Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 91
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0093
seines moraltheologischen Lehrbuches, abgeben, und man gehe davon aus, daß damit
alle Beschwerdegründe abgestellt seien. Trotzdem ging der Konflikt weiter, wenn
auch in erster Linie zwischen Ordinariat und Ministerien, wobei die Universität bzw.
einzelne Professoren nur durch gutachterliche Tätigkeiten beteiligt waren. Schreiber
bestritt später, jemals eine derartige Erklärung abgegeben zu haben oder gar eine Einschränkung
seiner Lehrtätigkeit unter Auslassung bestimmter, umstrittener Passagen
seiner Vorlesung zugesagt zu haben. Dies hätte seiner Vorstellung von der akademischen
Lehrfreiheit diametral widersprochen und Schreiber hätte eine solche Auflage
nie akzeptieren können. Die Erklärung ist wie der gesamte Vorfall somit ein Vorgriff
auf seine Suspension, als wiederum die Beschränkung des Vorlesestoffes zur Debatte
stand. Es spricht für Schreibers Ehrlichkeit und seine Starrköpfigkeit gleichermaßen,
wenn er darauf hinweist, daß er nicht sein Lehrbuch unter Auslassung mißliebiger
Passagen den Vorlesungen zugrunde legen könne, da dies nach seiner Auffassung
feige Heuchelei wäre. Eine Abwendung von seinen eigenen theologischen Grundsätzen
wäre eine „schamlose Schlechtigkeit", die sowohl seinem persönlichen Wahlspruch
„Wahrheit und Ehre" wie auch dem Anspruch der Moraltheologie entgegenstehe
.61 Zumindest ein Teil der Theologie-Studenten bezog eindeutig für Schreiber
Stellung und verehrte ihm zum Dank einen Silberbecher mit der Gravur: „Redet
Wahrheit untereinander" (Eph, IV, 25) und „Dem freimüthigen Lehrer der Wahrheit,
seine Schüler 1834% dazu ein selbstverfaßtes Gedicht, ein Beweis, welche Resonanz
Schreiber in der Zeit dieses Streites bei den Studenten hatte, Sie befürworteten
Schreibers Kritik am Zölibat und beschuldigten die Amtskirche übler Machenschaften
und des Pharisäertums:

„Lass edler Mann den Kelch des Danks dir reichen,

nimm ihn als Bild von den Gefühlen hin,

Die nur ein edles Leben dir kann würdig zeigen,

wie sehr sie wahr und tief in unsern Herzen glühn!

Ihn weihn dem teutschen Mann, dem Priester und dem Lehrer,

Als Denkmal ihres Danks die innigsten Verehrer.

Dem Manne, der mit ruhig grosser Seele

Beim wilden Zeterrruf der Froemmler schweigt*

und durch ein edles Leben sonder Fehle

Mit Wort und That den reinsten Willen zeigt;

den nimmer schreckt der Pharisäer Grimm,

Die selbst auf Christus stürmten ihr: Ans Kreutz mit ihm. . . "6a

Ordinarius für historische Hilfswissenschaften

1836 wurde Schreiber von der theologischen in die philosophische Fakultät versetzt.
Rieke nimmt politische Gründe dafür an, daß die Regierung in Karlsruhe das Ordinariat
beruhigen wollte, indem sie den unbequemen Schreiber aus der theologischen
Fakultät entfernte. Schreiber muß bei diesen Vorgängen, wie so oft, ebenso siegesgewiß
wie heftig reagiert haben. Schreiber präsentierte der Karlsruher Regierung die
Alternative seiner Pensionierung oder der Versetzung auf den Hilfswissenschaftli-

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