Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
115.1996
Seite: 247
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0249
chere Publikation zu dem Thema, die als Monographie in der Reihe „Abhandlungen und Berichte
" des Deutschen Museums erschienen ist: „Berthold Schwarz, Zur Chemie- und Waffengeschichte
des 14. Jahrhunderts/4 Renate Liessem-Breinlinger

Helmut Schyle, Freiburg i. Br. und seine Einwohner im 17. Jahrhundert. Eine historisch-
demographische Untersuchung unter Einsatz der EDV (Veröffentlichungen aus dem Archiv
der Stadt Freiburg im Breisgau 28). Verlag Ploetz, Freiburg, Würzburg 1993. 363 S., zahlreiche
Graphiken und Tabellen.

„Ein Problem ist die Eingliederung entlassener Soldaten, ein noch größeres die zunehmende
Überfremdung der Stadt" (S. 34). Diese Feststellung Schyles bezieht sich auf das zweite Drittel
des 17., nicht des 20. Jahrhunderts. 1993 betrug der Ausländeranteil in Freiburg elf Prozent,
gegen Ende des 17. Jahrhunderts machte die französische Besatzungsmacht einschließlich Soldaten
mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Garnisons- und Festungsstadt Freiburg aus. Die
Kirchenbücher spiegeln diesen Zustand wider: Heiraten bei insgesamt 5.365 erfaßten Ehen
zwischen 1600 und 1700 rund 9,5 Prozent der Frauen nachweislich einen Soldaten, so ist es
im Jahr 1675 sogar die Hälfte aller Frauen, die einen aus überwiegend habsburgischem Herrschaftsbereich
stammenden Soldaten ehelichen (S. 247). Während der zwanzig Jahre dauernden
französischen Besatzungszeit häufen sich dann die Eheschließungen mit Franzosen. Bei
rund 18 Prozent der zwischen 1676 und 1700 geschlossenen Ehen ist der Bräutigam ein Soldat
(S. 151 u. 248) — eine überraschende Feststellung für das durch Abschottungspolitik und
strenges Zunftwesen gekennzeichnete Freiburg (es sei nur an die Schwierigkeiten savoyardi-
scher Krämer erinnert, die hier das Bürgerrecht erwerben wollten).

Einer schwierigen und langjährigen Arbeit hat sich Schyle mit der Auswertung der Freiburger
Kirchenbücher aus dem von Kriegen geschüttelten 17. Jahrhundert unterzogen. Diese Zeit
wird sonst von den Demographen gern umgangen, einmal wegen der unvollständigen Einträge
infolge von Kriegswirren, zum anderen weil die Angaben erst im 18. Jahrhundert — in Freiburg
auf Anweisung der französischen Regierung bereits 1685 (S. 58) — umfassender und aussagekräftiger
werden. Erschwerend kommt für Freiburg hinzu, daß es bis 1678 außer der Münsterpfarrei
noch drei weitere, von Schyle nicht einbezogene Pfarrgemeinden gab (Adelhausen,
St. Peter und St. Nikolaus), in welchen vitalstatistische Einträge der Freiburger Bevölkerung
erfolgten. Die ständig wechselnde und sich erneuernde Einwohnerschaft Freiburgs führte
außerdem — im Gegensatz zu dem von Schyle herangezogenen, in einem Schwarzwälder Hochtal
gelegenen Ort Schonach — zu einer „inhomogenen bis amorphen" Population (S. 216).

Für das von Prof. Hugo Ott (Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität
Freiburg) bereits 1976/77 angeregte demographische Projekt zur Bevölkerung der Stadt Freiburg
im 17. Jahrhundert stellte die Deutsche Forschungsgesellschaft von 1980 bis 1983 Fördermittel
zur Verfügung. Da die Elektronische Datenverarbeitung damals noch in den Kinderschuhen
steckte, sollten mit den zur Verfügung gestellten Geldern die Einsatzmöglichkeiten
von EDV am Beispiel der umfangreichen Daten der Kirchenbücher erprobt werden. Der Da-
tenaufhahme und -Verarbeitung sind daher 23 Seiten gewidmet. Wer mit der Anfang der 80er
Jahre zur Verfügung stehenden EDV arbeiten mußte — zunächst sogar noch mittels Lochkarten
— hatte mit fast unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Erst mit dem Einsatz des
Programmsystems CLIO aus Göttingen stand ein funktionstüchtiges Programm zur Verfügung
. Als sich die Herausgabe der Dissertation um acht Jahre verzögerte, wurde daher eine
Neufassung der ffir die Verarbeitung der Quellen relevanten Kapitel sowie eine Neusetzung
sämtlicher Tabellen notwendig. Eine immense Arbeit kam auf den Autor und den Herausgeber
zu, die sicher oft bis an die Grenzen des Zumutbaren ging. Diese technischen Probleme berühren
jedoch in keiner Weise die Ergebnisse dieser gründlichen und umfassenden historisch-
demographischen Untersuchung, die auf der Schule der Annales basiert. Daß die einschlägige

247


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0249