http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0189
sehe, politische u.s.w. Vereine erzeugen), nicht nur Materialien sammeln, sondern sie
auch bearbeiten.
In dieser Ueberzeugung machte ich daher schon vor einiger Zeit mehreren Freunden
, unter ihnen auch Herrn Archivrath Leichtlen, den Vorschlag, zur Herausgabe
eines gemeinsamen Werkes, einer Art von Landesbibliothek die Hand zu biethen,
etwa unter der Aufschrift: Kunst, Natur und Geschichte am Oberrhein, oder Beiträge
zur allseitigen Kunde des Landes u.s.w.
Von diesem Werke sollte jährlich wenigstens ein Band, wo möglich mit einem Urkundenhefte
und Kunstblättern, erscheinen und bei der genauesten und gründlichsten
Arbeit zugleich auf Vollendung der Schreibart und der Form überhaupt gesehen werden
. Ich schloß die Natur und Kunst an die Geschichte an, weil sie zugleich Hand
in Hand gehen, weil die topographische Kenntniß des Landes eine der wesentlichsten
Bedingungen zur historischen ist und die Kunsterzeugnisse nicht minder enge mit
dem Gange der übrigen Erscheinungen verwoben sind. Tm ersten Bande wünschte ich
als ersten Aufsatz eine gedrängte Darstellung des Landes überhaupt vom Ursprünge
des Rheines (oder seinem Einflüsse in den Bodensee) bis Mainz, und dann zwischen
beiden grossen Bergwänden, gegeben. Die Vogesen und der Schwarzwald würden
zugleich in diese Bearbeitung gezogen werden.
Wäre nun das Land im Allgemeinen gezeichnet, so könnten sich die Mitarbeiter
nach Lust und Kenntniß da und dort ansiedeln und ihre Beiträge liefern; wo immer
möglich aber in Beziehung auf einen Hauptpunkt eines jeden Landes, so, daß, wenn
zum Beispiel die Geschichte von Konstanz bearbeitet würde, wo möglich auch der
See in naturhistorischer Hinsicht seinen Bearbeiter fände; der Schwarzwald überhaupt
, der Bauernkrieg auf demselben u.s.w. auf Villingen bezogen würde; der Kai™
serstuhl, der alte Rheinlauf auf Breisach u.s.w., während Biographien, Züge zur
Kulturgeschichte, Beschreibungen merkwürdiger Gebäude, Alterthümer u.s.w. gleich™
sam die kleineren Bilder um das grosse Gemälde geben würden. Daß eine genaue
Vereinigung der Mitglieder, wo möglich öfteres Besprechen derselben dem Unternehmen
genügende Haltung verschaffte, schien sehr wünschenswerth.
So hatte ich bisher mit einem kleinen Kreise diesen Gegenstand besprochen, unschlüssig
, ob ich es bei der Wichtigkeit desselben und bei noch nicht genügender
Legitimation es wagen dürfe, öffentlich zu sprechen oder fürs erste nur mehrere
Theilnehmer einzuladen. Wenn ich mir daher auch jetzt die Freiheit nehme, Euer
Hochwohlgeboren diese meine Ansichten vorzulegen, so geschieht dieses nur in der
Absicht, Sie um Prüfung derselben zu bitten, da ich wohl weiß, wie leicht man sich
in eine liebgewonnene, wenn auch nicht gehörig begründete, ja sogar unrichtige und
nachtheilige Meinung verstricken kann. Am meisten Bedenklichkeit macht mir die
Schwierigkeit des Unternehmens bei meinem Wunsche, daß die gesammelten Materialien
sogleich genügend verarbeitet werden mögen. Ich will zwar suchen, durch
meine Geschichte der Stadt Freiburg meine Ansicht praktisch auszusprechen, aber
wird auch je eine solche Anzahl Mitarbeiter sich anzuschließen geneigt seyn, daß ein
so umfassendes Unternehmen gehörig begründet wird? Wird auch das Publikum die™
ses Unternehmen, besonders in Betreff der Chroniken und Urkunden unterstützen?
~~~~ Daß Baden und die angrenzende Schweiz und Elsaß genug Männer zählen, die das
Unternehmen ausführen können, wenn sie wollen, das heißt die im Stande sind, ur~
187
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1995/0189