Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 240
(PDF, 35 MB)
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hin labilen Geborgenheit geht verloren» Statt sich den Problemen zu stellen, weichen viele zunächst
in Heimattümelei und Bierdunstromantik aus. Bei geeigneter Propaganda mündet dies
schnell in Haß und Gewaltakte gegen andere. Die Ursachen für Fremdenfeindlichkeit liegen
demnach sowohl in sozialen Aspekten (Sündenbockfunktion für selbstverursachte Schwierigkeiten
) als auch in mangelndem Wisssen begründet.

Die Herausgeber und Autoren dieses Bandes plädieren deshalb dafür, dem Vergessen auch
historisch unangenehmer Fakten entgegenzutreten. Zunächst einmal müßte alles, was mündlich
oder schriftlich überliefert ist, einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Darüber
hinaus aber — und hier beschreitet dies Buch zum Teil neue Wege — sollte mit Hilfe von Musik
, bildender Kunst und Veranstaltungen aller Art das scheinbar Bedrohliche, vielfach Unbekannte
, vertraut und erfehrbar gemacht werden. Persönliche Kontakte zu fremden Menschen,
ihrer Kultur und Mentalität könnten dazu beitragen, Mißtrauen und Furcht abzubauen, weil
der bislang Unbekannte aus seiner Anonymität heraustrete und so leichter zum menschlich akzeptierten
Mitbürger werden kann.

Das Buch gewinnt übrigens vor dem Hintergrund der gerade einsetzenden Diskussion um
David Goldhagens Werk „Hitlers willige Vollstrecker" eine besondere Bedeutung. Denn hier
wie dort geht es ja um die Gesinnung der Täter und Mitwisser, um die Frage, inwieweit der
normale Bürger die Brutalitäten gegen Fremde und jüdische Mitbürger guthieß und duldete.

Goldhagens Behauptung, es sei ein viel größerer Anteil der Bevölkerung, als bisher angenommen
, bereit gewesen, auch die abscheulichsten Verbrechen zu akzeptieren, stützt dieser
Sammelband, wenn auch nur regional beschrieben» Ja der Ungeist der Nationalsozialisten fiel
auch in der Deutschschweiz, wie ein Autor nachweist, auf fruchtbaren Boden.

Das Buch ist gut lesbar^ mit Bildern und Tabellen anschaulich gestaltet. Man kann sich nur
wünschen, daß diese Art der Forschung und Aufarbeitung der Vergangenheit viele Nachahmer
findet. Detlef Vogel

Rudolf Lill, MICHAEL KlSSENER, (Hg.), 20. Juli 1944 in Baden und Württemberg. Universitätsverlag
Konstanz 1994, 242 S., Abb.

Dem Attentat auf Hitler, wie es von Stauffenberg am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier
ausführte, waren jahrelange konspirative Planungen vorausgegangen. In der Hauptsache hatte
sie der ehemalige Leipziger Bürgermeister Carl Goerdeler koordiniert. Er bemühte sich
darum, überall in Deutschland Persönlichkeiten zu finden, die den Umsturz fördern wollten
oder sich wenigstenes bereit erklärten, nach dem Putsch wichtige öffentliche Ämter einzunehmen
. Rudolf Lill und Michael Kissener haben im vorliegenden Sammelband den Versuch
unternommen, die Vorbereitungen zum Attentat auf regionaler und lokaler Ebene im deutschen
Südwesten darzustellen. Unter Verwendung bislang unbekannten Quellenmaterials
machten die Autoren des Werkes den Organisationsgrad der Verschwörung in diesem Landesteil
sichtbar.

Die Zentren konspirativer Tätigkeit waren in den großen Städten, vor allem in Stuttgart,
Karlsruhe und Freiburg beheimatet. Häufig suchte Goerdeler den „Stuttgarter Kreis" um
Bosch, Bolz und Strölin auf und informierte sie über die neueste Entwicklung im Zentrum
des deutschen Widerstandes. Dabei kam zum Ausdruck, daß auch im Südwesten recht unterschiedliche
politische und weltanschauliche Strömungen im Kreis der Verschwörer und Mitwisser
herrschten. Von äußerst konservativen über liberale und christliche bis hin zu gewerk-
schaftsorientierten Ausrichtungen reichte das Spektrum» Auch kommt bei der Beschreibung
des „Stuttgarter Kreises** deutlich zum Ausdruck, welche Skepsis sich schon bald breitmachte
, was das Gelingen des Umsturzvorhabens anlangte. „Linkisch, fast mit parodisti-
schem Charakter", wie es ein Historiker später ausdrückte, kamen den Männern im Südwesten
die Pläne der Verschwörer um Goerdeler mitunter vor. Manche glaubten auch nicht, daß aus™

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