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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 153
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80er Jahren unseres Jahrhunderts die Uberreste der noch vorhandenen zwei Särge
aufnahm. Im Jahre 1917 bereits waren, nach Inaugenscheinnahme der Dortu-Gruft
durch den Vorsitzenden der Friedhofskommission und interimistischen Vorsitzenden
des Hochbauamtes, Stadtrat Geis, die Gebeine der Eltern Dortus 5?zusammen in
einen neuen Sarg gelegt worden, da die beiden Holzsärge verfault u. die Zinksärge
ganz zusammengesunken waren"74 Da das auf der Ostseite vierblättrig gestaltete
Lüftungsloch aus Sicherheitsgründen verschlossen wurde, hat sich nun vermehrt
Feuchtigkeit gebildet, die auch den Holzsarg nicht verschont hat, der im oberen
Deckelteil von einer dichten Schimmelschicht belegt ist. Der Eingangstüre gegenüber
an der Ostwand wurde das aus rotem Sandstein gefertigte* mit einem Kreuze bekrönte
Grabmal, das ehedem außerhalb aufgestellt war,75 vermauert. Links und rechts im
oberen Eingangsbereich haben sich die Stifter der Gruft, in Sandstein gehauen, verewigen
lassen. Die nördliche Innenseite vermeldet: „Charlotte Pauline Sophie Dortu
/ geborne Schlinke Justizräthin / geboren den löten März 1802 in Potsdam / gestorben
den lten Dezember 1861 / in Berlin." An der südlichen Innenseite heißt es: „Ludwig
Wilhelm Dortu / Königlicher Preussischer Justizkommissair und Justizrath / Geboren
zu Hamburg am 21ten Juni 1794 / Lebte in Potzdam [sie!] bis Ende Oktober 1850 /
wo er mit seiner Frau / nach dem südlichen Frankreich auswanderte / und dort im
November 1858 starb"

Die Dortusche Gruftanlage erscheint heutzutage, eingerahmt und bedrängt von
einem mehr und mehr um sich greifenden Kinderspielplatz, in Gefahr, ihren Charakter
als tatsächliche, würdige Begräbnisstätte vollends zu verlieren. Der nun, nach
einer erneuten „Nachverdichtung" in den letzten Jahren, fast zur Gänze zugebaute
Spielplatz birgt die Gefahr der endgültigen Zerstörung eines Freiburger Kultur- und
politischen Denkmales hohen Ranges in sich. Eine sich auf die freiheitlichen Traditionen
des badischen Liberalismus berufende Stadtregierung sollte dem weiteren Verfall
eines Zeugnisses des sich in Kürze zum 150. Male jährenden Gedenkens der badischen
Revolution schleunigst Einhalt gebieten»

Anmerkungen

1 „Freiburger Bote für Stadt und Land". 35. Jhrg., vom 30. Juli 1899, Nr. 172, S. L Das Original des
Maueranschlages in; Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Dvd 7680 Rara (Flugblattsammlung Revolution
1848/49).

2 Vgl. Kurt von Priesdorff, Soldatisches Führertum, T. 8, Hamburg 1938, Nr. 1619, S. 404ff. Für
seine Verdienste in der badischen Kampagne hatte er drei Tage zuvor den Roten Adlerorden IL Klasse
mit Eichenlaub und Schwertern erhalten. Hirschfelds „Rebellentum" kann freilich nicht mit den Beweggründen
und Handlungsweisen Dortus in Zusammenhang gebracht werden, wie dies bei Joachim
Schobess, Theodor Fontane und der Revolutionär Max Dortu waren Regimentskameraden» in: Fontane
-Blätter, Bd. 2, H. 7, Potsdam 1972, S, 493—502, hier: S. 498, aufscheint, der Hirschfeld vorwirft,
„die Ideale seiner Jugend, die jetzt Max Dortu und dessen Mitstreiter verkörperten, vergessen und
verraten" zu haben.

3 Bis auf das nach Schleswig kommandierte JL/4. Infanterieregiment und die in Landau stehende Eskadron
des 2. Dragonerregiments hatte sich die gesamte badische Armee in Stärke von etwa 12 000 Mann
der revolutionären Bewegung angeschlossen.

4 Um 1849; erstmals genannt bei OTTO Wiltberger, Die deutschen politischen Flüchtlinge in Straßburg
von 1830—1849 (— Abhandlungen zur Mittleren und Neueren Geschichte, H, 17), Berlin Leipzig
1910, S. 197 f.

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