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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 239
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0241
Schichtsbewußtsein vorexerzierte (Baden, auch der Schwarzwald, können durchaus als „Region
" verstanden werden).

Debacher befaßt sich in seiner Arbeit auch mit anderen Historischen Vereinen im südwestdeutschen
Raum, mit ihren Zeitschriften und deren Anteil an der Erforschung der Geschichte
der Ortenau in den zwei Jahrzehnten von 1890 bis zur Gründung des Historischen Vereins für
Mittelbaden im Jahre 1910: Debacher sucht nach einer Erklärung dafür, warum dieser so spät
entstanden ist, und findet sie in der Beobachtung, daß die bereits bestehenden Vereine in ihren
Publikationsorganen das vorhandene Interesse an Ortenau-Themen lange zureichend abdeckten
. Schon 1826 war die „Gesellschaft zur Beförderung der Geschichtskunde zu Freiburg" entstanden
, deren Wirken allerdings zunächst auf zwei Jahrzehnte beschränkt blieb, bis sie 1866
neu begründet wurde und eine vielbeachtete Zeitschrift herausbrachte (S, 39/40, 53,109,272).
Der „Breisgau-Verein Schau-ins-Land" existiert seit 1873; er kam durch Zusammenschluß
kleinerer Vorläufer zustande. Sein Ziel war von vornherein im wesentlichen die Erforschung
des Breisgaus: darüber hinausreichendes Interesse findet sich nur sporadisch (S. 54, 111/12,
272). Der Kirchengeschichtliche Verein für das Erzbistum Freiburg wurde 1864 gegründet;
das von ihm herausgegebene „Freiburger Diözesan-Archiv (S. 52, 110, 273) hat am intensivsten
die Geschichte der Ortenau im Blick gehabt — neben der „Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins'*, die zunächst vom Karlsruher Generallandesarchiv, seit 1886 von der „Badischen
Historischen Kommission" herausgegeben wurde (S. 69, 111, 274).

Die Arbeit Debachers verdient zwar in erster Linie die Aufmerksamkeit der Historiker und
Pädagogen, die sich mit Badischer Geschichte befassen. Sie ist jedoch gleichermaßen interessant
für den, der sich mit der Geschichte der historischen Vereine allgemein beschäftigen
möchte, die ja seitdem 19. Jh. das Geschichtsbewußtsein des „Bildungsbürgertums" entscheidend
mitgeprägt und insofern auch, wie Debachers sorgfaltige Untersuchung zeigt, eine nicht
zu unterschätzende zeitgeschichtliche Rolle in ihrem jeweiligen Raum gespielt haben.

Dietrich Frhr. v. Boecklin

Alfred G. Frei/Jens RUNGE (Hg.), Erinnern — Bedenken — Lernen. Das Schicksal von
Juden, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen zwischen Hochrhein und Bodensee in den Jahren
1933 bis 1945. Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1990. 266 S., 92 Abb.

Der Sammelband ist anläßlich des 50. Jahrestages der Reichspogromnacht vom 9. auf den
10 November 1938 entstanden. Damals waren, als vorläufiger Höhepunkt der Judenverfolgung
in Deutschland, Synagogen, Friedhöfe, Wohnhäuser und Geschäfte jüdischer Mitbürger
verwüstet und angezündet worden. Deutsche Nazis mißhandelten, vergewaltigten und töteten
Juden. Viele deportierten sie in Konzentrationslager. Ihr Eigentum wurde geraubt. Dies alles
geschah unter den Augen der deutschen Bevölkerung, die diese Verbrechen meist mit Gleichgültigkeit
, manchmal auch mit Schadenfreude begleitete. Gewiß begegneten manche dem
Treiben auch mit Abscheu, aber Proteste — so die Erkenntnisse der Autoren — gab es nicht.
Selbst die Kirchen hüllten sich signifikanterweise in Schweigen. Am Ende des Krieges waren
allein in Baden-Württemberg 8500 Juden Opfer des Holocaust geworden.

Die Autoren schildern aber nicht nur den Leidensweg der Juden zwischen Hochrhein und
Bodensee, sondern auch das oft fatale Schicksal von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen,
Roma und Sinti in dieser Region, Dabei stellte sich die Frage, ob man aus der Geschichte lernen
kann, oder konkreter, wie solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit künftig zu vermeiden
sind. Die Autoren gingen zunächst den Ursachen von Fremdenfeindlichkeit auf den
Grund. Unbekanntes und Neues rufen nämlich, so ihre These, bei vielen Menschen Ängste
hervor. Ängste, die vor allem dort Verbreitung finden, wo soziale Stabilität und die Fähigkeit
zu intellektueller Analyse gesellschaftlicher Vorgänge nur in geringem Maß vorhanden sind.
Man sieht sich rasch in seiner gewohnten Umgebung von Fremdem bedroht, ein Teil der ohne-

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