Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 238
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0240
mentalmusik der Klassik geriet hier nie in Mißkredit oder in Gefahr, abgeschafft zu werden,
Das lag einerseits im Naturell des ehemals vorderösterreichischen Kirchenvolkes, zum anderen
in der Person der jeweils amtierenden Domkapellmeister, Spuren von erzbischöflicher
Einmischung fand Schmider kaum. Ausführlich stellt er Leben und Werk der Domkapellmeister
dar: Eine prägende Gestalt war Leopold Lumpp, ein begabter Musiker, auf Harmonie bedacht
. 1827 wurde er ans Münster berufen, wo er vier Jahrzehnte hindurch wirkte. 1869, ein
Jahr vor seinem Tode, gab er sein Amt an Johannes Schweitzer ab, der ihm seit 1855 zur Seite
gestanden hatte. Auch dieser gehörte nicht zu den unduldsamen Eiferern und wirkte im Geist
Lumpps weiter. Einen Widersacher hatte Schweitzer im Organisten und Chorregenten der
Freiburger St. Martinspfarrei Johannes Diebold, einem engagierten Vertreter der Reform der
Kirchenmusik im caecilianischen Stil. Auch seiner Person hat Schmider ein Kapitel gewidmet,
ebenso Johann Baptist Molitor, der in Sigmaringen und Konstanz wirkte.

Diese interessante Untersuchung konnte nur von einem Historiker geleistet werden, der zugleich
über Fachwissen im Bereich der Kirchenmusik verfügt. Beides trifft bei Christoph
Schmider zusammen, der seit vielen Jahren aktives Mitglied des Domchors und der Domkapelle
Freiburg unter Raimund Hug ist. Schließlich kam ihm seine Ausbildung als Archivar
beim Umgang mit den Quellen zugute. Renate Liessem-Breinlinger

Karl-Heinz Debacher, Regionales Geschichtsbewußtsein. Historische Vereine am Oberrhein
unter besonderer Berücksichtigung des „Historischen Vereins für Mittelbaden". Sonderveröffentlichung
des Verlags des Historischen Vereins für Mittelbaden, Offenburg 1996.
309 S., Abb.

Der in Rust beheimatete Autor befaßt sich in seiner Untersuchung, die an der PH Freiburg
als Dissertation entstand, zunächst mit der landesgeschichtlichen Forschung in Süd Westdeutschland
im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung Badens. Eindrucksvoll
werden sodann Vorgeschichte und 35jährige Entwicklung des Historischen Vereins für Mittelbaden
(1910—1945) in chronologischem Aufbau (die Zeiten bis zum Ende des L Weltkriegs,
der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus) behandelt. Karl-Heinz Debacher ist
durch seine lokal- und regionalhistorischen Studien bekannt. Sie hätten im Anschluß an den
eher bescheidenen Globalhinweis (S. 6) eine Einzelaufzählung verdient gehabt. Während des
Schuldienstes zu promovieren, ist eine Leistung an sich. Beim Lesen der 309 Seiten wächst
der Respekt. Eine übersichtliche Gliederung, kurze Kapitel, Abschnitte und Sätze (hier
schreibt ein Praktiker!), ein guter Druck erleichtern die Lesbarkeit. Gründlichkeit und Fleiß
sind hervorzuheben. Die Arbeit mit allem nur denkbaren Quellenmaterial (37 Seiten Anhang)
verdient deshalb das Prädikat „regionalgeschichtliches Nachschlagewerk". Eine Fortsetzung
wäre wünschenswert, 1997 — 50 Jahre nach Wiederaufnahme der Tätigkeit des Historischen
Vereins für Mittelbaden — ein geeignetes Datum.

Der Verein — so der erkennbare rote Faden Debachers — hatte stets hohe Zielsetzungen
für die Allgemeinheit, pflegte ein differenziertes Verhältnis zu Politik und Schulen, mußte um
Selbständigkeit und Finanzen kämpfen. Ausgeprägte „heimatgeschichtlich tätige" Persönlichkeiten
als Mitglieder machten den Umgang miteinander nicht immer leicht. Auf ihre Biographien
geht Debacher, soweit für den Kontext wichtig, genauer ein. Hervorzuheben ist insbesondere
auch, daß die Reaktion des Vereins auf die politischen Herausforderungen der Zeit
untersucht und offengelegt werden — hier kurz zu charakterisieren mit den Schlagworten: „im
Dienste des Patriotismus" (1. Weltkrieg), „Hüter der Grenzmark" (französische Besetzung
1924/Weimarer Zeit) und „im Einklang mit Partei und Staat" (NS-Zeit). Der Verfasser macht
so deutlich, daß es „unpolitische" Geschichte nicht gibt. Daß und wie es zur Schaffung eines
badischen Geschichtsbewußtseins kam, erscheint mir besonders interessant. Glücklich war
hierbei sicher, daß Debachers Freiburger Doktorvater Prof. Dr. Wolfgang Hug regionales Ge-


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