Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 237
(PDF, 35 MB)
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löst, nach wie vor wurde jedoch die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung eingesetzt. Die
Autorin stellt die Fälle, nicht die Rechtsnormen in den Mittelpunkt und läßt so den Justizalltag
und die Vielgestaltigkeit des Lebens erkennen.

Das Buch ist illustriert mit zeitgenössischen Darstellungen, die umherziehende Bettler,
Überfalle und Gerichtsszenen zeigen. Außerdem sind Quellenbelege reproduziert, die Geheimzeichen
aus der Vagantenszene zeigen. Die Autorin hat es verstanden, Wissenschaft in
klaren Formulierungen nahe an den Quellen zur ansprechenden Lektüre zu machen. Die
Überschneidungen zwischen Geschichte und Rechtsgeschichte bieten noch Stoff für weitere
Forschungen. Diese auf den Weg gebracht zu haben, ist ein Verdienst.

Renate Liessem-Breinlinger

Christoph Schmider: „Gotteslob mit Hörnerschair oder „Gräuel an heiliger Stätte"? Untersuchungen
zur kirchenmusikalischen Praxis im Erzbistum Freiburg in der Zeit zwischen
Errichtung des Bistums und Gründung des Diözesan-Cäcilien-Verbandes (1821/27—1878)
(Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte XL). Verlag Karl Alber, Freiburg, München
1995, 368 S.

„Caecilianismus" und „Palestrinastil" sind zwei dominierende Stichwörter in Christoph
Schmiders Dissertation über die Kirchenmusik in der Erzdiözese Freiburg im 19. Jahrhundert.
Beide Termini stehen für die Abkehr von den pompösen Orchestermessen des 18. Jahrhunderts
und die Hinwendung zu klarer konturierter liturgiebezogener Musik und verstärkter Pflege des
deutschsprachigen Gemeindegesangs. Die Kompositionen des Italieners Palestrina, der im
16, Jahrhundert unter anderem am Petersdom in Rom wirkte, galten als Ideal. Diese Entwicklung
entsprach der geistesgeschichtlichen Grundstimmung jener Zeit: der Romantik, die das
Wahre und Echte in der Vergangenheit suchte. Um die katholische Kirchenmusik in den
deutschsprachigen Ländern zu purifizieren, Unkirchliches, Arioses und Barockes auszumerzen
, wurde 1868 in Bamberg der Allgemeine Cäcilienverein gegründet. Initiator war Franz
Xaver Witt aus Regensburg, einem Zentrum der Reformbewegung. Der Kirchenmusiker und
Komponist Caspar Ett gehörte zu seiner Umgebung und vertrat seine Richtung.

Vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung der Kirchenmusik untersuchte Schmider
die Verhältnisse in der Erzdiözese Freiburg. Die Untersuchungszeit begrenzte er auf die Jahrzehnte
zwischen der Errichtung des Erzbistums 1827 und der Gründung eines Diözesan-Cäci-
lienverbandes 1878. Ausführlich geht er jedoch auf die Vorgeschichte ein, denn das Erzbistum
Freiburg wurde aus Teilgebieten von fünf ehemaligen Diözesen gebildet: Würzburg, Mainz,
Speyer, Straßburg und Konstanz, wobei die letztere nicht nur flächenmäßig die wichtigste Vorgängerin
war. Entsprechend groß war der Einfluß der ehemals konstanzischen Geistlichkeit,
die geprägt war von Ignaz Heinrich von Wessenberg, dem progressiv eingestellten letzten Generalvikar
der alten Diözese. Schmider skizziert zunächst den diözesangeschichtlichen Rahmen
, geht auf die Traditionslinien der Kirchenmusik in den fünf Vorläuferbistümern ein und
untersucht dann detailliert die musikalische Praxis während seiner Untersuchungszeit. Er leistete
damit Pionierarbeit, denn er konnte nicht auf wissenschaftliche Sekundärliteratur zurückgreifen
, sondern arbeitete fest ausschließlich auf der Basis von Originalquellen, die er im
Erzbischöflichen Archiv in Freiburg und verschiedenen Pfarrarchiven erhoben hatte. Daß er
nicht alle Orte der Diözese berücksichtigen konnte, leuchtet ein. Er wählte 20 Pfarreien aus,
nur solche in Städten wie Kenzingen, Waldkirch, Triberg, Euenheim, Tauberbischofsheim
oder Buchen; denn sein Hauptinteresse galt der Instrumentalmusik, die in Dörfern kaum Tradition
hat.

Im Zentrum seiner Untersuchung steht die Kirchenmusik am Freiburger Münster als der Bischofskirche
. Schmider kommt zu dem Ergebnis, daß im Erzbistum Freiburg die Purifizie-
nragsbestrebungen zwar auch festzustellen sind, jedoch in sehr moderater Form. Die Instru-

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