Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 246
(PDF, 35 MB)
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Perspektive, von Harmonisierung oder Charakterisierung zwischen Kunst und Kitsch der Touristenstadt
Freiburg, deren Bild heute überwiegend von Ansichtskarten geprägt wird, beschäftigt
sich Sybille Bock. Ihr Beitrag setzt sich mit Freiburg als malerischem Sujet auseinander,
wobei sie die Schönheit Freiburgs als Konstruktion sieht und dadurch Freiburg fast seine verklärte
Schönheit entzieht.

Der Katalog ist ein schönes und preiswertes Geschenk für die Freiburger. Er dürfte vom
Buchhandel nicht nur als Ausstellungs- und Kunstkatalog, sondern auch als Geschenkband
eingestuft werden, den mancher Freiburgliebhaber immer wieder gerne aus dem Regal holt.
Die Stadtansichten Freiburgs verlocken im Ohrensessel mit einem Glas Wein betrachtet zu
werden. Zwar verständlich, bezogen auf die Herstellungskosten und das Preis-Leistungsverhältnis
, aber auch nachteilig für den Band ist die Bebilderung, die durchaus hätte reichhaltiger
ausfallen dürfen. Beim Betrachten des Katalogteils springen die oft verloren wirkenden Hinweise
auf die relativ wenigen Abbildungen ins Auge und dämpfen die Freude am Blättern.

Dieter Speck

W. Gerd Kramer, Der Fall Berthold Schwarz. Werk, Schicksal und Tod. Freiburg 1993.
45 S.

Mit naturwissenschaftlichem Spezialwissen und historischem Sachverstand erforschte Gerd
Kramer Leben und Werk des Berthold Schwarz, von dem überliefert ist, er sei Franziskanermönch
in Freiburg gewesen und habe hier das Schießpulver erfunden. Die Stadt ließ ihm im
19. Jahrhundert ein Denkmal errrichten mit einer Inschrift nämlichen Inhalts. Nach Kramers
Ergebnissen handelt es sich hier um eine Ansammlung von Irrtümern. Nur eine Aussage kann
er stützen: daß der sogenannte Berthold Schwarz aus Freiburg stammte. Daß „Schwarz" oder
„niger" nur den Beruf des Chemikers — mittelalterlich Alchimist oder Schwarzkünstler -
bezeichnete, hatte Heinrich Hansjakob schon vor rund hundert Jahren herausgefunden. Für die
Verbreitung des falschen Namens sorgte ab 1544 die Kosmographie Sebastian Münsters. Kramer
fand Belege, die plausibel machen, daß der wahre Name Konstantin Anklitzen lautete.
Er korrigiert auch die Vorstellung, der Pulverchemiker sei Franziskaner gewesen und geht von
einem weltlichen Meister aus, der sein Labor mit Sicherheit nicht innerhalb der Stadtmauern
hatte.

Als ergiebige Quelle wertete Kramer ein Feuerwerkbuch aus, das ein unbekannter Büchsenmacher
um 1400 erstellt hatte, wovon ihm verschiedene Abschriften vorlagen. Darin wird ein
neues effektives Geschütz aus Metall beschrieben, das runde Steinkugeln über 1000 Meter
weit schleudern konnte. Diese sogenannte „Steinbüchse" hat um 1375 der Meister erfunden,
der später Berthold Schwarz genannt wurde. Schon rund vierzig Jahre zuvor hatte es in Europa
das Feuerrohr gegeben, das wie das chinesische aus Holz mit Metallbändern bestand und
sich zum Abschießen von Pfeilbolzen eignete. Die Steinbüchse erreichte eine unvergleichlich
höhere Durchschlagskraft, da hier Pulverkammer und Lauf erstmals voreinander getrennt waren
. Berthold verbesserte auch die Pulverchemie. Er fand unter anderem heraus, daß eine Körnung
die Effektivität steigert. Wesentlich war auch seine Erkenntnis, daß nicht das Feuer, sondern
das unter Druck entstehende Gas die Kugel treibt, weshalb er eine Teilbeladung der
Pulverkammer empfahl.

Kramer kann recht überzeugend darlegen, worin Bertholds Werk bestand. Die Versuche,
seinen Lebensweg zu klären, brachten ebenfalls interessante Ergebnisse, nicht aber letzte Sicherheit
. Er geht davon aus, daß der Freiburger Erfinder „wegen der Kunst, die er erdacht"
verfolgt wurde, nachdem 1380 die Steinbüchse Schrecken verbreitet hatte. Er sei in Böhmen
in einem Bernhardinerkloster untergetaucht und 1389 in Prag hingerichtet worden, und zwar
unter dem Namen Berthold niger. Am Schluß faßt Kramer seine wichtigsten Aussagen in einer
Zeittafel zusammen. Bezüglich der genauen Quellenangaben verweist er auf eine ausführli-

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