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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 12
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0014
rer pauschal von einem allgemeinen Auftreten der Pest in Deutschland im Jahre
1480.10 Ähnlich verhält es sich mit anderen Angaben Schnurrers, die Mayer verwertet
, um unbegründet konkrete Aussagen über die Situation in Freiburg zu machen.11
Das von Ecker aus Mayers Aufzählung übernomme „Pestjahr" 1477 schließlich wird
bereits von Mayer selbst in Frage gestellt — er möchte die geringe Einschreibungsquote
eher auf eine Typhusepidemie zurückgeführt wissen.12

Für das 14. Jahrhundert sei daraufhingewiesen, daß eine fundierte Untersuchung
des Schwarzen Todes 1348/49 für Freiburg bisher noch aussteht. Einziger Hinweis
— neben einer Bemerkung in der Chronik Walchners13 zum Wüten der Seuche in
Freiburg — ist das bereits erwähnte Verhörprotokoll14, das die allerorten in Deutschland
erhobenen Vorwürfe der Brunnenvergiftung gegenüber den Juden auch für Freiburg
nachweist. Die Existenz der Seuche ist damit noch nicht belegt, auch wenn
kaum etwas für die Annahme spricht, Freiburg sei im Gegensatz zu Städten wie Basel
und Straßburg von der Pest verschont geblieben. Unabhängig von diesen bekannten
Quellen enthält das bisher in unserem Zusammenhang noch nicht ausgewertete Protokollbuch
der Freiburger Augustiner-Eremiten Hinweise auf Pestfälle der Jahre 1350,
1383 und 1391,15 wobei nicht immer mit Sicherheit zu klären ist, inwieweit tatsächlich
auch Freiburg von der Seuche betroffen ist. Dies gilt gleichermaßen für das beim
Einbecker Chronisten Dietrich Engelhus erwähnte Pestjahr 1418.16

Gegen diese wenig sicheren Angaben hebt sich ein für die Freiburger Verhältnisse
außerordentlich gut belegter Pestfall des 15. Jahrhunderts deutlich ab: „Anno 1427
da war ein großes sterbendt zu freyburg. Da hat man ein Crütz ganz baar fuß verricht
und man ging am Montag nach Larantzi tag. Da ging man festlich nach Güntersthal
und dorthen hat man viel messen gelesen. Und von daum zu unser lieben Frauen in
Todtmooß gingen alle ohne Hemden und barfuß."17 Ähnlich findet sich dieses Ereignis
bei Walchner, der häufig der Chronik Sattlers folgt.18 Gewichtig ist die Übereinstimmung
mit dem bereits zitierten und von der sattlerschen Chronik offensichtlich
unabhängigen Protokollbuch des Augustinerklosters: „Anno 1427: grassabatur
hic Friburgi saevissima contagio, pro cuius aversione institutae sunt processiones
nudis pedibus peragendae in Gintersthal ad S. Crucem, in Todmos ad miraculosam
statuam dolorosae Virginis Mariae feria 2da post festum Laurentij.19 Has processiones
comitabantur 13 Sacerdotes, et 40 viri cum Religiosis, et monialibus."20

Die Pest des Jahres 1427 scheint demnach nach dem ersten Kontakt mit der Seuche
in der Form des Schwarzen Todes 1349 ein für die Chronisten bedeutendes neues Auftreten
der Epidemie gewesen zu sein. Die Aussage Scotts, zwischen 1349 und 1474
habe es keine Pestfälle gegeben,21 ist nach diesen Zeugnissen zu revidieren, zumal
sich auch für 1464 ein weiterer Beleg finden läßt.22 Die Angabe Mayers schließlich,
im Jahre 1474 sei Freiburg von der Pest getroffen worden, erscheint hier nicht allein
deshalb glaubwürdig, weil sie sich auf Sonderregelungen für wegen der Pest geflohene
Studenten stützt, sondern zudem, weil sie durch einen Augenzeugenbericht bestätigt
wird: Im Pilgerbericht des Hans von Waltheym, eines Patriziers aus Halle an der
Saale, der von Februar 1474 bis März 1475 eine Pilgerreise nach Saint-Maximin in der
Provence unternahm, findet sich eine plastische Schilderung der Verhältnisse im von
der Pest heimgesuchten Oberrheingebiet des Sommers 1474, das der auf der Rückreise
befindliche Pilger fluchtartig über Breisach und Freiburg nach Osten verläßt.23

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