http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0247
bezüglich des Elztals im Kreisarchiv Freiburg. Für die Zukunft ermöglicht sie so zu prüfen,
ob und wie sich der Bestand erhalten hat, und volkskundlich Forschende finden hier Objekte,
die noch Rätsel aufgeben. Renate Liessem-Breinlinger
Friburgum — Freiburg. Ansichten einer Stadt. Katalog zur Ausstellung anläßlich der
875-Jahr-Feier der Stadt Freiburg i. Br. vom 21. Oktober 1995 bis 7. Januar 1996, Hrsg. vom
Augustinermuseum Freiburg mit Beiträgen von Nuriä Barcelö, Sybille Bock, Peter Kalchtha-
ler, Johannes Korthaus und Johannes Mangei. Waldkircher Verlag, Waldkirch 1995. 142 S.,
ca. 90 Abb.
Für das Feiern von Jubiläen sind Stadtväter meist gerne zu gewinnen, wie die Gedenkfeiern
anläßlich der 50 Jahre zurückliegenden Zerstörung Freiburgs (1994), des Kriegsendes (1995)
und des Stadtjubiläums 1995 zeigen. 875 Jahre anläßlich eines umstrittenen Stadtgründungsdatums
zu feiern, ist Ansichtssache. Ansichtssache ist auch die Ausstellung des Augustinermuseums
, genauer gesagt, sind es Ansichten der Stadt Freiburg. Diesen (sicher unbeabsichtigten)
Bezug im übertragenen Sinn stellt der Ausstellungskatalog von Stadtansichten aus fünf Jahrhunderten
in unverfänglicher, unspektakulärer und zeitloser Form her. Stadtansichten sind für
die Bürger einer Stadt immer aktuell, interessant, haben einen gewissen Wiedererkennungs-
wert und sie schaffen Identifikationsmöglichkeiten mit der Stadt. In der Ausstellung hatten
und im Katalog haben die Freiburger Gelegenheit, ihre Stadt neu zu entdecken und aus unterschiedlichen
Perspektiven räumlicher und zeitlicher Dimension zu sehen,
Dem Katalogteil sind fünf Aufsätze vorangestellt, die verschiedene Aspekte der Stadtansichten
in Anlehnung an die Chronologie der Ausstellungsobjekte darstellen. Umfangreich stellt
Johannes Mangei den Solothurner Formenschneider Gregorius Sickinger mit dessen Stadtansicht
aus dem späten 16. Jahrhundert vor. Der Beitrag kommentiert die zwei Varianten des
wohlbekannten Sickingerplanes, der bei fast allen stadthistorischen Publikationen als Abbildung
herangezogen wird. Auch die Person Sickingers wird in einer Kurzbiographie vorge-
stellt, Überlegungen zur Historizität und der baulichen Situation der Stadt, zu Bildbestandteilen
und austauschbaren Versatzstücken der Stiche, Aspekte der Auftragsarbeit und der
Selbstdarstellung der Stadt wie auch der persönlichen Interessen Sickingers werden dem Leser
nähergebracht. Peter Kalchthaler umreißt die Darstellungen Freiburgs im 17. und 18. Jahrhundert
, in denen das Interesse sich vor allem auf die Festung Freiburg konzentrierte. Das sternförmige
Stadtbild, das engstens mit dem Namen Vauban verbunden ist, dürfte vielen Freibur-
gern und Breisgauern noch von der Ausstellung des Stadtarchivs über die Festung Freiburg
1988 bekannt sein. Die Wandlung von der Festung zur Stadt im 19. Jahrhundert, die durch die
Schleifung des Festungsgürtels frühe und ungewöhnliche Expansionsmöglichkeiten über die
Grenzen des mittelalterlichen Stadtkerns hinaus erhielt, schildert Johannes Korthaus. Freiburg
benötigte rund 100 Jahre, bis es diese Ödflächen um den Stadtkern herum sinnvoll nutzen und
die damit verbundenen Aufgaben bewältigen konnte. Parallel dazu vollzog sich der Wechsel
der Landesherrschaft von Österreich zu Baden, der eine neue Zähringertradition mit sich
brachte. Eine romantisierende und historisierende Darstellung Freiburgs sowie eine entsprechenden
Ausgestaltung des Erscheinungsbildes der Stadt waren damit verbunden. Die Idealisierung
des Freiburger Bürgermeisters Otto Winterer „Dörfer haben Dächer, Städte haben
Türme'* spiegelt sich in den Stadtansichten wider. Daß dabei dem Freiburger Münster, dem
sich der Beitrag von Nuriä Barcelö widmet, ein entscheidender Anteil zukam, versteht sich
von selbst. Romantik und Historismus überhöhten zusätzlich die Bedeutung des Münsters vom
Sakralbau zum Kunstwerk und Wahrzeichen der Museumsstadt Freiburg, die 1944 im Bombenhagel
unterging. Dabei waren und sind die Stadtansichten immer von Kunstauffassungen,
Stilen, Techniken und Sichtweisen der Künstler abhängig und geprägt. Mit diesen unterschiedlichen
Einflüssen von der französischen Landschaftsmalerei bis zur manipulierenden
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