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Grafen von Salis". Als Todesursache hat Pfarrer Häufele, der ihn beerdigte, „Wassersucht
" angegeben. Daß eine Krankheit während des Militärdienstes für den Tod des
erst sechsunddreißigjährigen Mannes mitursächlich war, läßt sich nur vermuten.
Der Abmarsch des 3. Linien-Infanterie-Regiments von Mannheim erfolgte am
15.2,1812. Das Regiment gehörte zur Badischen Feldbrigade, die, wie erwähnt, unter
dem Kommando des Grafen Wilhelm von Hochberg stand. Sie marschierte über
Braunschweig und Danzig nach Tilsit. Dort wurde sie in die Division Dändels, die
zum IX. Korps des Marschalls Victor gehörte, eingegliedert. Der weitere Weg ging
über Wilna, Minsk nach Smolensk, das die Division Ende September erreichte, Die
Badener waren also an Napoleons Marsch nach Moskau nicht beteiligt,64 hatten
aber schon beim Marsch nach Smolensk zahlreiche AusSlle durch Krankheit zu beklagen
. Nachdem sich Napoleon im Oktober mit seinen Truppen aus Moskau zurückzog
, erhielt das Korps Victor den Auftrag, den Rückzug zu decken. Das erste Gefecht
an dem badische Truppen teilnahmen, fend am 30. 10. 1812 westlich von Smolensk
statt. Am 25. 11. 1812 sahen sie die erschütternden Trümmer der „Grande Armee".
Schwere Verluste erlitten die badischen Einheiten am 28. 11.181265 als sie die
Brücken über die Beresina verteidigten, um dem napoleonischen Heer den Ubergang
zu ermöglichen. Das Korps Victor hatte die russischen Angriffe auf dem Ostufer des
Flusses abzuwehren, wobei die badische Brigade den rechten Flügel, der sich an die
Beresina anlehnte, verteidigen mußte. Als es den russischen Angreifern gelungen
war, ihren Gegner zurückzuwerfen, befahl Graf von Hochberg einen Gegenangriff
durch das 2. Bataillon des 3. Linien-Infanterie-Regiments, in dem alle vorerwähnten
Günterstäler Soldaten mit Ausnahme des Trainsoldaten Ruh dienten: „Ich suchte nun
das Gefecht solange hinzuhalten, bis die Verstärkung eintraf. Sobald diese in die
Nähe kam, ließ ich das Feuer einstellen und im Sturmmarsch mit dem Bajonett angreifen
. Ohne einen Schuß zu tun, trieben wir die Russen bis in das Gehölz zurück,
welches wir nun besetzten. ... Es machte mir große Freude, daß unsere Infanterie
das erstemal, wo wir mit dem Feinde ernstlich zusammentrafen, sich so tapfer benommen
hatte." Am andern Tag führte Graf von Hochberg den Rest seiner Truppen
auf das Westufer der Beresina. Beim weiteren Rückzug gehörten sie zur Nachhut.
Drei Tage nach dem Gefecht bei Molodetschno am 4, 12. 1812 hatte ihr Führer, wie
er selbst sagte, „nichts mehr zu kommandieren". Die Kälte war auf 30 Grad gestiegen
. Als das Signal zum Abmarsch gegeben werden sollte, war der letzte Tambour
erfroren. Graf von Hochberg versuchte die Soldaten zum Aufstehen und Sammeln zu
bewegen aber seine Mühe war umsonst, denn 200—300 lagen erstarrt und erfroren
am Boden. Nur noch 50 konnte er zusammenbringen, mit denen er den Rückmarsch
über Wilna, Kowno, Ostpreussen nach Posen fortsetzte. Von dort wurde das kleine
Häuflein — noch 41 Mann stark — in die Heimat entlassen,66 Uber 6000 Mann der
badischen Truppen sind in Rußland geblieben,67 darunter auch die genannten jungen
Soldaten aus Günterstal. Ihr persönliches Schicksal ließ sich nicht aufklären, da einfache
Soldaten in den vorhandenen Berichten nur in seltenen Fällen namentlich erwähnt
sind. Von den übrigen Rekruten, die in den Gemeinderechnungen erwähnt
sind, wurden mit Ausnahme von Philipp Ruh die meisten erst nach 1810 eingezogen
(in der obigen Liste ab Nr. 5), als sie für den Feldzug in Rußland nicht mehr in Frage
kamen. Es konnte nicht festgestellt werden, bei welchen Truppenteilen sie dienten
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