Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 75
(PDF, 35 MB)
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beit in der Bibliothek tauschen wollte, um diese Stellung als Sprungbrett für eine
Universitätskarriere zu nutzen.13 Da Schreiber schon bekannt war, fand sein Antrag
Anklang. Der Bibliothekskustos Baggati, der nach dem Bibliothekar Ruef die eigentlichen
Geschäfte der Bibliothek führte, gab vor Bibliothekskommission und Konsistorium
eine sehr positive Beurteilung Schreibers ab, die ihre Wirkung nicht verfehlte.
Bagatti hielt Schreiber „... in Rücksicht seiner persönlichen Eigenschaften vor manchem
andern zu den vorzunehmenden großen Bibliothekarbeiten sehr tauglich . ..
Denn er ist jung und gesund, besitzt die nöthigen Sprach und Litteratur-Kenntniße,
schreibt schöne Handschrift, ist ordentlich und verträglich und zeichnet sich durch
vleiß und Genauigkeit in Geschäften besonders aus..14 Das Akademische Plenar-
konsistorium übernahm fast wörtlich die Empfehlung Baggatis in seiner Vorlage für
das Engere Konsistorium.15 Als Einstellungsvorbedingung hatte Schreiber bereits
einen Supplementskatalog nach Anweisungen Bagattis erstellt, der mit der Arbeit
sehr zufrieden war. Die Bibliothekskommission befürwortete daher die Einstellung
Schreibers als zweiten Kustos mit einem Gehalt von 600 fl und dem ausschließlichen
Aufgabengebiet „.. . der Aufschreibung, Numerirung und Sonderung der neu acqui-
rirten Bücher . . " Baggati sollte hingegen nach wie vor alle laufenden Geschäfte der
Bibliothek führen.16 Nach der Zustimmung des Ministeriums des Innern vom 24. 8.
1819 wurde Schreiber am 16. September 1819 vor dem Plenarkonsistorium unter dem
Vorsitz des Prorektors Ruef vereidigt, Für die neu geschaffene Stelle des zweiten Kustos
wurde danach eine Dienst-Instruktion ausgearbeitet, nach der der zweite Kustos
Baggati nebengeordnet war, den oben genannten Kompetenzbereich besaß, aber nach
und nach auch in die Geschäfte Baggatis eingeführt werden sollte. Fernziel war die
Übernahme der Dienstgeschäfte Baggatis durch Schreiber, wenn dieser in den Ruhestand
ginge.17

Schreiber war erst wenige Tage im Amt, als es zu den ersten Auseinandersetzungen
mit seinem Kollegen Baggati kam. Selbstbewußt legte er im Januar der Bibliothekskommission
eine Stellungnahme vor, in der er die gesamte Katalogisierungsarbeit
Baggatis heftigst kritisierte und, wie er glaubte, widerlegte. Daher setzte er dieser
Konzeption seine eigene entgegen und wollte die alten unter Baggati begonnenen Arbeiten
nicht mehr fortführen. Der Kern seiner Idee war die sofortige Erstellung eines
systematischen Katalogs, der unabhängig vom Standort der Bücher sein sollte.18
Schreiber führte diesen Schlag gegen Baggati zu einem Zeitpunkt, als dieser gerade
krank war und sich nicht entsprechend verteidigen konnte. Die Bibliothekskommission
gab Schreiber in der Sache recht. Im Mai 1821 waren die liegengebliebenen
Buchbestände laut Schreibers Bericht aufgearbeitet und wieder Raum für neue konzeptionelle
Vorstöße Schreibers.19 In der darauffolgenden Sitzung der Bibliothekskommission
ist neben den Meinungsverschiedenheiten zwischen Baggati und Schreiber
von einem „... Streit zwischen beyden Custoden in Betreff einer Bibliotheksoperation
. ." die Rede. Auszüge aus der Entgegnung Baggatis zeigen die Heftigkeit
dieses Streites und den unterwürfigeren und harmoniebedachten Charakter Baggatis
auf, der ganz im Gegensatz zum dynamischen und kämpferischen Schreiber steht:
„ ... wünsche sehnlich, daß Herr Custos und Professor Schreiber und ich zusammen
in Harmonie und Friede unsre Bibliotheksgeschäfte verrichten, in der Ueberzeugung,
daß durch das gegentheil der Universitätsbibliothek mancher Schaden zugefügt

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