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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 167
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0169
— mehrere Schauspiele, darunter zwei zeitgeschichtlich geßlrbte Theaterstücke, die
Auswirkungen der französischen Revolution und Napoleons Sturz thematisierten.13
In unserem Zusammenhang interessiert vor allem ein im März 1817 vollendetes fünf-
aktiges „historisches Drama" mit dem Titel „Recht und Gnade", mit dem Schreiber
die Legende vom Giftmord an den beiden Söhnen Herzog Bertolds V. — ein Komplott
des feindlichen burgundischen Adels gegen den Zähringer — auf die Bühne
bringen wollte.14 Das Stück, das sich offenbar auf eine Schreiber bekannt gewordene
, 1778 gedruckte Behandlung des Sujets durch den Luzerner Jesuiten Franz Regis
Grauer stützt, ist jener Flut vaterländisch-historischer Dramen des 18719. Jahrhunderts
zuzurechnen, die heute zu Recht vergessen sind.15 Es bestätigt aber immerhin,
daß Schreibers literarische Neigungen sich auch historischen Themen zuwandten: In
diesen Kontext gehört ein Dramenfragment über die Grafen von Freiburg16 ebenso
wie Schreibers freie Ubersetzung von Philipp Engelbrechts Preisgedicht auf Freiburg
von 1515, das Themen anschlägt — Münster, Universität und Wissenschaft, Bundschuh
, Reichstag 1498 usw. —, mit denen sich Schreiber wenig später intensiv beschäftigen
sollte. Das Gedicht erschien 1815 im „Freyburger Wochenblatt", dessen
Redaktion Schreiber damals — bis 1821 — übernahm und in dem er auch im Vorabdruck
Auszüge aus dem vierten Band von Rottecks „Allgemeiner Geschichte" veröffentlichte
.17

Dies kann als zusätzliches Indiz gelten, daß gerade Karl v. Rotteck das Interesse
des jungen Schreiber an geschichtlichen Gegenständen wach gehalten hat. Allerdings
, zu einem kritischen Arbeiten mit historischen Quellen hat er durch ihn und
durch das Universitätsstudium, Schreiber deutet dies in der Rückschau selbst an,
keine Anstöße erhalten. Es ist zwar das 19. Jahrhundert mit einigem Recht ein „sae-
culum historicum" genannt worden — und schon Heinrich Schreiber hat diesen
Hauptzug des Jahrhunderts erspürt, als er 1820 schrieb: „Hat unser Deutschland in
wahrlich sehr raschen Uebergängen seine philosophische, ästhetische und politische
Periode durchlebt, so scheint nun die historische gekommen zu seyn." 18 Gleichwohl
verharrte die Geschichtsschreibung zunächst, als auf wissenschaftlichem Gebiet unter
dem Einfluß der Romantik überall neue Forschungsansätze den Rationalismus des
18. Jahrhunderts ablöste, an vielen deutschen Hochschulen mehr oder weniger in der
Rolle, die ihr im Zeitalter der Aufklärung zugekommen war — zumal in Freiburg,
wo Rotteck bis 1818 mit seinem im Grunde ahistorischen, Vernunft- und naturrechtlich
gefärbten Denken die historische Lehrkanzel beherrschte, und wo dann bis in die
1840er Jahre sein Nachfolger Anselm Deuber, ein klassischer Philologe und Polyhistor
, „philosophische Ansichten über die Weltgeschichte" vortrug, „in denen sich
antike Zyklusvorstellungen wunderlich mit dem Geist eines ängstlichen Konservatismus
mischten. Von Quellenforschung, von genetisch-kritischer Wissenschaft wußte
man hier kaum etwas — umso weniger, als die Nötigung bestand, die Weltgeschichte
in ihrem ganzen Umfang im Jahresturnus vorzutragen. Denn diese war Pflichtfach
für alle Studierenden."19

Wahlfrei dagegen war das 1784 eingerichtete Fach für historische Hilfswissenschaften
— Diplomatik, Heraldik, Numismatik und Altertumskunde —, das später Heinrich
Schreiber selbst von 1836 bis 1845 vertreten hat, unterrichtet wäre zuviel gesagt:
Aus Mangel an Interesse kam kein einziges Kolleg zustande.20 Ahnlich gering war

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