. Sowohl
Wohnhaus als auch Mühle mußten noch im Spätjahr repariert werden. Da die Waldgenossenschaft
Rechte an dieser Mühle besaß, konnte sie nicht veräußert werden.
Auch die untere Sägemühle war ziemlich verfallen, ihre Brauchbarkeit wurde freilich
höher eingeschätzt als die der oberen Sägemühle. Beide sollten jedoch unbedingt weiterbetrieben
werden, da in ihnen alle Sägewaren für das Kloster und die Taleinwohner
gefertigt wurden. Die zum Kloster gehörige Ziegelhütte befand sich laut Gutachten
in bestem Zustand. Auch ihre Fortführung wurde genehmigt, da die Unterhaltung
des Klosters und des Meiereigebäudes den Vorrat an Ziegeln schnell aufbrauchen
würde. Schon für die notwendigen Reparaturen am Bad wurde ein Großteil der Vorräte
gebraucht. Das St. Landelinsbad war sehr heruntergekommen. Für dringend notwendige
Reparaturen und für die Unterhaltung wurde eine Gesamtsumme von 2 730
Gulden angesetzt, Fenster mußten erneuert und Böden geflickt werden. Außerdem
war es für die Wiederaufnahme des Badebetriebs notwendig, eine zweckmäßigere
und bequemere Feuerung in der Badküche einzurichten. Die Böden der Kammern auf
dem Speicher waren so desolat, daß man jeden Augenblick riskierte, in das Zimmer
darunter zu stürzen. Uber die Wiederaufnahme des Badbetriebes gab es dennoch
keine Debatte, galt dieser doch als sehr rentabel. Besonders positiv wurden in dem
Gutachten die reizvolle Lage des Bades, die schönen schattigen Alleen auf dem
Hausplatz und der gegenüberliegende waldige Abhang mit seinen erhaltenswerten
Spazierwegen bis auf die Höhe beurteilt.

Für die Gebäude der Klosteranlage fanden sich schnell Interessenten, Im beginnenden
Zeitalter der Industrialisierung waren aufstrebende Unternehmer zunehmend an
großen Gebäudekomplexen interessiert. So meldete sich bald ein ernsthafter Bewerber
aus der Stadt Lahr, die sich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zu einer
Stadt mit zahlreichen Industrieansiedlungen entwickelt hatte.13 Die Fabriken kon-

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