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Monaten kränklich, hat auch während dieser Zeit an Halsweh gelitten, befindet sich
aber gegenwärtig wieder in solchem Grade wohl, daß er schon seit längerer Zeit Col-
legien lieset, und wieder völlig in seinen Geschäftskreis zurückgekehrt ist. Könnte
ich doch diesem Briefe Flügel verleihen, um Euer Hochwohlgeboren, die Sie nun
durch zweifache Sorge niedergebeugt sind, wenigstens von der einen Seite wieder
aufzurichten!
Geistlicher Rath Hug, welchem von Ihrer zärtlichen Besorgniß sogleich Nachricht
zu geben, ich mich nicht enthalten konnte; war innigst davon gerührt und wird Ihnen
bis nächsten Montag schreiben. Er sah sich seit einiger Zeit wieder so sehr in Geschäfte
verwickelt, daß er kaum einige Augenblicke für sich erübrigen konnte. Dadurch
strengt er sich freilich zu sehr an und wird bisweilen melancholisch. Zudem
währt dießmahl der Studiencurs sehr lange. Möchte er sich mehr schonen und eher
da und dort viele Anstrengung erfordernden und doch nicht immer erfreulichen Geschäften
(Consistorium, Stiftungsangelegenheiten u.s.w.) auf einige Zeit entziehen,
um bald wieder desto kräftiger wirken zu können. Er ist gegenwärtig Mitglied der
Commission, welche die Bedürfhisse der Hohen Schule im weitesten Umfange untersucht
und die Mittel berathet, die das Aufblühen derselben befördern mögen etc. Lauter
ehrenvolle Beschäftigungen, für die Hug ganz besonders geeignet ist, die aber
doch bei seiner noch immer schwächlichen Gesundheit vielleicht zu drückend werden
. Ferner ist er über und über mit der 2ten Auflage seiner Einleitung in das Neue
Testament2 beschäftiget u.s.w. Euer Hochwohlgeboren kennen diesen ausgezeichneten
Mann, die erste Zierde unserer Hochschule, zugleich meinen verehrtesten Lehrer,
zu genau, als daß Sie nicht wüßten, daß er überhaupt nur sein Streben nach dem inwohnenden
Geiste und nicht zugleich nach den körperlichen Kräften zu bemessen geneigt
ist. Ohne Zweifel würde ein erinnerndes Wort aus der Feder seines unvergeßlichen
Jugendfreundes hierin mehr zu bewirken vermögen, als vielleicht eigene
Einsicht oder sonstiges Zureden.
Erlauben Sie nur, daß ich diesem Blatte noch dasjenige anschließe, was ich bereits
in Bezug auf Ihren frühern Brief geschrieben habe.
Vorerst der Titel. Sollte Abnoba nicht zu beschränkt seyn? Auch ist der Altar selbst
schon mehreremale gezeichnet und erklärt in Klüpfels Biblioth. eccl.3 — Histor.
nigr. sylv.4 — Denkwürdigk. d. Breisgaues5 — Sylvan. Taschenbuch v. Laurop.6 -
Fänden Sie nicht etwa Alemannische Forschungen oder Alemannisches Archiv,
Sammlung und Beiträge etc. geeigneter. Auch Alemannia selbst wäre nicht übel, nur
ist diese Bezeichnung schon da und dort gebraucht worden. Haben Sie die Güte darüber
weiter zu bestimmen, Sie werden es vorzugsweise können, da die Bezeichnung
Ihres Liedersaales so trefflich gewählt ist. Leichtlen7 und ich sind für das schöne
Oktavformat Ihres Liedersaales. Freiherr v. Röder8, der wieder zurück ist, wird für
das erste Heft die merkwürdige Kirche von Thennenbach9 zeichnen, welche ich als
Titelkupfer vorschlagen und, falls Sie damit einstimmen, mit einem kleinen Texte begleiten
möchte. Nur bittet sich v. Röder aus, daß die Bearbeitung des Kupfers keinem
andern Meister als Hegi10 übertragen werden möge. Er wird auch, falls wir es wünschen
, noch fernere Zeichnungen liefern, nur macht er sich zu keiner Reihe von Arbeiten
verbindlich. Wir müssen ihm hierin schon nachgeben. Die von Ihnen gütigst
erwähnten Freiburger sind mir alle wohl bekannt, und wenn ich an die Biographien
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