Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 150
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0152
aus den Marsch nach den Osten an, an dem die Günterstaler Josef Strecker (5. Füsilier
-Kompagnie), Georg Ußermann (6. Füsilier-Kompagnie), Johann Berkenmayer/
Birkenmayer (7. Füsilier-Kompagnie) und Balthasar (Baltas) Burgert (8, Füsilier-
Kompagnie) teilnahmen. Alle hier genannten Personen außer Georg Ußermann sind
schon in der obigen Liste der Günterstaler Soldaten aufgeführt worden. Ußermann
hat nach der Gemeinderechnung kein Handgeld erhalten. Nach einer Liste „Nationale
der den 1. und 28. Juny 1812 nach Nord-Deutschland commandirten Trainmannschaften
" 59 war bei den 105 Mann, die am 28. 6. 1812 ausrückten, auch der bereits
erwähnte Philipp Ruh aus Günterstal. Er hatte sein Handgeld am 8.5. 1812 erhalten,
war also beim Abmarsch nur wenige Wochen Soldat. Bei einer Traineinheit, die nur
aus Pferdefuhrwerken und den dazugehörenden Mannschaften bestand, war dies
nicht unwahrscheinlich. Ein Karteiblatt des Generallandesarchivs verweist auf einen
weiteren nach Osten ausgerückten Günterstaler: „Gallus Steyer 27 Jahre alt" mit dem
Vermerk: „Kam am 3L 8. 1812 zum 3. Batl." Es handelt sich hier eindeutig um Gallus
Steyert (im Geburtenbuch als Staigert eingetragen), der am 16, 10. 1785 als Sohn des
Schusters Johann Steyert und der Maria Andrisin geboren ist. Die Altersangabe auf
dem Karteiblatt stimmt damit überein. Nach den Haushaltsrechnungen hat er kein
Handgeld erhalten. Auch konnte nicht festgestellt werden, mit welcher Einheit Steyert
abmarschiert ist. Auffallend ist, daß alle diese Soldaten aus Günterstal in Mannheim
in Garnison waren und jeweils verschiedenen Kompagnien des 3. Infanterie-Regiments
angehörten. Offenkundig sollten die jungen Leute vom Land möglichst weit
von ihren Angehörigen und ihrer heimatlichen Welt entfernt werden. In den Jahren
um 1810 berichtet das „Provinzial-Blatt" über zahlreiche Desertionen.60 Man hoffte
wohl, die Rekruten in der großen fremden Stadt Mannheim leichter von der Fahnenflucht
abhalten zu können, da dort eine Entfernung von ihrem Truppenteil schwieriger
war als bei einer nahe ihrer Heimat gelegenen Garnison. Von den sechs Günterstalern
, die mit Napoleons „Grande Armee" zur Eroberung Rußlands auszogen, hat
nur Gallus Steyert durch einen glücklichen Umstand den Krieg heil überstanden, Keiner
der anderen Günterstaler Kriegsteilnehmer kommt später (bis 1874) wieder in den
Standesbüchern vor.61 Der Vermerk auf dem Karteiblatt für Gallus Steyert im Generallandesarchiv
, daß er am 31. 8,1812 zum 3. Bataillon gekommen sei, findet eine
mögliche Erklärung in den „Denkwürdigkeiten" Wilhelms von Hochberg:62 „Von
Karlsruhe kam Befehl, von jedem Regiment einen Stabsoffizier, einen Kapitän, zwei
Leutnants und 24 Unteroffiziere zur Errichtung der dritten Bataillone nach Hause zu
schicken. Diese gingen den 28. April [1812] ab." Vielleicht war Steyert Unteroffizier
und gehörte zu diesen Zurückgerufenen. Die badische Brigade lag damals unter anderem
in Stettin und Küstrin. Bei einer Rückmarschzeit von rund vier Wochen ließe sich
seine Versetzung zum 3. Bataillon zeitlich exakt einordnen. Wahrscheinlicher ist aber,
daß Steyert als nicht mehr felddiensttauglich zurückgeschickt wurde.63 Am
24.5.1812 kam ein 700 Mann starkes Ergänzungsbataillon bei der badischen Brigade
an, das am 16. 4. 1812 von Karlsruhe abgegangen war. Die zahlreichen meist krankheitsbedingten
Ausfälle bei den ausmarschierten Einheiten wurden durch diese Ergänzungsmannschaften
ersetzt. Steyert hat also, aus welchem Grund auch immer, den
Feldzug in Rußland nicht mitgemacht. Er starb am 21.2. 1822. Nach dem Eintrag im
„Sterbbuch II" war er ledig und „Kammerdiener bey dem österreichischen General

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