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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 235
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0237
eines zunehmenden politischen Gewichtes der Landstände anzusehen, die zwischen den Vollversammlungen
einen ständigen Beratungsmodus, wenngleich nicht in institutioneller Form,
eingerichtet hatten, oder waren sie der längerfristigen Entwicklung der Landstände eher abträglich
, weil wichtige Entscheidungen — etwa bei der Steuerumlegung — auf sie abgewälzt
wurden, so daß die vollen Landtage zu einer S taffege zu degenerieren drohten? Speck kommt,
hier Volker Press folgend, zu einem negativen Urteil, räumt aber zugleich ein, daß die Ausschußtage
vornehmlich auf Betreiben des dritten Landstandes — exakt gesprochen, der Städte,
nicht der Landschaften — zwecks Erörterung von wirtschaftlichen und sozialen Beschwerden
zustande kamen, eine Funktion, der er an anderer Stelle ein von der Forschung zu Unrecht
übersehenes Gewicht beimißt.

Mit diesem zweibändigen Werk (der zweite Band enthält die Materialsammlung, d. h. eine
Aufstellung aller irgendwie gearteten Versammlungen) legt Speck eine Untersuchung vor, die
durch ihre umfassende Analyse sämtlicher Aspekte landständischen Wirkens sowie ihre auf
breitester Quellenbasis zusammengestellte Materialfülle die bisherige Forschung in den Schatten
stellt. Freilich wird dieses Ergebnis mitunter auf Kosten der guten Lesbarkeit erkauft: Die
Lektüre wird wesentlich erschwert durch längere Texteinschübe aus dem archivalischen Befund
, die dann in modernisierter Umschreibung wiedergegeben werden, Wer den landständischen
Aktennachlaß in Freiburg, Colmar oder Karlsruhe kennt, weiß um die Schwierigkeit
einer unmißverständlichen Zitierweise; trotzdem sind die Angaben in den Anmerkungen häufig
ungenau oder unvollständig, insbesondere fehlen beim Freiburger Landstände-Aktenbestand
die zur richtigen Einordnung unerläßlichen Monats™ und Jahresdaten. Die künftige Forschung
wird aber in Specks Studie eine wahre Fundgrube bislang vernachlässigten Materials
entdecken, das er mit großem Fleiß und analytischem Scharfsinn zu Tage gefördert hat.

Tom Scott

Alexander Klein. Armenfursorge und Bettelbekämpfung in Vorderösterreich 1753—1806.
Unter besonderer Berücksichtigung der Städte Freiburg und Konstanz (Forschungen zur oberrheinischen
Landesgeschichte 38). Verlag Karl Alber, Freiburg, München 1994» 350 S.

In seiner 1994 veröffentlichten Dissertation untersucht der Autor das Armenwesen in den
österreichischen Vorlanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Bedeutung des
18. Jahrhunderts wird von der Forschung für die Entwicklung des Armenwesens unterschiedlich
beurteilt. Während ihm die eine Position wenig Bedeutung zumißt und die entscheidenden
Entwicklungen im 16. und 19. Jahrhundert sieht, unterstreicht die andere, der inzwischen die
Mehrheit der Autoren zuneigt, vor allem die Bedeutung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
als entscheidende, eine neue Entwicklung einleitende Phase. Das verstärkte Gewicht des
aufgeldärt-absolutistischen Staates äußerte sich in verstärkter Zuwendung auch im Bereich des
Armen wesens, indem er das Armutsproblem nunmehr mit gleichermaßen fürsorglichen wie
repressiven Maßnahmen zu lösen suchte.

Kleins Arbeit untersucht nun die konkreten Auswirkungen der armenpolitischen Aktivitäten
des Staats auf die traditionelle Armenfursorge in Stadt und Land, wie sie sich seit dem Mittelalter
entwickelt hatten. Da es bisher noch keine Untersuchung zur Armenpolitik in Vorderösterreich
gibt und der vorderösterreichische Raum in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
in der Forschung keine besondere Beachtung genießt, schließt Kleins fundierte und materialreiche
Untersuchung eine gravierende Lücke.

Der Autor geht ausführlich auf die zahlreichen Reformansätze ein und bewertet sie differenziert
, so daß sich ein dichtes Bild staatlicher Reformtätigkeit ergibt. Charakteristisch für die
Regierungszeit Maria-Theresias war, daß der Staat nur zögernd in die lokalen bzw. regionalen
Strukturen des Armen wesens eingriff. Es war sicher der Wille zur Reform vorhanden, doch
die administrativen Möglichkeiten und die Respektierung der vorhandenen Strukturen

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