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fessor habe er auf eine höhere Beförderung Anspruch, doch bisher darauf verzichtet.
Es sei in der Zeit seiner Anstellung an der Bibliothek schon mehr für die Einrichtung
und das Wesen der Bibliothek geschehen, als früher in 12 Jahren, wobei Schreiber zu
recht vor allem auf die Erschließung der bisher brach gelegenen, infolge der Säkularisierung
hereingekommenen Klosterbibliotheken verwies. Er forderte daher eine Anpassung
seiner Stellung an seine Leistungen. „Ich wage es demnach jetzt, um die gegenwärtig
unbesetzte Stele des zweiten Bibliothekars, dessen Geschäfte ich schon mit
meiner Anstellung in vollster Ausdehnung führe, ehrfurchtsvollst anzuhalten . . "2l
Die Bibliothekskommission versicherte ihm zwar ihre Zufriedenheit, sah sich ansonsten
aber nicht veranlaßt, irgend etwas in Besoldung oder Rangerhöhung zu unternehmen
, Das Konsistorium analysierte die Lage gegenüber dem Ministerium in der
Weise, daß es „ ... dem ersten Custos Baggati ... es vorzüglich um eine Besoldungszulage
, dem 2ten Custos Prof. Schreiber aber eine höhere Charakterisierung zu thun
zu seyn . . scheint. Treffender konnte Schreibers Reputationssucht kaum formuliert
werden, seine Leistungen wurden jedoch nie in Frage gestellt. In Folge dieser Stellungnahmen
wurde Ruef vom ersten Bibliothekar zum Oberbibliothekar, Baggati vom
ersten Kustos zum ersten Bibliothekar, Schreiber zum zweiten Bibliothekar ernannt,
ohne daß sich jedoch in der Hierarchie für Schreiber etwas änderte. Eine Gehaltserhöhung
wurde Schreiber im darauffolgenden Jahr gewährt, jedoch lediglich in Höhe
von 100 fl, womit sich auch hier seine Erwartungen erneut nicht erfüllt haben.22
Seine praktischen Fähigkeiten demonstrierte Schreiber in Zusammenhang mit dem
Umbau der Universitätsbibliothek, die im alten Gymnasium Academicum untergebracht
war, gegenüber dem Peterhof, den Schreiber in seinem Führer durch Freiburg
sehr ausführlich und anschaulich beschrieb.23 Infolge der Klostersäkularisierungen
und des damit verbundenen großen Zuwachses der Bibliothek waren Erweiterungen
des Baues dringend notwendig geworden. Während im Obergeschoß der Bibliothekssaal
untergebracht war, sollten die Räume des darunterliegenden Stockwerkes, die
ehemaligen Unterrichtsräume des Gymnasiums, für Bibliothekszwecke umgestaltet
werden. Erste Vorstöße der Jahre 1807/08 blieben ergebnislos, 1813/14 war die Umgestaltung
der Universitätskirche zur Bibliothek im Gespräch, bis 1820 erneut der Umbau
geplant wurde. Baggati arbeitete einen Vorschlag aus, dem Schreiber sofort ein
Gegenkonzept entgegenstellte. Zu diesem Zweck beschrieb er ausführlich sein Vorhaben
und zeichnete einen in Pastellfarben kolorierten Plan. Schreiber, der die Aufarbeitung
der in diesem Stockwerk gelagerten Bestände der übernommenen Klosterbibliotheken
durchführte, kannte die problematischen Lichtverhältnisse aus eigener
Erfehrung und vertrat daher eine durch wenige Veränderungen hellere bauliche Variante
, die zudem kostengünstiger als die Baggatis sein sollte. Sicherlich entstand dieser
Gegenvorschlag nicht nur aus einer Oppositionshaltung gegenüber Baggati, sondern
war von Gründen der Zweckmäßigkeit geleitet. Das Konsistorium war diesen
Plänen Schreibers gegenüber sehr positiv eingestellt und befürwortete sie. Dennoch
scheinen sie größtenteils nicht realisiert worden zu sein, wenn man seiner Beschreibung
der Bibliothek aus den Jahren 1825 und 1844 folgt.24 Schreiber hatte aber auch
mit dem Vorschlag, daß alle Studenten bei der Immatrikulation einen Obulus von
einem Gulden, für jedes spätere Semester 30 Kreuzer, an die Bibliothek entrichten
sollten, seine pragmatische Einstellung unter Beweis gestellt. Durch diese Zahlungen
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