http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0076
Nach der Matrikel der Philosophischen Fakultät besuchte Schreiber 1808/09 Vorlesungen
in Mathematik, älterer Geschichte und Geographie. Im Sommerkurs 1808 besuchte
er erneut alte Geschichte, angewandte Mathematik, Tugendlehre und Anthropologie
. Vergleicht man diese Angaben mit dem Vorlesungsverzeichnis, muß man
davon ausgehen, daß Schreiber die mathematischen Vorlesungen bei Thadäus Rinderle
hörte, der ihn zunächst mit der Note vier, in den darauffolgenden zwei Semestern
aber ebenso wie alle anderen Vorlesungen mit der Note 1 einstufte. Die Vorlesungen
für Geographie und ältere Geschichte hielt Karl von Rotteck, der Schreiber
für seine Geschichtsvorlesungen sowohl 1808/09 als auch 1809 mit der Note 1 bedachte
. Mit der Eintragung „Tugendlehre" dürfte die Vorlesung Schmitts über
Erziehungs- und Unterrichtskunde oder die Anthropologie nach Kant gemeint sein.
1808/09 hörte er Anthropologie, die jedoch im Vorlesungsverzeichnis nicht angekündigt
war. Möglicherweise unterschied Schmitt gar nicht exakt zwischen seinen beiden
Vorlesungen „Anthropologie nach Kant" und „Erziehungs- und Unterrichtskunde",
so daß dadurch diese Differenzen zu erklären sind. Die Zeugnisse Schreibers belegen
jedoch den Besuch der Vorlesungen bei Rotteck zur Anthropologie. 1809/10 hat
Schreiber bei Rinderle Philosophia Moralis und Physica Mathematica (beide eminent
) gehört. Während seiner Immatrikulation in der Theologischen Fakultät wird
Schreiber 1810 unter den Hörern Josef Schinzingers Christlicher Religionsgeschichte
(emin.), Ulrich Köhlers Hebräisch (prors. ins.), Josef Schinzingers ars criticis geo-
graphia, 1811 Schinzingers Kirchengeschichte (eminent), Kohlers Hebräisch (prors.
ins.), 1811/12 Schnappingers Dogmatik (emin.), Werks Exegetik (vorzüglich), Wankers
Moraltheologie (emin.), Hugs Korintherbriefe (vorzüglich) und Archäologia
Judaica, 1813 (vermutlich) Werks Homiletik (vorzüglich), Wankers Moraltheologie
(vorzüglich) genannt. Dazwischen, im Sommersemester 1813, wurde Schreiber in der
medizinischen Fakultätsmatrikel wie auch im Sommersemester 1812 in der Matrikel
des Rektors als Medizinstudent ohne nähere Angaben zu seinen Vorlesungen geführt.
Aus Schreibers persönlichen Unterlagen geht hervor, daß er 1812/13 bei Rinderle
Logik, Metaphysik, Naturgeschichte und Technologie, bei Menzinger Chemie und
bei Nuefer Anatomie, insbesondere zu Knochen und Bändern (gut), gehört hat. Vorlesungen
von Johann Georg Jacobi hatte Schreiber schon vor seiner Studienzeit und
Immatrikulation gehört.10 Der Student Schreiber fiel nur einmal am Ende des Studiums
als Teilnehmer eines Fackelzuges zu Ehren des Kaisers Franz auf. Als studentisches
Delegationsmitglied war er bei der Audienz und verlas einige von ihm selbst
verfaßte Gedichte. Für ihn selbst waren es noch Jahrzehnte später „. .. ergreifende
und unvergeßliche Augenblicke ..auf die er voller Stolz zurückblickte. Unmittelbar
im Anschluß daran erlebte er die wenig ruhmreichen Folgen des mit der Anwesenheit
des Kaisers verbundenen Soldatenaufmarsches in Freiburg und erkrankte
selbst schwer an der grassierenden Typhusepidemie.11
Bibliothekar an der Universitätsbibliothek
Schreiber bemühte sich nach seinem kurzen Zwischenspiel als Stipendiat und Hilfekraft
im Jahr 1815 vier Jahre später erneut um eine Anstellung bei der Universitätsbibliothek
.12 Rieke vermutet, daß Schreiber seine Tätigkeit als Lehrer gegen die Ar-
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