http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1996/0254
Ortwin Müller, der ehemalige Leiter des Universitätsbauamts, legt in seinem Beitrag zu der
vorliegenden Publikation Wert auf die Feststellung, daß seine Dienststelle nicht „quer zur
Stadt" geplant und gebaut habe. Seine Uberschrift enthält ein Bekenntnis: „Zukunftsorientierte
Universitätsplanung statt einer Wiederherstellung des oft nur zufällig entstandenen
Alten'4.
Interessant sind auch Paul Berts Ausführungen zur Vorgeschichte von Schlippes Wiederaufbaukonzept
, das nach wie vor als tragfähig und stimmig empfunden wird. Es entstand nicht
erst nach der Zerstörung von 1944. Vieles lag in der Schublade als Sanierungsziel, denn
Schlippe war schon seit 1925 städtischer Baudirektor. Bauten des Historismus und Jugendstils
waren ihm ein Dorn im Auge, und wo immer möglich hatte er sogenannte Fassadenbereinigungen
gefördert.
Jörg Stadelbauer, Inhaber des Lehrstuhls für Geographie und Landeskunde an der Freiburger
Universität, behandelt das Thema Wiederaufbau unter dem Gesichtspunkt der sozialen
und wirtschaftlichen Strukturen, Er verfolgt die Entwicklung bis in die Jetztzeit über mehrere
Stadtumbau wellen hinweg. Der Trend zur Zusammenfassung von Grundstücken besteht auch
in Freiburg. Zahlreiche traditionelle Geschäfte fielen dem Verdrängungswettbewerb zum Opfer
. Die Zahl der Bewohner der Innenstadt ist rückläufig. Am eindeutigsten wandelte sich die
Einstellung bezüglich der Verkehrsregelung im Stadtkern. Wo sich die Planer vor 50 Jahren
um autogerechte Lösungen bemühten, dominieren heute Fußgängerzonen — bei Geschäftsleuten
nach wie vor nicht ganz unumstritten.
Weitere Autoren gingen ins Detail: Der Historiker und Archäologe Bernhard Vedral schrieb
über die Trümmerbeseitigung und die ersten Behelfsläden. Wolfgang Klug, der Leiter des
städtischen Vermessungsamtes, zeigt, wie durch eine Baulandumlegung Allzu verwinkeltes
und Kleinmaßstäbliches aus dem Stadtbild entfernt wurde. Leo Schmidt, Leiter der Inventari-
sation beim Landesdenkmalamt, bedauert, daß manches abgebrochen wurde, was reparabel
gewesen wäre., und macht deutlich, wie sich das Denkmal Verständnis in den fünf Jahrzehnten
gewandelt hat. Stilepochen, die damals verpönt waren, sind heute denkmalwürdig. In seinem
dritten Beitrag eröffnet Paul Bert dem Leser einen Blick in die Zukunft: Er stellt die Projekte
vor, die derzeit am Westrand der Innenstadt entstehen, einschließlich der Planungen für einen
neuen Stadtteil im Westen. Der Historiker Andreas Weber verschaffte sich einen Uberblick,
in welcher Weise in den 50 Jahren der Zerstörungsnacht gedacht wurde. Er konstatiert nicht
nur Wandel in der äußeren Gestaltung, sondern auch hinsichtlich der Gruppen, die sich engagierten
, und ihrer Intentionen.
Saskia Durian-Ress5 Leiterin des Augustinermuseums? berichtet, wie das wertvolle Inventar
des von ihr verwalteten Hauses über den Krieg gerettet wurde. Zu den diversen Bergungslagern
gehörten das Schloß Heiligenberg, das Gefängnis von Pfullendorf und das städtische
Salzlager von Heilbronn. „Kontinuität und Neubeginn" nennt Bernd Boll seine Darlegungen
über das kulturelle Leben in Freiburg von 1945 bis 1952, Angela Wagemann untersuchte die
Anfange des Südwestfunk-Landesstudios und der Badischen Zeitung vor dem Hintergrund der
Presselandschaft vor dem Krieg. Peter Fäßlers Beitrag über den demokratischen Neubeginn
erinnert daran, daß sich der Wiederaufbau unter französischer Besatzung vollzog, und wie entbehrungsreich
das Leben damals war. Renate Liessem-Breinlinger
Der Landkreis Lörrach. Bd. II. Bearb. von der Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs
Freiburg L Br. Hrsg, von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung
mit dem Landkreis Lörrach (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Thorbecke
Verlag, Sigmaringen 1994. XVI, 972 S.
Da der erste Band in dieser Zeitschrift bereits ausführlich gewürdigt wurde (vgl. SiL 113,
1994, S. 184—186), seien hier nur Ergänzungen gebracht. Band 2 enthält die Gemeindebe-
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