Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
114.1995
Seite: 192
(PDF, 30 MB)
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unterwerfen möchten. Also soll man deswegen aufhören nach dem Besseren zu streben
, und alles liegen lassen wie es ist? Ganz und gar nicht! Ich wollte nur vor allzu
hoher Exaltazion, vor allzu kühnen Hofiiungen warnen und besonders vor allzu
schnellem Auffliegen nach den unerreichten, vielleicht unserer Generazion unerreichbaren
Höhen. Meine Meinung ist, die Besseren in Schwaben sollten sich nach
und nach, und zuerst lieber im Stillen, vereinigen und mit Herausgabe einiger guter
und gehaltvoller Aufsäze anfangen. Eine Handlung, welche solide und brauchbare
Artikel füret, erwirkt Kredit und findet bei einem kleinen Warenlager leichter Association
als eine, die gleich anfangs mit vollen Segeln fährt. Das Lautauftreten hat die
unangenehme Folge, daß eine Menge literarischer Kosaken sich hinzudränget, die
man ehrenhalber (ut ajunt!) nicht abweisen kann. In Jahres Frist kann viel geschehen,
wenn man ernstlich will. Ich bin entschlossen, noch diesen Winter ein Heft von unge-
fär 10 Bogen druken zu lassen, welches kleinere historische und dichterische Stüke
enthalten soll, da mein Liedersaal nur zur Aufname ganzer Codices bestimmt ist.
Wollten Sie und Herr Leichtlen7 sich mit mir hiezu vereinigen, so würde ich auch
meinen Freund v. Arx in St. Gallen8 hiezu veranlassen. Nach ein Par Heften könnte
man dann allgemach hervortreten. Ich würde den etwaigen Gewinn, der in merkanti-
lischer Rücksicht dabei herauskommen könnte, nicht nur herzlich gern den Mitgliedern
des Vereines überlassen, sondern ebenso willig dem sich beim Debite der
Schrift ergebenden Verlust ersezen. Rücksichtlich des Planes und der inneren Ein-
richtung derselben, ließe sich noch ein gemeinschaftliches Ubereinkommen treffen.
Später wäre ich dann auch zu einer größeren Ausdehnung des Vereines, wenn man
will, in Gestalt einer schwäbischen Gesellschaft, willig und bereit: aber mit dem an
die Spize treten, bitte ich mich zu verschonen. Ich kenne das und weiß recht gut,
welch ein Magen hiezu erfordert wird, auch haben Sie, mein verehrter Herr! eine
ganz unrichtige Ansicht von meiner Persönlichkeit. Sie glauben, ich stehe auf einer
hohen Stufe? Das glaube ich auch, aber nur, seitdem ich mich der edelsten Beschäftigung
des Menschen, dem Landbau, gewidmet habe, und in diesem Sinne haben Sie
es wol nicht gemeint. Sie glauben, ich habe Einfluß und einen großen Wirkungskreis,
eines ist so irrig als das andre. Ich bin ein längst verschollener Mann, der sich nach
30järigem Abmühen aus der Welt heraus gemacht hat, weil er die Dumheiten und
Schurkereien unserer Zeit nicht länger stillschweigend ertragen mochte. Ich hasse das
digito monstrari et dicier heic est, ich hasse alles Lob; weil es alle Menschen, auch
die besten, schlecht macht. Sehen Sie, ob man mit solchen Gesinnungen Lust haben
kann, Vorsteher einer so genannten Gelerten Gesellschaft zu werden, wenn man auch
übrigens die erforderlichen Kenntnisse hiezu besäße, was nun wieder bei mir nicht
der Fall ist. Ich bin in meiner Jugend zu sehr versäumt worden, und was Hänschen
nicht lernte, holt Hans nimmer ein. Nein, mein Herr! ziehen will ich getreulich am
Wagen, aber das Leitseil in die Hand nehmen, das bitte ich mir nicht zuzumuten. In
Westphalen, besonders im Münsterlande, ist ein solcher Verein leicht und schnell zu
stände gekommen, weil dort ein zalreicher, gebildeter und vermöglicher Adel sizt,
der noch Gemeingeist mit Vaterlandsliebe vereint: aber bei uns? — Es gibt Augen-
blike, wo es einem wol leid tun möchte von Adel zu sein! Wo soll man denn sonst
noch anklopfen? Die Regierungen tun nichts und sehen überall Gespenster. In Osterreich
hat man mehrern Gelerten die gebetene Erlaubniß, dem Frankfurter Vereine

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